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Zucker kann süchtig machen!
Ich weiß nicht, wie es Dir geht, doch ich konnte von Süßigkeiten, insbesondere Schokolade einfach nicht genug bekommen. Auch zu Nudeln und frischem Weißbrot konnte ich nur schwer „nein“ sagen.
Meine Vorliebe für Zucker und andere schnell verdauliche Kohlenhydrate fing bereits in meiner Kindheit an. Nutella und andere Süßigkeiten sowie Pasta und Brot kamen täglich auf den Tisch.
Das hat dazu geführt, dass ich regelrecht süchtig nach all diesen Dingen wurde und mich heute als ehemals zuckersüchtig bezeichnen würde. Mehr über meine Geschichte, wie ich zuckersüchtig wurde, findest Du übrigens hier>>
Dabei ist die Sucht nach Zucker und anderen schnell verdaulichen Kohlenhydraten in unserer Gesellschaft noch lange nicht anerkannt und wird meist belächelt.
Ich solle doch einfach mehr Willensstärke und Disziplin an den Tag legen, ein Stückchen Schokolade könne ja auch nicht schaden – so oder ähnlich reagieren die meisten Menschen in meinem Umfeld, wenn ich Süßigkeiten von vorne hinein dankend ablehne und nicht einmal ein Stück probieren möchte.
Zum Glück wurde inzwischen belegt, dass Zucker süchtig machen kann, so dass ich und alle anderen Zuckersüchtigen nicht länger an unserem Charakter zweifeln müssen.
In Versuchen an Ratten (die ich zwar nicht begrüße, die aber gemacht werden) hat man herausgefunden, dass Zucker im Gehirn ähnliche Prozesse in Gang setzt, wie sie auch durch harte Drogen wie beispielsweise Kokain ausgelöst werden. Allerdings reagieren nicht alle Menschen derart sensibel auf Zucker.
Warum also werden manche Menschen süchtig nach diesem Zeug und andere nicht? Ein kleiner Ausflug in die Ursachen für Zuckersucht hilft dies zu verstehen.
Die Ursachen für Zuckersucht
1. Die Gene und Zuckersucht
Zuckersucht wird durch genetische Faktoren begünstigt. Zum Beispiel steigt das Risiko für die übermäßige Lust auf Süßes, wenn ein oder beide Elternteile alkoholabhängig waren.
Und auch dann, wenn die Mutter in der Schwangerschaft viele Süßigkeiten gegessen hat und man in der Kindheit übermäßig an den Geschmack von Süßem gewöhnt wurde, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass das Gehirn auch später ausgesprochen stark auf den Verzehr von zuckerhaltigen Dingen reagiert.
Bei einem Zuckersüchtigen werden nach dem Genuss von Süßigkeiten mehr Glückshormone ausgeschüttet als das bei Nicht-Betroffenen der Fall ist. Das ist auch einer der Gründe, warum es so verdammt schwer fällt aus der Zuckerfalle auszusteigen, wenn man erst einmal in ihr gelandet ist.
2. Vitalstoffmangel und Zuckersucht
Neuere Ergebnisse zeigen, dass auch eine Unterversorgung mit wichtigen Mineralstoffen, Vitaminen und Spurenelementen der Grund für den übermäßigen Wunsch nach schnell verfügbarer Energie darstellen kann. Denn Zucker kann vom Gehirn ziemlich schnell als Energie genutzt werden.
Wenn unsere Zellen nicht mit allem versorgt sind, was sie für die Aufrechterhaltung ihrer Prozesse benötigen, geben sie Alarm, der durch den Verzehr von schnell verdaulichen Kohlenhydraten wie Zucker oder Weißmehl leider auf eine falsche Weise beantwortet wird.
Diese Lebensmittel können zwar vom Gehirn schnell in Energie umgesetzt werden, es fehlen ihnen jedoch wichtige Vitalstoffe, die uns bei vollem Magen sozusagen verhungern lassen. Das mag sich vielleicht übertrieben anhören, entspricht jedoch den Tatsachen.
Obwohl in unserer Gesellschaft immer mehr Menschen übergewichtig sind und damit zu viele Kalorien essen, sind Mineralstoff- und Vitaminmängel weit verbreitet. Kein Wunder, wenn wir immer mehr Dinge essen, die wir derart weiterverarbeiten, dass sie vielleicht unsere Geschmackssinne beeindrucken, unsere Zellen jedoch unterversorgt lassen.
Als Zuckersüchtiger kann es daher sehr hilfreich sein, den Anteil der Vitalstoffe in der täglichen Ernährung zu erhöhen, um dadurch die ungesunden Gelüste zum Verschwinden zu bringen bzw. um sie deutlich reduzieren zu können.
Grüne Pflanzenbestandteile wie Salate, Kräuter, Grünkohl, Brokkoli, Wildkräuter oder andere sogenannte Superlebensmittel sind aufgrund ihrer hohen Vitalstoffdichte hierzu besonders gut geeignet.
Eine geniale Möglichkeit mehr Grünzeug zu essen, weil sie schnell zubereitet sind und lecker schmecken, ist das Trinken von grünen Smoothies.
Da oftmals auch ein Mangel an wichtigen Fettsäuren an den oftmals als so böse dargestellten gesättigten Fetten besteht, sollte man auch hier auf eine ausreichende Zufuhr achten. Allerdings müssen die gesättigten Fette roh, also unerhitzt gegessen werden, denn sonst können sie wirklich schädlich wirken und nicht für die zelluläre Sättigung dienen.
Rohe gesättigte Fette stecken zum Beispiel in naturbelassenem Kokosmus und Kokosöl oder in Rohmilchbutter. Eine wirklich köstliche Möglichkeit diese Zutaten in die tägliche Ernährung zu integrieren sind die sogenannten Lubrikatoren, bei denen die Fette zusammen mit hochwertigem Eiweiß und Obst zu einem leckeren Getränk gemixt werden.
Aus ayurvedischer Sicht zählt auch Ghee zu den guten Fettquellen.
3. Psychische Faktoren und Zuckersucht
Und selbstverständlich können bei Essenssüchten jeder Art und so auch bei der Zuckersucht, emotionale Faktoren eine Rolle spielen. Die Vorliebe auf Süßes scheint uns angeboren, denn auch die Muttermilch schmeckt leicht süßlich. Zudem ist in der Natur kaum etwas zu finden, das süß schmeckt und giftig für uns wäre. Es gibt daher kaum jemanden, dem Süßes nicht schmecken würde.
Wenn wir dann als Kinder auch noch mit Süßigkeiten getröstet, ruhig gestellt oder belohnt werden, ist es nicht verwunderlich, wenn wir auch später noch, zu diesen Dingen greifen, wenn wir uns einsam, traurig oder niedergeschlagen fühlen oder der Meinung sind eine Belohnung verdient zu haben.
4. Die Macht der Gewohnheiten
Dass Gewohnheiten machtvoll sein können, weiß wohl jeder, der schon einmal versucht hat, eine unliebsame Angewohnheit hinter sich zu lassen. Und das ist auch ganz logisch.
Gewohnte Verhaltensweisen lösen im Gehirn chemisch-neuronale Prozesse aus, die uns ein Gefühl von Sicherheit, Vertrautheit und Geborgenheit vermitteln. Wenn alles ist, wie es immer war, muss es in Ordnung sein, so die evolutionsbedingte Interpretation unseres Gehirns. Unser Nervensystem kann entspannen und wir fühlen uns gut.
Ähnlich funktionieren auch unser Geschmackssinn und unser Appetit. Sie gewöhnen sich an (fast) alles, was wir wiederholt ausführen. So ist es kein Wunder, dass wir besonders auf die Dinge abfahren, die wir bereits seit vielen Jahren kennen und 100-fach wiederholt haben.
Doch zum Glück können wir die Kraft der Gewohnheit auch für uns nutzen.
Jedes Mal, wenn wir nicht wie gewohnt handeln und etwas Neues ausprobieren, also zum Beispiel dem Wunsch nach Schokolade, Nudeln oder was auch immer, nicht nachgeben, sondern z. B. mit einem Apfel oder einer Runde Sport entgegentreten, verliert die alte Gewohnheit an Kraft und mit der Zeit bildet sich eine neue Gewohnheit, die eines Tages genauso befriedigend wirkt, wie ursprünglich das alte Verhalten.
Das erfordert natürlich einiges an Durchhaltevermögen und Willenskraft, ist in seiner Wirkung jedoch nicht zu unterschätzen.
Wenn alles nichts hilft, dann hilft vielleicht ein kalter Entzug
Sind die psychischen Faktoren hinter der Zuckersucht jedoch aufgedeckt und bearbeitet und achtet man bereits auf eine ausreichende Zufuhr von Vital- und Nährstoffen, kommt aber dennoch nicht vom Zucker los, sollte man meiner Meinung nach den Sprung ins kalte Wasser wagen und sich selbst auf „kalten Entzug” setzen.
Das hört sich hart an, ist es auch, aber nicht für lange. Denn der Entzug von Zucker geht glücklicherweise recht schnell. Schon nach ein paar Tagen konsequenter Abstinenz staunt man nicht schlecht, wie leise die Lust auf Süßes bereits geworden ist.
Auch sonst wird man erfreut sein, wie schön das Leben doch sein kann, wenn man nicht ständig den krassen Blutzuckerschwankungen, ausgelöst durch herkömmlichen Zucker, ausgesetzt ist. Die Stimmung steigt, man fühlt sich ausgeglichener und auch der Energiepegel hebt sich – versprochen!
Tipps für die Zuckerentwöhnung
Und selbstverständlich kann man die Regeln des „kalten Entzugs” auch etwas entschärfen. In der Übergangszeit ohne weißen Zucker können zum Beispiel alternative Süßungsmittel wie Honig, Dicksäfte, Sirups, Xylit oder im besten Fall sogar Stevia sehr hilfreich sein, um die Lust auf Süßes im Zaum zu halten.
Auch der Genuss von Trockenfrüchten, selbst hergestellten Bananensmoothies oder mit den oben genannten Alternativen gebackene Kuchen und Kekse können sich als sehr hilfreich erweisen.
Leckere und deutlich gesündere Rezeptideen für Naschereien als man im Allgemeinen so in Supermärkten oder Bäckereien findet, kann man auch auf Silke Rosenbuschs Blog Silkessuessen nachlesen>>
Nach einem Rückschlag einfach wieder aufstehen und weiter gehen
Mit all diesen Informationen und Tipps ausgestattet, sollte der Ausstieg aus der Zuckersucht, zumindest zeitweise möglich sein. Denn ich weiß natürlich selbst nur gut genug, dass ein Impuls von außen, wie ein heftiger Streit in der Familie, mit dem Partner oder Freunden, ein gravierender Fehler im Job, Prüfungsstress oder andere nervenaufreibende Dinge, die zum Leben eben dazugehören, einen wieder aus der Bahn werfen können und die Belohnung mit Zucker wieder attraktiv erscheinen lassen.
Manchmal reicht auch das Vorhandensein von Möglichkeiten, z. B. beim Anblick eines lecker duftenden Kuchens auf dem Geburtstag von Familie oder Freunden, der Anblick der Bäckertheke oder der Duft der Imbissbude, um uns in Versuchung zu führen.
Doch selbst, wenn man wieder in alte Verhaltens- bzw. Essensmuster verfällt, ist das kein Grund zum Verzweifeln. Wer den Weg einmal packt aus der Zuckersucht, der packt ihn auch ein zweites, drittes oder viertes Mal – halt eben so viele Male, die eben nötig sind, um zuckrigen Dingen ein für allemal den Rücken zu kehren.
Und eins kann ich versprechen: Es wird jedes Mal einfacher!
Übrigens: Da Produkte aus Weißmehl wie Brot, Brötchen, Nudeln, Pizzaböden, Kuchen, Kekse usw. aufgrund der enthaltenen schnell verdaulichen Kohlenhydrate ebenfalls eine ähnliche Wirkung auf den Blutzucker haben wie zuckrige Dinge, lohnt es sich diese Sachen in der Zeit des Entzuges gegen Vollkornprodukte, Quinoa, Hirse oder Amarant auszutauschen. Denn auch diese Dinge können ähnliche Symptome wie Zuckerhaltiges verursachen und uns in der Essensfalle gefangen halten.
Mich würde jetzt natürlich interessieren, wie Gleichgesinnte, die ebenfalls mit der Lust auf Zucker oder den anderen genannten schnell verdaulichen Kohlenhydraten zu leben haben, diese Herausforderungen meistern.
Welche Erfahrungen hast Du gemacht? Was hilft Dir, den Konsum von Zucker einzuschränken oder wegzulassen? Und was sind die Auslöser, die Dich dann vielleicht doch wieder in die Zucker- bzw. Weißmehlfalle tappen lassen?
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Im Jahr 2015 habe ich mein Projekt „1 Jahr ohne Zucker“ gestartet. Wenn Du wissen möchtest, wie es mir dabei ergangen ist, gelangst Du hier zur ersten Ausgabe>>
Dieser Artikel erschien ursprünglich am 21. Oktober 2014 und wurde zuletzt überarbeitet am 26. Dezember 2023.
Hallo Marion,
du sprichst es bereits an dass einige Lebensmittel eine ähnliche Wirkung auf den Insulinspiegel haben wie Zucker, allen voran einfache Kohlenhydrate wie in Brot oder Nudeln. Ich denke daher nicht dass es hilfreich ist auf Zucker zu verzichten ohne diese Lebensmittel zumindest zu reduzieren oder im besten Fall zu ersetzen (wie du auch vorschlägst).
Ich würde sogar einen Schritt weiter gehen und vorschlagen zu fasten statt sich nur Zucker zu entziehen. Der Hintergrund ist der, dass man durch Fasten (also tatsächlich nur Wasser und ungesüßten Tee) zu sich zu nehmen effizient den Insulinspiegel senken und einen ketogenen Stoffwechsel erreichen kann. Je nachdem wie stark du von Kohlenhydraten abhängig bist kann es schon einen oder zwei Tage dauern diesen Zustand zu erreichen. Aber der Punkt ist der dass man einmal den Sprung schaffen muss den Insulinspiegel zu senken, ansonsten wird man den Hunger auf Zucker niemals los und kämpft ständig dagegen an (was auch kein Dauerzustand sein sollte).
Das sollte man wirklich regelmäßig machen, etwa einen Tag pro Woche und aufpassen dass man nach Beendigung des Fastens auch tatsächlich richtig einsteigt in die Ernährung (sprich: keinen Zucker und eine Fett und Eiweiß reiche Mahlzeit). Gelingt das wird man Woche für Woche merken wie der Hunger nach Zucker schwindet.
Natürlich muss man auch an seiner Umgebung arbeiten. Wer immer noch alle möglichen Süßigkeiten im Haus verteilt wird nicht davon loskommen. Aber statt einer Tafel weißer Schokolade kauft man eben eine dunklere (und steigert sich dabei). Wichtig ist dass man nicht zu streng mit sich ist und sich nicht alles verbietet (wie etwa gar keine Schokolade mehr zu essen oder seinen Kaffee gar nicht mehr zu süßen). Ansonsten rächt sich das früher oder später und der Körper rebelliert gegen diese vielen Vorschriften und Verbote.
Auch würde es vielen helfen sich genauer damit zu beschäftigen was Zucker mit seinem Körper anstellt und warum etwa 2/3 der Amerikaner übergewichtig sind z.B. Mehr Bewusstheit wie schädlich Zucker ist und dass es im Grunde wie eine Droge wie Kokain funktioniert würde vielen schon ausreichend die Augen öffnen um wirklich etwas dagegen tun zu wollen.
Lg,
Florian
Hi Florian,
da triffst Du den Nagel auf den Punkt. Ich habe es an mir selbst erlebt und erlebe es auch immer wieder bei anderen, dass die Zuckerentwöhnung erst dann erfolgreich verläuft, wenn auch zumindest Weißmehlprodukte weggelassen werden. Was ich aber auch immer wieder beobachte, es kommt nicht allein darauf an, wie ein Nahrungsmittel physiologisch verstoffwechselt wird, sondern welche emotionale Kopplung damit besteht.
Bei mir zum Beispiel war selbst Vollkornbrot lange Zeit kritisch, obwohl der enthaltene Zucker viel langsamer verstoffwechselt wird wie in Weißbrot. Und zwar ganz einfach deshalb, weil ich Brot mit Schokoaufstrich verknüpft habe. Im Gegensatz dazu kommen viele mit Vollkornbrot ganz wunderbar zurecht.
Ob Vollfasten ein guter Einstieg für Zuckersüchtige ist – würde ich so allgemein nicht unterschreiben, das kann dann doch ganz schön hart sein. Ich empfehle hier mehr das intermittierende Fasten.
Mit der Aufklärung hast Du ganz sicher Recht. Es muss noch viel getan werden 🙂
Liebe Grüße,
Marion
Hi Marion,
das ist interessant mit dem Vollkornbrot. Hattest du da auch einen wirklich „unsüßen“ Aufstrich verwendet und nach wie vor die Verknüpfung mit Schoko?
Ich denke die Thematik mit dem Ersatz ist tatsächlich sehr komplex. Für mich ist dunkle Schokolade von Anfang an ein guter Ersatz gewesen, ich musste mich nur damit anfreunden können. Andere berichten wiederum dass dies für sie unmöglich ist weil es für sie nicht nach Schokolade schmeckt (bzw. nicht nach dem was sie für Schokolade halten).
Darum ist es vielleicht am besten gar keinen Ersatz zu suchen sondern erst einmal zu schauen ob es ein komplett anderes Lebensmittel dazu gibt. Ich hatte das Frühstücksbrot damals mit Yoghurt mit Nüssen, etc. ersetzt – also komplett anders. Damit kam ich gut zurecht.
Was Fasten betrifft: Einen einzelnen Tag zu fasten ist anfangs sicherlich hart aber um ehrlich zu sein ist das intermettierendes Fasten genauso für einen „Ungeübten“. Wenn du einfach einen hohen Insulinspiegel hast und deinen Fettstoffwechsel nicht aktivieren kannst ist selbst eine Stunde über der normalen Essenszeit „hart“. Kenne ich noch selbst aus meiner Kohlenhydratezeit als es Punkt 12 Mittag geben musste sonst wurde ich aggressiv.
Aber egal was einem besser liegt, das Insulin muss runter und der Körper lernen mit Fett Energie bereitstellen zu können. Nur so kommt er wirklich nachhaltig von Kohlenhydraten bzw. Zucker los.
Lg,
Florian
Hi Florian,
ja es ist einfach die Kopplung von Brot an süß, der Aufstrich spielt keine Rolle, allein der Gedanke daran, Brot zu essen, löste den Wunsch nach Süßem aus. Und ich bin auch so ein Typ, der sich mit dunkler Schokolade nie wirklich anfreunden konnte. Dann lieber kein Ersatz, so wie Du sagst. Dass Du Dein Frühstück komplett ausgewechselt hast, das ist sicher ein wertvoller Hinweis, ich denke auch, dass das unter Umständen, der einfachere Weg ist.
Du hast absolut Recht, Insulin zu senken und die Flexibilität im Stoffwechsel ist das A und O, wobei ich denke, wenn das erreicht ist, schon mal die körperliche Ebene der Zuckersucht überwunden ist. Aber ob längeres Fasten oder IF (oder ganz ohne Fasten), wie Du sagst, da kann wohl nur jeder für sich selbst wissen, was besser ist. Schön überhaupt, dass sich verbreitet, dass Fasten ein guter Ansatz ist, um der Zuckerfalle zu entkommen.
LG Marion
Liebe Marion,
Vielen Dank für deine Artikel. Ich habe ähnliche mit „Zuckersucht“ und den daraus resultierten Zahnproblemen habe ich ähnliche Baustellen und finde es sehr interessant zu lesen wie andere Menschen dies meistern und langfristig gesünder leben. Du hast am Ende einige Fragen gestellt :
Mich würde jetzt natürlich interessieren, wie Gleichgesinnte, die ebenfalls mit der Lust auf Zucker oder den anderen genannten schnell verdaulichen Kohlenhydraten zu leben haben, diese Herausforderungen meistern. Welche Erfahrugen haben Sie gemacht?
Was hilft Ihnen den Konsum von Zucker einzuschränken oder wegzulassen?
1) Ablenkung:
Wenn man zu Hause (durch Krankheit, schlechtes Wetter,…) wird das Essen und belohnen automatisch wichtiger, weil man mehr Zeit zum Naschen und Kochen hat. Außerdem stellt eine gute (leder oft ungesund süße Mahlzeit) dann das Highlght des unbefriedigenden Tages dar und dient viel zu oft auch als Belohnung.
Am besten funktioniert eine Änderung von schlechten Gewohnheiten (auch anderen als Essen) wenn man einfach Dinge tut die spannender und schöner sind als die schlechte Angewohnheit. Das können Sport, Freunde treffen, ein Buch, ein Spaziergang oder einfach nur ein vollgepackter Alltag mit Arbeit, Einkäufen, und Haushaltsprojekten sein.
2) Identifizieren warum man nascht (oft Belohnung) und sich klar machen, dass dies nur ein Muster ist das die Situation nicht verändert. Statt hinter einer falsch angelernten „Belohnung“ herzulaufen, achtsam sein, in sich hinein fühlen was wirklich gut tut. Nicht nur spirituell sondern auch körperlich überall da wo Blutzuckerschwankungen negativ wirkten als Bauchschmerz, Kopfschmerz, Unruhe …Bei Rückfallverführungen muss man sich das gute Körpergefühl ohne Blutzuckerschwankung bewusst machen.
3) Konkret:
– Den Tag sofort mit keinem/wenig Zucker gut beginnen dann kommt kein Tief dass zu Zuckerheißhunger führt.
-Moderater Sport (auch Räumen, Gartenarbeit, lange Spaziergänge) stabilisiert bei mir den Blutzuckerspiegel und macht mir eher Hunger auf gesundes. Vermutlich weiß der Körper was er braucht.
– Intervallfasten = EInfach mal das Frühstück gegen schwarzen Kaffee/Tee tauschen.
-Genug Trinken
Und was sind die Auslöser, die Sie dann vielleicht doch wieder in die Zucker- bzw. Weißmehlfalle tappen lassen?
1) Bei mir hängt viel vom Frühstück ab, wenn das zu süß und mit Weißmehl startet folgen danach Heißhunger, Naschen, Heißhunger, Naschen
2) Nach Weihnachten/Silvester brauche ich jedes Jahr ca. 3 Wochen um wieder auf die Spur zu kommen. Ich habe schon öfter beobachtet dass ein bis zwei Tage sußes Essen und dauerndes Essen mit zu wenig Pausen kein Problem sind. Aber nach mehr als vier Tagen bin ich sowohl psychisch als auch körperlich wieder voll in der Zuckersucht.
3) Wie du auch schreibts sind zu strickte Regeln kontraproduktiv. Zum einem da es zu Frust und bei kleinen Rückfällen zu einem Misserfolgsgefühl führt, zum anderen da Essen eben auch etwas soziales ist und ich auch mal ein Stück Geburtstagstorte mit gutem Gefühl mitessen will.
LG Marlen
Liebe Marlen,
hab 1000 Dank für das Teilen Deiner Erfahrungen. So gut wie jede Aussage hätte auch von mir stammen können und ich bin überrascht, wie gleich unsere Wege und Erfahrungen zu sein scheinen.
Teilst Du Deine Erfahrungen vielleicht auch sonst wo öffentlich zugänglich für andere (Blog, YouTube)? Dann stell das gerne hier vor.
Liebe Grüße,
Marion
Hallo Marion,
ich mache auch seit 2 Jahren Intervallfasten. Damit konnte ich zwar nicht mein Gewicht reduzieren, aber ich verzichte nun auf das Frühstück und beginne erst gegen 10 Uhr mit der Nahrungsaufnahme.
Durch die Gewöhnung habe ich morgens auch kein Bedürfnis mehr auf ein Frühstück.
Ab 10 Uhr muss ich dann aber etwas essen, weil sonst der Blutzuckerspiegel stark absackt.
Ich habe mir vorgenommen, nicht durch kalten Entzug vom Zucker wegzukommen, sondern habe die zuckerhaltigen Lebensmittel langsam reduziert (wollte sie auch nicht wegwerfen) und habe also Reste nach und nach aufgebraucht.
Mir hat es geholfen, aufzuschreiben, zu welchen Zeiten am Tag ich eigentlich das Bedürfnis nach Zucker habe. Dabei habe ich festgestellt, dass es ganz bestimmte Situationen sind, in denen ich Zucker „brauche“: nach dem Mittagessen möchte ich einen süßen Nachtisch (das bin ich seit meiner Kindheit so gewohnt), wenn ich am Schreibtisch sitze kommt zeitweise der Zucker-Hunger und abends wenn ich fernsehe, möchte ich dabei etwas knabbern (pikant oder süß).
Ansonsten habe ich kein Bedürfnis nach Zucker. Ich esse nach dem Mittagessen ein ungesüßtes Joghurt mit etwas Obst, bei der Büroarbeit esse ich kleingeschnittene Rohkost und abends ebenfalls entweder etwas Obst oder Nüsse zum Knabbern.
Damit ist das Bedürfnis nach Zucker schon gestillt.
Problematisch ist es, wenn einem der Geschmack von Schokolade fehlt. Hier nehme ich als Alternative Bananen mit Datteln und Honig, oder auch etwas ungesüßtes Kakaopulver dazu. Als Brei angerührt schmeckt es fast wie Schokopudding. Gerne mag ich auch Dattelsirup mit Walnüssen.
Manchmal habe ich ein Bedürfnis nach Süßem, wenn ich traurig bin. Hier bemühe ich mich nun, die Gefühle nicht mit Zucker zu unterdrücken sondern lasse jetzt wieder mehr Gefühle zu, auch wenn ich dann weinen muss oder wütend bin.
LG
Andrea P.
Hallo Andrea,
vielen Dank für das Teilen Deiner Erfahrung. Das ist sicher sehr, sehr wertvoll für viele noch Betroffene. Also ich finde mich in einigen Punkten wieder, so z. B. haben mir die Aufschriften in einer Art Ernährungstagebuch – wie ich es nenne – auch sehr dabei geholfen, die eigentlichen Gründe meines Zuckerhungers aufzudecken.
Es hört sich danach an, das Du auf einem richtig guten Weg bist. Weiter so!
Herzliche Grüße,
Marion