Macht Zuckerentwöhnung überhaupt Sinn?

Wenn man wie ich unter seiner Vorliebe auf Süßes, Nudeln, Brot oder andere Speisen leidet, entweder weil man Figur und Gesundheit damit ruiniert, oder weil es sich einfach nicht richtig anfühlt so unfrei und so fremdbestimmt bezüglich seines Essverhaltens zu sein, der kann schon mal, so wie ich, auf die Idee kommen, einen Entwöhnungsversuch zu starten.

Ist das Verlangen stark, die Versuchung groß und der Geist schwach, kann es dann natürlich zu einem Rückfall kommen. Hinterher fühlt man sich frustriert und hoffnungslos. Muss das sein?

Ist dauerhafte Zuckerentwöhnung überhaupt möglich?

Ehrlich gesagt, kenne ich bisher kaum jemanden, der eine Zuckerentwöhnung lange durchgehalten hat. Die meisten von uns essen fast täglich Fertigprodukte, denen fast immer eine Art von Zucker zugesetzt ist, außerdem essen wir Teigwaren aus Weißmehl und trinken Alkohol, was beides ebenfalls ähnlich süchtig machend wirkt wie Zucker.

Wer nun die Entscheidung fasst, auf diese Dinge zu verzichten, der hält meist nicht lange durch.

Eigentlich kenne ich aktuell nur eine Person, die den Ausstieg aus der Zuckersucht wirklich geschafft zu haben scheint. Eine gute Freundin, die hier auf La Palma lebt.

Sie ernährt sich inzwischen seit über einem Jahr frei von sämtlichen industriell gefertigten Zuckerarten und stillt ihren gelegentlich auftretenden Süßhunger ausschließlich mit Früchten und Datteln. Ihr geht es gut damit und sie hat nach wie vor größten Respekt davor, was ein Bissen Schokolade mit ihr anstellen könnte.

Doch wer hat schon so viel Willenskraft und wer kann das so konsequent durchziehen? Da frage ich mich natürlich, ob eine Zuckerentwöhnung überhaupt Sinn macht, wo doch die Rückfallwahrscheinlichkeit so hoch ist. Warum sich immer wieder die Mühe machen und die oft harten ersten Tage des Entzugs auf sich nehmen, wenn man doch wieder in alte Verhaltensmuster zurückfällt?

Und mal ganz ehrlich: Ein Leben so ganz ohne Zucker, auch wenn er süchtig macht, will man das überhaupt?

Nie wieder Süßes – Will man das überhaupt?

Bei Drogensüchten wie Alkohol, Heroin oder Kokain sind sich die Wissenschaftler und Therapeuten einig. Abstinenz heißt hier die einzig mögliche Lösung, und zwar dauerhaft – ein Leben lang. Doch bei der Zuckersucht ist es wie bei anderen Essenssüchten besonders herausfordernd abstinent zu bleiben.

Während ein Leben ganz ohne Alkohol oder Heroin durchaus möglich ist, ist ein Leben ohne Nahrung grundsätzlich natürlich nicht möglich.

Es stellt sich daher die Frage, ob eine Zuckerentwöhnung daher überhaupt Sinn macht und wenn ja, ob sie wirklich dauerhaft möglich ist. Ist ein Leben ganz ohne Zucker (der ja in unserer Gesellschaft doch sehr weit verbreitet ist und fast jedem Produkt im Supermarkt zugesetzt ist, es sei denn, es handelt sich um frisches Obst und Gemüse) wirklich durchführbar? Oder muss das Ziel gar nicht zwangsläufig der dauerhafte, lebenslange Verzicht sein?

Ist ein maßvoller Umgang mit Zucker möglich?

Wenn wir nicht dauerhaft auf Zucker verzichten wollen, dann müsste die Lösung in einem maßvollen Umgang mit der Substanz liegen. Für jeden, der nicht zuckersüchtig oder zuckersensibel ist, völlig logisch. Doch ein maßvoller Umgang ist für Zuckersensible meiner Erfahrung gemäß gar nicht so einfach.

Mir zumindest ist dies erst ein einziges Mal in meinem Leben längerfristig gelungen. Und zwar in einer Phase, in der ich auch sonst sehr diszipliniert sein musste, um mich für mein Jura-Examen vorzubereiten. Irgendwie habe ich es geschafft, die zum Lernen und zum Strukturieren meines Tages nötige Disziplin auch auf mein Essverhalten zu übertragen.

Anders als viele andere habe ich in diesem Jahr der Vorbereitung nicht zu-, sondern abgenommen und das, obwohl ich auf nichts verzichtet habe, sondern einfach nur maßvoll mit Schokolade und Nudeln umgegangen bin.

Dennoch bin ich eines Tages wieder in alte Muster zurückgefallen und konnte mich bei Süßigkeiten und Co nur noch schwer mäßigen und das ist bis heute so geblieben. Es sei denn ich bin entwöhnt und halte mich fern von den für mich potentiell süchtig machenden Dingen. Daher – so leid es mir tut, ihr Schokoladenbrote, Schokoriegel und Weizennudeln – ich glaube, wir sollten getrennte Wege gehen:-)

Jeder Versuch zählt

Es scheint daher bei der Zuckersucht wie bei anderen Süchten auch zu sein, dass Rückfälle einfach dazugehören. Nur selten wir die dauerhafte Abstinenz beim ersten Versuch erreicht.

Und so glaube ich nicht, dass die völlige Abstinenz von sämtlichen industriell gefertigten Zuckerarten von heute auf morgen erreichbar ist und ich glaube auch nicht, dass wir uns so ein großes Ziel, das in der Regel beängstigend wirkt, setzen sollten.

Ich finde, jeder meiner gefühlten 793 Entwöhnungsversuche hat sich gelohnt, genauso wie ich aus jedem einzelnen Rückfall einen Gewinn für mich ziehen konnte. Und erst nach 18 Jahren im Kampf gegen den Zucker kann ich den Gedanken der völligen Abstinenz überhaupt an mich heranlassen.

Inzwischen nimmt mir mein Körper Rückfälle ziemlich schnell übel. Ich merke wie meine Grundstimmung sinkt und sich Phasen der Euphorie, aber auch des Niedergangs breitmachen.

Auch meine Zähne reagieren mittlerweile sehr schnell und es scheint mir auch, dass sich überflüssige Pfunde besonders schnell ansammeln, dafür aber nur noch in verlangsamten Tempo verschwinden wollen:-)

All das lässt mich inzwischen natürlich doppelt und dreifach überlegen bevor ich mir einen Ausrutscher leiste. Denn nur allzu oft habe ich die Erfahrung gemacht, dass ein Ausrutscher der Einstieg in einen Rückfall sein kann.

Was ich damit sagen möchte: Lass Dich durch einen Rückfall in die Zuckersucht nicht entmutigen!

Ich glaube als Zuckersüchtige sollten wir uns weder von den anstrengenden ersten Tagen des Entzuges noch von den Rückfällen entmutigen lassen. Bei jedem Entzug wird es leichter, bei jedem Versuch haben wir noch eine Erfahrung mehr mit an Bord, die uns den Rücken stärkt.

Und auch jeder Rückfall hat sein Gutes. Wir haben dann die Chance uns genau zu beobachten, unser Verhalten, unsere Gedanken und auch die Auswirkungen auf unseren Körper genau unter die Lupe zu nehmen.

Wir lernen also mit jedem Mal ein bisschen mehr über uns, über die Zusammenhänge zwischen unseren Emotionen und unserer Essenslust und auch über die negativen Auswirkungen auf Wohlbefinden und Gesundheit unserer Sucht.

Wir können und dürfen also akzeptieren, dass mit uns alles in Ordnung ist, trotz unserer Suchtphasen und Rückfälle. Die Entwöhnung von Suchtmitteln (und Nahrung, allen voran Zucker, kann eine stark süchtig machende Wirkung hervorrufen) wird meistens nicht im ersten Anlauf endgültig erreicht.

Und vor allem dann, wenn das Suchtmittel so frei und vor allem ständig verfügbar ist, wie das bei Zucker der Fall ist, und sein Suchtpotenzial von all denen, die nicht süchtig danach sind, herunter gespielt wird, ist die endgültige Entwöhnung sicher noch schwerer zu erreichen.

Wenn wir akzeptieren, dass die Entwöhnung ein wellenförmiger Prozess mit seinen Hochs und Tiefs ist, und das Ziel keinesfalls die lebenslange Entsagung heißen muss, dann können wir bei jeder Entwöhnung die Gelegenheit nutzen unsere Willenskraft auszubilden.

Mit jedem Rückfall stehen wir eines Tages wieder vor der Aufgabe uns aufzuraffen und uns für ein freieres und unabhängiges Leben einzusetzen, für ein freieres, unabhängiges Ich, für mehr Unabhängigkeit und Selbstbestimmtheit – eine Anstrengung, die belohnt wird, versprochen!

P.S.: Nächste Woche verrate ich wie ich während meinem jetzigen Selbstexperiment Ein Jahr zuckerfrei leben mit Süßhunger umgehe und welche Tücken gerade zu Beginn einer Zuckerentwöhnung auf einen warten.

P.S.: Mein Buch ist da!!!

Um herauszufinden, ob der Ausstieg aus der Zuckersucht wirklich unmöglich ist, habe ich am 1.1.2015 mein Projekt „1 Jahr ohne Zucker!“ gestartet und in diesem Zusammenhang jede Woche über den Verlauf meines Selbstversuchs berichtet.

cover zuckerfalleIch habe über die Hochs und Tiefs berichtet und auch meine Rückfälle nicht verschwiegen, zuckerfreie Rezeptideen gepostet und mich mit den Hintergründen der Zuckersucht beschäftigt und bin dabei besonders auf die Bio-Chemie und die psychischen Faktoren eingegangen.

Bei meinen Erfahrungen und Forschungen ist jede Menge Material entstanden, das ich in einer Art Selbsthilferatgeber kompakt und leicht verständlich zusammengefasst habe.

Herausgekommen ist dabei mein bisher umfassendstes Werk mit vielen Infos für Zuckersüchtige, persönlichen Anekdoten, Tipps & Tricks zum Zuckerentzug, inklusive Selbsttest und Rezepten.

Mehr Infos hier>>

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Marion & Jens
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