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Von katastrophalen Ausrutschern und warum ich auch nur ein Mensch bin
Ich will ehrlich sein und daher gestehe ich, es ist mir passiert. Am 45. Tag meines Zuckerentwöhnungsexperiments habe ich Weißmehl-Pizza und eine Tafel Schokolade gegessen!
Wenn ich mit diesem Geständnis jemanden enttäusche, dann tut mir das leid. Doch ich bin auch nur ein Mensch und manchmal ist Widerstand einfach zwecklos.
Und die gute Nachricht: Mein Experiment der Zuckerentwöhnung geht natürlich weiter. Denn ich wäre nicht ich, wenn ich mich von so einem Rückfall unterkriegen lassen würde.
Mein Rückfall in die Zuckersucht und wie es dazu kam
Schon zwei, drei Tage vor meinem Rückfall spuckte mir der Gedanke an eine Pizza im Kopf herum. Irgendwann hatte ich auch Jens so weit, dass er Lust darauf hatte und wir beschlossen auf dem Wochenmarkt Getreidekörner zu kaufen, sie zu Hause zu mahlen und daraus eine Vollkornpizza zuzubereiten. So weit die Idee.
Weil wir keine Getreidemühle besitzen, kam unser Mixer zum Einsatz. Leider klappte das mit dem Mahlen der Getreidekörner nicht so, wie wir uns das vorgestellt hatten. Da die Idee an eine Pizza sich nun aber fest in unsere Köpfe verankert hatte, bin ich also noch mal los um Mehl einzukaufen.
Es war Samstagabend und der Bioladen, und damit die einzige Quelle für frisch gemahlenes Vollkornmehl, hatte leider schon zu. Ich musste auf einen herkömmlichen Supermarkt ausweichen.
Da bereits gemahlenes Vollkornmehl leicht oxidiert und ranzig wird, habe ich mich dort für helles Weizenmehl entschieden, einmal ist ja schließlich keinmal.
Und ich weiß nicht, was mich geritten hat, an der Kasse hat sich dann auch noch eine Tafel Schokolade in meinem Einkaufswagen eingeschlichen, die dann unerklärlicherweise ein wenig später zusammen mit der Pizza in meinen Magen gelandet ist. Tzzz.
Einmal ist keinmal? Ein Ausrutscher kommt selten allein
Zu meiner Schande muss ich allerdings gestehen, dass es bei diesem einen Mal leider nicht geblieben ist. Schließlich waren unsere Augen mal wieder größer als unsere Mägen und wir hatten mehr Teig gemacht, als wir an einem Abend hätten essen können.
Zudem lag ja auch noch die besagte Tafel Schokolade bei uns herum, die sich Jens zu Beginn meiner Zuckerentwöhnung gekauft, aber nie gegessen hatte. Tja und wie das nun mal eben so ist, wenn man erst einmal eine Grenze überschritten hat, dann fällt das zweite Mal noch etwas leichter.
Es war ja schließlich auch gerade Fasching und damit fröhnte wohl fast jeder mehr oder weniger dem Ausnahmezustand, so unsere beruhigenden Worte zu uns selbst.
Also wieder Pizza aus Weißmehl und wieder eine Tafel Schokolade.
Wenn schon, denn schon
Wer jetzt glaubt, das wäre es mit meinem Rückfall gewesen, der täuscht sich leider. Denn nach zwei Tagen Zucker und Weißmehl bin ich erst so richtig in Fahrt gekommen. Leider. Noch an 5 weiteren Tagen, also an insgesamt 7 Tagen gab es Pizza, Nudeln oder Brot und natürlich Schokolade!
Von Tag zu Tag nahm ich mir natürlich vor, dass ab morgen wieder alles anders werden würde, doch da gab es auch die Stimme in meinem Kopf, die mich an meinen Vorsatz aus meinem ersten Artikel zur Zuckerentwöhnung erinnerte, in dem es heißt:
„Da Verbote und gute Vorsätze jedoch meist nach hinten losgehen, habe ich mir überlegt, dass ich mir Zucker und Mehlspeisen nicht einfach verbiete, sondern mir stattdessen vornehme im Jahr 2015 so viele zuckerfreie und mehlfreie Tage zu sammeln wie nur möglich.
Mein Ziel: Die zuckerfreien Tage sollen deutlich überwiegen. Ich strebe eine Bilanz von 1:6 an. Das heißt an maximal einem Tag der Woche wären Süßigkeiten oder Nudeln okay.
Da ich jedoch weiß, dass …(hier weiterlesen>>)“
Ui ui ui, dieses Teufelchen war ganz schön mächtig, so mächtig, dass ich von seinen verführerischen Worten Gebrauch machte und tatsächlich dieses Herausgerede vollkommen auskostete.
Ein schlechtes Gewissen hilft auch keinem weiter
Wer jetzt glaubt ich müsste ein wahnsinnig schlechtes Gewissen haben, der täuscht sich wieder. Das habe ich mir längst abgewöhnt. Ich weiß, dass manchmal jeder Widerstand zwecklos ist und ich von einem Extrem zum anderen neige.
Manchmal muss ich mich einfach essenstechnisch derart gehen lassen, bis ich die Nase so richtig voll habe und dann sogar wieder froh bin, wenn ich wieder gesund machen kann. Das kostet dann weniger Energie, als sich ständig gegen den Wunsch nach „Verbotenem“ aufzulehnen und früher oder später die Vorsätze ganz über Bord zu werfen.
Rückfälle beim Weg aus der Zuckersucht gehören eben dazu
In meinen Augen verlaufen Entwöhnungen sowieso meistens in einem wellenförmigen Prozess. Wer es schafft, von heute auf morgen beim ersten Versuch mit suchtähnlichen Verhaltensmuster ein für allemal aufzuhören, meinen Respekt und meinen Glückwunsch. Ich habe bisher noch niemanden kennengelernt, der das von sich behaupten kann.
Und wie hat mal ein in meinen Augen sehr weiser Mann zu uns gesagt: Die Kunst liegt nicht darin, ein unerwünschtes Verhalten gar nicht mehr zu tun, sondern darin, nach einer Exkursion wieder zurück zu finden. Vermutlich hat er recht. Erst dann kann man wohl wirklich behaupten eine Sucht überwunden zu haben.
Ich betrachte Rückfälle daher auch nicht als Niederlage. Sie gehören eben einfach dazu. Die Kunst ist es doch nicht wieder in seiner Sucht zu versumpfen, neue Energie und neue Hoffnung für ein Neustart zu sammeln. Und das werde ich bzw. habe ich bereits gemacht und bin heute wieder bei Tag 5 ohne Zucker und Getreide. Und was ich kann, könnt ihr auch!!!
Zuckersucht besiegen: So geht´s
Um herauszufinden, ob der Ausstieg aus der Zuckersucht wirklich unmöglich ist, habe ich am 1.1.2015 mein Projekt „1 Jahr ohne Zucker!“ gestartet und in diesem Zusammenhang jede Woche über den Verlauf meines Selbstversuchs berichtet.
Ich habe über die Hochs und Tiefs berichtet und auch meine Rückfälle nicht verschwiegen, zuckerfreie Rezeptideen gepostet und mich mit den Hintergründen der Zuckersucht beschäftigt und bin dabei besonders auf die Bio-Chemie und die psychischen Faktoren eingegangen.
Bei meinen Erfahrungen und Forschungen ist jede Menge Material entstanden, das ich in einer Art Selbsthilferatgeber kompakt und leicht verständlich zusammengefasst habe.
Herausgekommen ist dabei mein bisher umfassendstes Werk mit vielen Infos für Zuckersüchtige, persönlichen Anekdoten, Tipps & Tricks zum Zuckerentzug, inklusive Selbsttest und Rezepten.
Hallo Marion,
sehr sympathisch :-).
Ich hatte eine solche Phase Weihnachten bis Silvester (und noch kurz danach). Ansonsten finde ich den Ansatz 1:6 (1 „Schlampertag“ in der Woche) sehr angenehm und praktiziere ihn auch regelmäßig. Manchmal seind´s auch 2:5 oder aber auch 0:7. Schlechtes Gewissen habe ich dabei auch nicht mehr, denn das wäre ja super kontraproduktiv.
Viele Grüße
Peter Buchmann
Hallo Peter,
ach danke für Deinen Kommentar! Ehrlich sein, bringt ja schon auch oft so ein kleines mulmiges Gefühl mit sich. Dahingehend haben mir Deine Worte echt gut getan! Danke!
Finde ich echt klasse, dass Du das so hinkriegst mit dem einen oder manchmal auch den zwei (bzw. null) Schlampertagen in der Woche. Ich glaub für mich wär das echt schwer, also so nach ein, zwei Tagen wieder zurückzufinden. Aber das hat die Zuckersucht wohl so an sich. Dennoch kann ich heute ganz anders damit umgehen als noch vor ein paar Jahren und ich denke, ich befinde mich auf einem guten Weg.
Ganz liebe Grüße,
Marion
Hallo Marion,
meine Hochachtung. Ich habe 2013 im Rahmen meines -30 kg Programm auch auf Zucker verzichtet. Ich bin selbst auch seit frühester Kindheit Zuckersüchtig. Nachdem auch ich wieder Rückfälle hatte, machte ich bei Silke Rosenbusch die „Raus aus der Lustfalle Challenge“ und war fürs erste wieder geheilt. Doch dann… bei mir reicht bereits nach Wochen des Entzug ein dämlicher Schokoriegel – und ich hänge wieder dran… Und so – bar jeglicher Kontrolle nahm ich wieder enorm zu. Jetzt geht das Pendel wieder in die andere Richtung. Clean eating, pflanzlich vollwertig, zuckerfrei und mit intermittierendem Fasten. Es hat sich ja in der Vergangenheit bewährt…
Übrigens – eine tolle Seite hast Du hier. Ich kann mich in so vielen Deiner Erlebnisse wieder finden.
Gruß Klaus
Hallo Klaus,
Silke Rosenbusch und ihre Challenge verfolge ich auch, toll, dass Du es damit erst mal geschafft hast, Deine Zuckersucht zu heilen. Ich denke auch, dass es für viele klappt, allein durch Umstellung der Ernährung und damit Harmonisierung der Biochemie im Körper, sich dauerhaft von der Zuckersucht zu lösen, aber nicht für jeden. Wenn auch psychische bzw. mentale Faktoren eine Rolle spielen, dann braucht es noch etwas tiefer gehende Arbeit dazu. So jedenfalls meine Erfahrung. Dass Du nach Wochen der Abstinenz von einem Schokoriegel derart getriggert wirst, spricht dafür, dass auch noch ein paar andere Verknüpfungen vorhanden sind. Aber hey, Du bist auf dem Weg und das, was Du bisher erreicht hat, das ist spitze!
Danke auch für die Worte zu unserer Seite!!!
Liebe Grüße,
Marion