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Wie lebt es sich so ohne Zucker und Weißmehl?
Seit Beginn meines Zuckerentwöhnung-Experiments sind nun 7 Wochen vergangen. Und nach dem Ausflug vergangener Woche in die Welt der biochemischen Zusammenhänge, die Zucker als Vitaminräuber in unserem Körper auslöst, ist es nun mal wieder Zeit für einen kleinen Überblick, was es so zu essen gab und wie es mir ergangen ist, oder?
Mein zuckerfreies Leben in vollem Gange
42 Tage lang habe ich nun keinen Industriezucker mehr gegessen, keine Nudeln mehr angerührt und auch um Brote aus Weißmehl einen weiten Bogen gemacht. Das heißt natürlich auch keine Schokolade oder sonstigen Süßigkeiten aus dem Supermarkt, keine Teilchen vom Bäcker und kein belegtes Brötchen vom Imbiss um die Ecke.
Hätte mir jemand vor zwei Jahren oder so erzählt, dass ich das mal so konsequent wochenlang am Stück durchziehen werde, hätte ich wohl nur milde gelächelt und niemals für möglich gehalten. Doch das zuckerfreie Leben klappt inzwischen erstaunlich gut. Ist ja auch bereits mein 793. Versuch der Zuckerentwöhnung – mindestens:-) Über die anfänglichen Herausforderungen habe ich bereits hier etwas dazu geschrieben>>
Was hat sich seit Beginn der Zuckerentwöhnung getan?
Wie ich ja erzählt habe, kam so nach 16 Tagen ohne Zucker der Wunsch auf mich zu belohnen, mir einen kulinarischen Gaumengenuss zu gönnen. Und nachdem mir der rohköstliche Käsekuchen, den ich mir dafür zubereitet hatte, zwar am ersten Tag noch hervorragend gemundet hatte, bekam ich schon am nächsten Tag Verdauungsprobleme. Diese Lernerfahrung habe ich mir gut eingeprägt und seither keine Lust mehr auf Nüsse oder Agavensirup.
Agavensirup habe ich wegen der negativen Auswirkungen auf mein Körpergefühl ebenfalls auf die rote Liste gesetzt. Den wird es also, sofern ich nicht doch irgendwann schwach werde, erst einmal nicht mehr geben.
Stattdessen habe ich mir die Lust auf Süßes, die inzwischen wenn überhaupt noch, dann erst nach dem Abendessen kommt, mit zwei bis drei Teelöffeln Honig vom Imker aus meiner Nähe und der gleichen Menge Kokosmus gestillt. Das klappt hervorragend und auch hier kann ich seit letzter Woche feststellen, dass die Lust auf Honig immer weiter abnimmt und er mir sogar schon zu süß wird. Daher habe ich mich auf die Suche nach Alternativen gemacht. Und drei leckere Kredenzien sind dabei herausgekommen, die ich an dieser Stelle natürlich niemandem vorenthalten möchte.
Wenn der Süßhunger aufkommt: 3 süße Rezeptideen ohne Zucker
Süßer Lubrikator-Traum
Man nehme:
- 3 Orangen
- 3 Teelöffel schwarzen Sesam
- 3 Teelöffel Chia Samen
- 1 Esslöffel Kokosöl
- 7 Datteln
- 1 Prise Zimt
- ¼ Stange Vanille
- ca. 50 ml Wasser
- 2 Esslöffel Erdmandelflocken, falls vorhanden, kann man aber auch weglassen oder stattdessen zum Beispiel Hanfsamen nehmen
- 1 Teelöffel Mandelmus
Man schäle die Orangen und gebe alle Zutaten in einen (Hoch-)Leistungsmixer oder verarbeite sie mit einem Mixtstab zu einem leckeren und gehaltvollen Drink. Ein Gedicht …
Bananen-Stracciatella-Beeren-Creme
Man nehme:
- 2-3 Bananen
- 2 gehäufte Esslöffel Beeren (evtl. Tiefkühlkost)
- ¼ Teelöffel Zimt
- 1/3 Vanilleschote
- 2 Teelöffel Mandelmus
- 4 Datteln
- 10 Kakaobohnen
Man mixe alles zusammen bis auf die Kakaobohnen zu einer einheitlichen Creme. Dann die 10 Kakaobohnen hinzufügen und den Mixer nur noch ganz kurz angemachen, so dass Straciatella-ähnliche Stücke entstanden sind. Ein Genuss sag ich …
Süßer Beeren-Joghurt ohne Zucker
- 1 Banane
- 3 Datteln
- 200 g (Soja-)Joghurt
- 2 Teelöffel Chiasamen
- ¼ TL Zimt
- 1 Handvoll Beeren (aus der Tiefkühltruhe)
- 15 Kakaobohnen
Und auch wieder alles bis auf die Kakaobohnen zusammen in eine Schüssel geben und mixen. Dann die Kakaobohnen hinzugeben, nochmals kurz mixen, damit kleine Stückchen bleiben. Servieren und eventuell mit crunchigen Erdmandelflocken oder was auch immer toppen.
Da ich weiß, dass die Lust auf schnell verdauliche Kohlenhydrate wie Zucker, Süßigkeiten oder Weilmehlprodukte auch mit einem Mangel an Vitalstoffen zu tun haben kann, achte ich natürlich weiterhin auf eine ausgewogene und vitalstoffreiche Ernährung. Grüner Smoothie und weißer Smoothie (Lubrikator) stehen daher fast täglich auf meinem Speiseplan. So versorge ich meinen Körper spielend mit guten Kohlenhydraten, Chlorophyll, Mineralien, Vitaminen, hochwertigem Eiweiß und gesunden Fettsäuren.
Den Lubrikator gibt’s statt eines süßen Mixgetränk gerne auch in deftiger Variante als Salatdressing. Und wenn die Lust auf Nudeln überhand nimmt, gönn ich mir auch mal Fake-Nudeln auf der Basis von Kichererbsen oder Linsen. Aber ehrlich gesagt, können sie mit „echten“ Nudeln meines Erachtens nicht wirklich mithalten …
Mein Ausrutscher mit Brot
Vor ein paar Tagen sind wir in die von uns aus betrachtet nächst größere Stadt gefahren. So einen Ausflug verbinde ich mit einer kulinarischen Ausnahme. Zum Beispiel mit einem Stück veganem Mohnkuchen oder einer veganen Nussecke vom Biobäcker. Leider enthalten diese Leckereien allesamt Zucker, so dass sie natürlich während meiner Zuckerentwöhnung nicht in Frage kommen.
Dennoch wollte ich nicht zu streng mit mir sein und mir irgendetwas „gönnen“. Im Bioladen fiel mein Blick dann auf ein frisch gebackenes Vollkornbrot aus Weizenmehl mit Mandeln. Yipp, das wollte ich haben. Gedacht, gekauft, gegessen. Und? Wie der erste Bissen nach fünf Wochen ohne Getreide war? Ganz okay, aber auch nicht wirklich berauschend.
Am nächsten Tag mussten wir uns sogar erst daran erinnern, dass noch was vom Brot übrig war und haben dann jeder noch ein Stück vertilgt und nun liegt immer noch ein Rest herum. Ausgetrocknet und hart inzwischen.
Mein Fazit: Ganz okay und allemal besser als Kuchen oder Teilchen, aber kein Must-have, im Moment jedenfalls nicht. Gleichzeitig macht mir dieses Erlebnis Mut, Mut dazu, dass ich ruhig mal ab und an Brot essen kann ohne gleich süchtig danach zu werden. Zumindest solange es sich um Vollkornbrot handelt. Bei Weißmehlprodukten wäre ich mir da nicht so sicher. Daher lieber Finger weg.
Zuckerentzug lohnt sich
Nach 7 Wochen ohne Zucker kann ich sagen, dass das zuckerfreie Leben sich eindeutig lohnt. Zum einen sitzen die Kleider wieder etwas lockerer und zum anderen ist meine Stimmung seither recht stabil. Während ich früher, etwas überspitzt ausgedrückt, mit einem Stimmungswechsel zwischen himmelhoch-jauchzend und zu-Tode-betrübt klar kommen musste, ist nun mehr Ruhe und Ausgeglichenheit in mein Leben eingekehrt. Für meinen Geschmack deutlich angenehmer.
Außerdem finde ich, dass ich wieder frischer aussehe. Zucker und Weißmehl sind als leere Kalorienträger wahre Mineralstoffräuber und sorgen dafür, dass wir schneller alt und schlaff aussehen. Immer wieder wird behauptet, dass Menschen, die Industriezucker und Waren aus Weißmehl meiden, jünger aussehen und ich kann das nur bestätigen.
Streicht man diese Vitalstoffräuber aus der Ernährung und isst vorwiegend qualitativ hochwertige Lebensmittel erhalten unsere Körperzellen endlich wieder, was sie brauchen und saugen sich förmlich mit Vitalstoffen auf. Als schöner Nebeneffekt wird die Haut wieder glatter und das Gewebe straffer.
Zugegeben habe ich auch regelmäßig eine bestimmte Form des Körpertrainings betrieben, doch das mache ich eigentlich meistens und von daher kann der Effekt dadurch allein nicht kommen. Wer also jünger aussehen oder zumindest den Alterungsprozess verlangsamen möchte, sollte so schnell wie möglich mit mir auf den Zug des zuckerfreien Lebens aufspringen. Die Mühe lohnt sich. Nach wenigen Tagen Entzug und Gelüsten ist der Spuk vorbei und man vermisst auch gar nichts mehr – versprochen.
P.S.: Mein Buch ist da!!!
Um herauszufinden, ob der Ausstieg aus der Zuckersucht wirklich unmöglich ist, habe ich am 1.1.2015 mein Projekt „1 Jahr ohne Zucker!“ gestartet und in diesem Zusammenhang jede Woche über den Verlauf meines Selbstversuchs berichtet.
Ich habe über die Hochs und Tiefs berichtet und auch meine Rückfälle nicht verschwiegen, zuckerfreie Rezeptideen gepostet und mich mit den Hintergründen der Zuckersucht beschäftigt und bin dabei besonders auf die Bio-Chemie und die psychischen Faktoren eingegangen.
Bei meinen Erfahrungen und Forschungen ist jede Menge Material entstanden, das ich in einer Art Selbsthilferatgeber kompakt und leicht verständlich zusammengefasst habe.
Herausgekommen ist dabei mein bisher umfassendstes Werk mit vielen Infos für Zuckersüchtige, persönlichen Anekdoten, Tipps & Tricks zum Zuckerentzug, inklusive Selbsttest und Rezepten.
Hallo Marion,
mit großem Interesse verfolge ich dein Zuckerentwöhnungsexperiment.
Da ich mit dem gleichen Problem zu kämpfen habe, mich fast 1 zu 1 bei dir erkannt habe, werde ich mir an dir ein Beispiel nehmen und ebenfalls dieses Experiment angehen.
Obwohl ich grüne Smoothies trinke, frische rohe Früchte und Gemüse esse, Brot dörre,Superfoods zu mir nehme und viele Dinge so mache, wie ihr sie auf eurer Seite beschreibt, komme ich nicht an Süßigkeiten und Weißmehlprodukten vorbei. Meistens esse ich dann so viel davon, daß es mir körperlich und seelisch danach nicht gut geht. Oftmals erst im Anschluß an eine gesunde und vollwertige Mahlzeit, sozusagen als Nachtisch.
Kann dieses Essverhalten auch einen tieferen Grund haben? Oftmals ist das Verlangen so groß, das meine ganze Willenskraft und guten Vorsätze dem nicht standhalten können.
Auf jeden Fall machen deine Erfahrungen Mut, daß die Zuckersucht nach einiger Zeit schwächer wird. Hast du noch ein paar Tipps für den Anfang?
Im übrigen finde ich eure Seite einfach klasse. Die ganzheitlichen und umfangreichen Informationen zu Körper, Geist und Seele von dir und Jens fesseln mich immer wieder an den Bildschirm. Macht weiter so.
liebe Grüße
Marcus
Hallo Marcus,
erst einmal vielen Dank für Deine schönen Worte! Das wirkt in jedem Fall motivierend, danke!
Und willkommen im Club der Zucker- und Weißmehlsüchtigen:-)
Hm, da Du ja schon sehr auf Deine Vitalstoffaufnahme achtest, könnte tatsächlich ein tieferer Grund hinter Deinem Essverhalten stecken. Ein Blick zurück in Deine Vergangenheit, insbesondere Deine Kindheit könnte hier hilfreich sein. Wie sah die Ernährung in Deiner Herkunftsfamilie aus? Wann gab es Brot, Nudeln und Süßigkeiten? Wurdest Du vielleicht mit Süßigkeiten oder anderen Dingen belohnt, ruhig gestellt oder getröstet? Und wann tauchte Dein Verhalten, Dich mit Süßigkeiten und Weißmehlprodukten zu überessen zum ersten Mal auf? Gab es da einen emotionalen Auslöser? Also eine besonders heikle Situation, ein starkes Problem oder eine große Herausforderung?
Als sehr hilfreich bei der Aufdeckung eventueller tieferer Verstrickungen, empfinde ich das Führen eines Ernährungstagebuchs. Wenn Du mal eine Woche lang aufschreibst, was Du wann und in welcher Situation gegessen hast, wie Du Dich davor und danach gefühlt hast, kann das sehr erkenntnisreich sein. Falls Dich das Thema wirklich interessiert und Du glaubst, dass Dein Problem mit psychischen Verstrickungen zu tun haben könnte, lege ich Dir meinen Ratgeber „Psychische Hintergründe bei Ernährungs- und Gewichtsproblemen“ ans Herz.
Für den Anfang einer Zuckerentwöhnung würde ich auf kleine Schritte setzen. Also vielleicht schon versuchen sämtliche potentiell süchtigmachende Lebensmittel zu meiden, aber halt nur mal für einen Tag oder auch nur eine Mahlzeit. Und wenn das keine Herausforderung mehr darstellt, die Zeitspanne ohne Suchtmittel entsprechend verlängern. Und vor allem sei nachsichtig mit Dir selbst. Sich von einer Essenssucht zu heilen, kann eine größere Herausforderung sein als die Entwöhnung von „richtigen“ Drogen. Einfach, weil wir eben essen müssen und nicht ganz darauf verzichten können.
Parallel zum Suchtstofffasten, wie ich das gerne nenne, würde ich Dir empfehlen, Dich auf die Suche nach weniger süchtig machenden, aber lecker schmeckenden Alternativen zu machen. Zum Beispiel Vollkornprodukte statt Weißmehlprodukte, lieber Honig vom Imker als Zucker, lieber den Nachtisch/die Süßigkeiten selbst zubereiten als zu kaufen usw.
Ich hoffe, ich konnte Dir ein paar Anregungen geben.
Ganz liebe Grüße,
Marion
P.S.: Auch eine Darmreinigung kann eventuell weiterhelfen. Der Verzehr von schnell verdaulichen Kohlenhydraten kann dazu führen, dass bestimmte Pilzarten im Körper sich stark vermehren, da Zucker und Weißmehl ihre Hauptnahrungsquelle darstellen. Die Pilze diktieren einem dann förmlich auf, was man zu essen hat. Hört sich vielleicht etwas bizarr an, ist aber leider Realität. Von daher könnten Einläufe und der Aufbau einer gesunden Darmflora helfen, übermäßige Verlangen nach bestimmten Nahrungsmitteln zu mindern.
Hallo Marion,
vielen Dank für deine informative Antwort. Das Essverhalten führe ich hauptsächlich auch auf seelische Beweggründe zurück, die es jetzt zu erforschen gilt.
Körperlich bin ich fit, eine Darmreinigung habe ich letztes gemacht.
Seit Aschermittwoch entsage ich nun den Süßigkeiten, und es klappt ganz gut. Bei Brot fehlt mir noch eine Alternative, gerade wenn ich den ganzen Tag unterwegs bin.
Ich werde weiterhin dein Experiment verfolgen und wünsche dir gutes Gelingen, es gibt Ansporn, dass die Veränderung in der Ernährung gelingen kann.
Auch eure Newsletter sind sehr inspirierend. Vielen Dank dafür.
Viele Grüße aus Dresden
Marcus Sommer
Hallo Marcus,
ach wie schön, dass Du auch dabei bist! Das gibt mir natürlich auch Motivation. Ich hoffe, Du lässt Dich nicht von meinem kleinen Rückfall irritieren, von dem ich in meinem neusten Artikel berichte.
Hm ja ohne Brot auszukommen, ist wirklich nicht so einfach. Vielleicht sind Reis- oder Maiswaffeln eine Alternative für Dich? Schmeckt zwar nicht ansatzweise wie Brot, ist aber auch fast überall verfügbar und mit einem guten Aufstrich sogar genießbar.
Eine Zeit lang bin ich auch mal auf Pumpernickel Brot ausgewichen. Also reinstes Schwarzbrot aus Roggenschrot, Wasser und Salz und sogar ohne Hefe auskommt. Es ist geschmacklich zwar gewöhnungsbedürftig und auch, wenn es aus Getreide besteht, hat es bei mir keine suchtauslösende Tendenz. Gibt es auch in jedem Supermarkt und ist schnell belegt.
Liebe Grüße und ich freu mich, dass wir immer mehr werden:-)
Marion