Mein Selbstexperiment Zuckerentwöhnung: Woche 2

Bin ich zuckersüchtig? In diesem Artikel teile ich meine Erfahrung, die ich 2015 bei meinem Weg raus aus der Zuckerfalle gemacht habe.

Nach nun heute genau zwei Wochen meiner Zuckerentwöhnung* (kein Industriezucker und keine Teigwaren, genaueres dazu am Ende des Artikels) stellt sich wieder eine Art Normalität ein.

Ich habe wieder zu meinem an sonst gewohnten Essverhalten zurückgefunden und die Lust auf Schokolade, Nudeln und Brot scheint wie weggeblasen.

Ich starte den Tag in der Regel mit viel reinem Wasser, Tee und einer Portion Algenpower (Spirulina und Chlorella) plus einem Teelöffel gereinigtem Schwefel (MSM) für starke Knochen, Zähne und das Bindegewebe. Später gibt es einen grünen Smoothie oder einen Salat, ein paar Früchte und abends wird gekocht.

P1170080Und auch, wenn sich nach zwei Wochen Zuckerentwöhnung wieder alles eingefügt hat, habe ich ein paar Dinge auf dem Herzen, die ich heute gerne etwas näher ausführen möchte.

Doch statt wie versprochen über meine Herausforderung am 7. Tag zu sprechen (das wird voraussichtlich nächste oder übernächste Woche nachgeholt), möchte ich heute lieber in den Vordergrund stellen, was Zuckersucht eigentlich bedeutet.

Was heißt es süchtig nach Zucker zu sein? Wie kann ich wissen, ob ich zuckersüchtig bin?

Was bedeutet eigentlich Zuckersucht?

Sucht beginnt meistens mit der Erfahrung, dass ein Verhalten oder eine Substanz einem Erleichterung verschafft. Es hilft einem sich besser zu fühlen und unliebsame Gefühle hinter sich zu lassen.

Wird dieses Muster wiederholt angewendet, kann der Drang nach dem Suchtstoff oder dem Suchtverhalten so stark werden, dass es schwer fällt sich zu kontrollieren und zu mäßigen – und das, selbst wenn das Verhalten unangenehme Konsequenzen nach sich zieht.

Bei Süchten im Zusammenhang mit der Ernährung wären das zum Beispiel Über- und Untergewicht, Völlegefühl und Übelkeit durch Überessen sowie gesundheitliche Nachteile wie Diabetes, Karies oder Herzkreislauferkrankungen.

Laut der Wissenschaft müssen zu einer Sucht auch noch andere Faktoren hinzu kommen, als das bloße Suchtverlangen und dessen Nachgeben. Es muss auch zu Entzugserscheinungen kommen, wenn das Suchtmittel abgesetzt wird.

Und es muss ein gewisser Gewöhnungsfaktor, die sogenannte Toleranzentwicklung nach dem Suchtmittel zu erkennen sein (man braucht also immer mehr von seinem „Stoff“ um die gewünschte Wirkung zu erzielen).

Gleichzeitig passiert es oft, dass das Suchtverhalten einen immer größeren Stellenwert im Leben des Süchtigen einnimmt und Familie, Freunde, Schule, Beruf und Hobbys immer mehr vernachlässigt werden. Ständig drehen sich die Gedanken um das Suchtmittel oder -verhalten und man hat sich immer weniger unter Kontrolle. Denn schließlich hat die Sucht einen im Griff und nicht umgekehrt.

Definition von Sucht vereinfacht ausgedrückt:

Vereinfacht ausgedrückt bedeutet Sucht also den Versuch sich mittels eines Verhaltens oder einer Substanz besser fühlen zu lassen. Auffällig beim Süchtigen ist

  • der starke Wunsch nach dem Verhalten oder der Substanz
  • die Schwierigkeit dem Drang danach Stand zu halten oder ihn zu mäßigen
  • der Gewöhnungseffekt bzw. die Toleranzentwicklung (man braucht immer mehr und immer öfter)
  • das Auftreten von Entzugssymptomen, wenn das Suchtmittel nicht zugeführt oder das Suchtverhalten nicht ausgeführt wird
  • das Vernachlässigen der sozialen und beruflichen Aktivitäten und Verpflichtungen

Sind wir nun alle zuckersüchtig?

Ich schätze, dass die meisten, die sich von dem Thema der Zuckersucht angesprochen fühlen, so wie ich eher als zuckersensibel, statt als zuckersüchtig zu bezeichnen sind.

Wir haben zwar einen starken Drang nach Süßigkeiten, Nudeln, Brot und anderen Mehlspeisen (oder auch Alkohol) und verlieren auch schon mal die Kontrolle, wie viel und wie oft wir davon zu uns nehmen. Wir nehmen für unsere Vorlieben auch negative Konsequenzen in Kauf (Gewichtsveränderungen, Diabetes usw.), aber dennoch sind die meisten von uns noch irgendwo lebensfähig:-)

Wir können also den Anforderungen des Alltags noch gerecht werden und haben meist auch ein intaktes soziales Umfeld.

Wir sind dann also nicht krankhaft süchtig im klassischen Sinne, sondern reagieren im Vergleich zu anderen eben besonders stark auf Zucker und andere schnell verdauliche Kohlenhydrate.

Es besteht also noch kein klinischer Therapiebedarf und wir dürfen die Verantwortung für unsere Genesung guten Gewissens selbst in die Hand nehmen und müssen nicht zwangsläufig zu einem Arzt oder Psychologen gehen:) Auch, wenn es natürlich hilfreich sein kann, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Doch wo fängt Zuckersensibilität an?

Zuckersensibilität fängt bei mir dort an, wo ich regelmäßig ein bestimmtes Nahrungsmittel aus dem Bereich der schnell verdaulichen Kohlenhydrate brauche. Also täglich oder sogar zu jeder Mahlzeit das Verlangen nach Nudeln, Brot, Kuchen, Cornflakes, Süßigkeiten oder auch einem Gläschen Alkohol habe.

Wo mein Tag ohne dieses Nahrungsmittel sinn- und trostlos wird. Dort, wo ich bereit bin, für die Beschaffung meiner Suchtmittel auch Umwege, überteuerte Preise auszugeben (z. B. an Tankstellen oder in Restaurants).

Dort, wo mir der Entzug oder der bloße Gedanke daran Unbehagen bereitet. Ich also gereizt und ungenießbar werde, wenn ich das Mittel meiner Wahl nicht rechtzeitig bekomme. Und ich nicht mehr frei darüber entscheiden kann, wie oft und in welcher Menge ich mein Suchtmittel zu mir nehme und dabei negative Folgen wie Übergewicht und potentielle Erkrankungen in Kauf nehme.

Zuckerentwöhnung dauert nur ein paar Tage

Die gute Nachricht für alle Zuckersensiblen lautet jedoch, dass die Zuckerentwöhnung nur ein paar Tage dauert. Sind die ersten Tage erst einmal geschafft, wird es auf einmal ganz einfach Nudeln, Brot und Süßigkeiten aus dem Weg zu gehen.

Vor allem dann, wenn man gleichzeitig auf die Suche nach leckeren und weniger süchtig machenden Alternativen geht, seinen Nährstoffvorrat mit viel gesunder Frischkost auffüllt und vielleicht auch die emotionalen Hintergründe seines Verhaltens etwas näher beleuchtet.

Und so kann ich heute an meinem 14. Tag ohne Zucker erleichtert behaupten, dass ich all den süßen Kram von vorher und die tägliche Portion Nudeln nicht mehr brauche. Ich brauche es nicht länger mich abhängig vom Essen zu machen.

Es ist nicht mehr die größte Freude des Tages, dass es heute Abend Nudeln gibt. Essen ist mir schlicht weg weniger wichtig geworden. Und ich bin nicht am Boden zerstört, wenn es nicht das gibt, was ich will oder es nicht so gut schmeckt, wie ich mir das gewünscht hätte.

Ich bin wieder freier geworden und genieße das in vollen Zügen.

So wird aus dem anfänglichen, kurzweiligen Verzicht ein sich unbeschreiblich befreiend anfühlender und hoffentlich langfristiger Gewinn:-)

Alles braucht seine Zeit: Zuckerentwöhnung ist ein Prozess

All denen, denen es nach den ersten paar Tagen Zuckerentwöhnung allerdings noch nicht ganz so gut geht, oder die erst gar nicht so weit kommen, sei gesagt, dass ich gerade zum gefühlt 793. Male zur Zuckerentwöhnung ansetze. Ich habe also schon wirklich viele Entwöhnungen hinter mir. 😀

Ich weiß also, welche Tücken auf mich zukommen und kenne bereits dieses unbeschreiblich befreiende Gefühl nicht länger abhängig zu sein. Daher fällt es mir natürlich leichter als anderen, die dieses Vorhaben zum ersten Mal angehen oder denjenigen, die zwar schon Zuckerentwöhnungen hinter sich haben, sich aber gerade inmitten einer tiefen Suchtphase befinden und daher die Erinnerung an das befreiende Gefühl verloren haben.

Dorthin zu kommen, wo das Verlangen immer mehr verblasst und aus dem Verzicht eine Bereicherung wird, ist es meiner Erfahrung nach ein Prozess, der nur selten von heute auf morgen erreicht wird, sondern sich über Jahre erstrecken kann.

Bei mir sind es jetzt sage und schreibe 18 Jahre, in denen ich mehr oder weniger regelmäßig eine Zuckerentwöhnung starte. Und erst jetzt komme ich so langsam an den Punkt, dass mir die Vorstellung weißen Zucker und helles Mehl einfach ganz aus meinen Speiseplan zu streichen, irgendwie gar nicht mehr so schlimm, fast schon attraktiv vorkommt.

Warum?

Ich will nicht länger in Kauf nehmen, dass meine Gesundheit unter der Zufuhr von Zucker leidet. Klar jedes Mittel ist ein Gift, es kommt nur auf die Menge an. Doch Zucker und Weißmehl sind einfach nichts, was wir täglich essen sollten.

Diese hoch raffinierten Produkten (weil reich an Kalorien, aber leer an Mineral- und Vitalstoffen) können unter bestimmten Umständen die Biochemie des Körpers derart durcheinander bringen, dass ein suchtartiges Verlangen danach ausgelöst wird.

Und obwohl, der Konsum von Zucker nachweislich schlecht für die Zähne ist, die Blutgefäße porös und die Bauchspeicheldrüse kaputt machen kann, und Zucker uns wertvolle Mineralien raubt und damit vorzeitig altern lässt – ist diese Substanz immer noch, nicht nur erlaubt, sondern fast jedem und ich meine wirklich jedem Produkt aus dem Supermarkt beigefügt!!! Mit die einzigen Ausnahmen sind frisches Obst und Gemüse.

Ganz ehrlich, das finde ich unheimlich und da will ich nicht länger mitspielen – ich steig da aus. Wer macht mit? Mitmacher herzlich willkommen.

P.S.: Was ich übrigens besonders schön finde, dass eine meiner liebsten Freundinnen inspiriert durch meinen Artikel „Zuckersucht: Das Selbstexperiment 1 Jahr Zuckerentwöhnung“ ebenfalls mitmacht.

Das ist so schön Susi, dass Du auf Deine Weise mit dabei bist. Und ihr momentaner Tipp gegen Süßgelüste: Getrocknete Ananasstückchen, die laut meiner Freundin, zumindest mit viel Phantasie nach Gummibärchen schmecken:-)

P.S.: Mein Buch ist da!!!

Um herauszufinden, ob der Ausstieg aus der Zuckersucht wirklich unmöglich ist, habe ich am 1.1.2015 mein Projekt „1 Jahr ohne Zucker!“ gestartet und in diesem Zusammenhang jede Woche über den Verlauf meines Selbstversuchs berichtet.

Ich habe über die Hochs und Tiefs berichtet und auch meine Rückfälle nicht verschwiegen, zuckerfreie Rezeptideen gepostet und mich mit den Hintergründen der Zuckersucht beschäftigt und bin dabei besonders auf die Bio-Chemie und die psychischen Faktoren eingegangen.

Bei meinen Erfahrungen und Forschungen ist jede Menge Material entstanden, das ich in einer Art Selbsthilferatgeber kompakt und leicht verständlich zusammengefasst habe.

Herausgekommen ist dabei mein bisher umfassendstes Werk mit vielen Infos für Zuckersüchtige, persönlichen Anekdoten, Tipps & Tricks zum Zuckerentzug, inklusive Selbsttest und Rezepten.

cover zuckerfalle

Mehr Infos hier>>

* zuckerfrei heißt für mich: Kein Haushaltszucker (Saccharose), kein brauner Zucker, kein Rohr-, Vollrohr- oder Rohrohrzucker, keine isolierte Glukose oder isolierten Fruchtzucker, noch Malzzucker oder Milchzucker usw.

Datteln, andere Trockenfrüchte, Stevia und Bananen sind vor allem in der Anfangszeit in kleinen Mengen erlaubt. Honig, Xylit, Agaven- oder Ahornsirup nur in „Notfällen“ und in Kleinstmengen.

Und da helle Mehlspeisen (Produkte aus Auszugsmehl) ähnlich verstoffwechselt werden wie Zucker, sind während des Experiments auch Teigwaren aus hellem Weizen- oder Dinkelmehl wie Nudeln, Brot, Brötchen, Kuchen, Kekse, Pizza usw. tabu.

Und da Vollkornprodukte – zumindest bei mir – auch sehr leicht zum Überessen führen können, sind diese ebenfalls gestrichen. Einzige Ausnahme Haferflocken, die ich mir gelegentlich als Brei zum späten Frühstück mache.

Und da es zwischen Alkoholsucht und Zuckersucht sehr enge Zusammenhänge gibt, ist dieser bei (m)einer Zuckerentwöhnung natürlich auch tabu.

Dieser Artikel erschien ursprünglich am 14. Januar 2015 und wurde zuletzt überarbeitet am 14. Januar 2024.

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