Mut zur ehrlichen Auseinandersetzung

Dass Ehrlichkeit wichtig für zwischenmenschliche Beziehungen ist und eine Grundvoraussetzung für einen gewissen Tiefgang in Freundschaften und Partner­schaften darstellt, Lügen dagegen über kurz oder lang zerstörerisch wirken, dürf­te jedem von uns klar sein.

Ich verstehe unter Ehrlichkeit jedoch nicht das Austauschen über jede noch so kleine Belanglosigkeit und jeden noch so kleinen Gedankengang, den wir im alltäglichen Leben haben, sondern möchte hier über eine ganz besondere Art von Ehrlichkeit sprechen.

Und zwar über die Fähigkeit und den Mut, Gefühle und Gedanken anzusprechen, die die Beziehung angehen und daher einen Bezug auf unsere Verbindung zueinander haben. Ich meine damit insbesondere das Mit­teilen innerer Vorgänge, die zwischen uns stehen und somit trennenden, aber auch verbindenden Einfluss haben können.

Wie wichtig diese Art von Ehrlichkeit für zwischenmenschliche Beziehungen, insbesondere für Partnerschaften und tiefe Freundschaften ist, möchte ich mit ei­nem kleinen Beispiel aus meiner Vergangenheit verdeutlichen.

Zu Schulzeiten waren meine damalige beste Freundin und ich sehr eng miteinan­der verbunden. Fast jede freie Minute verbrachten wir gemeinsam. Ein täglicher Kontakt war die Regel. Als unser beruflicher Werdegang uns dann in verschiede­ne Städte verschlug, wurde unser Austausch aufs Telefon verlagert.

Es gab dabei Zeiten, in denen mir unsere täglichen Gespräche ehrlich gesagt etwas zu viel wurden, nicht weil mir meine Freundin weniger wichtiger geworden wäre, son­dern einfach, weil mein neues Leben mich sehr beanspruchte und ich es nicht mehr als passend empfand, mich mit ihr über jede darin stattfindende Kleinigkeit auszutauschen.

Die täglichen Gespräche wurden so immer mehr zu einer Art Pflichttermin für mich und auch, wenn ich eigentlich keine Lust dazu hatte, fühlte ich mich ver­pflichtet, sie anzurufen und mit ihr zu reden. Ich spielte also brav mit und erzählte ihr nichts von meinen diesbezüglichen Unstimmigkeiten – sei es aus Feigheit, dies vor mir selbst einzugestehen oder aus Angst sie nicht zu verletzen.

Das ging dann lange genug so weiter, um mich nicht mehr wirklich frei und unab­hängig zu fühlen und das hat sich natürlich auch auf die Qualität der Beziehung ausgewirkt. Ich habe mich innerlich immer mehr zurückgezogen und diese Di­stanz wurde zunehmend spürbar.

Doch keiner von uns beiden sprach dieses The­ma je an, und irgendwann wusste keiner mehr so recht, was eigentlich los war und wieso nichts mehr so war, wie es früher einmal gewesen war. Schade …

Wenn sich solche Spielchen des Öfteren wiederholen, werden die unguten Ge­fühle irgendwann so stark, dass sich der betreffende Teil immer mehr aus der Be­ziehung heraus nimmt und sich abkapselt. Das kann sogar zum Bruch einer Freundschaft oder Partnerschaft führen. Schade, oder?

Fassen wir dagegen den Mut, unseren Unmut auszusprechen, Unstimmigkeiten zu äußern, dann haben wir wenigstens die Chance auf eine Klärung.

Natürlich wäre es möglich gewesen, dass es zwischen meiner Freundin und mir zu einem Streit gekommen wäre. Vielleicht hätte sie die Aussage, dass mir das tägliche Telefo­nieren irgendwie zu viel geworden ist, persönlich genommen und wäre verletzt gewesen. Möglich aber auch, dass es ihr ähnlich ergangen wäre und wir uns dann zu unserer beider Erleichterung auf ein Weniger an Gesprächen geeinigt hätten.

Wie auch immer – jedenfalls hätte ein offenes Gespräch meinerseits zu einer Klä­rung beitragen können. Wenn diese vielleicht auch darin bestanden hätte, zu er­kennen, dass wir unterschiedliche Vorstellungen darüber haben, wie regelmäßig ein Austausch in einer Freundschaft stattzufinden hat.

Gegebenenfalls hätte diese Erkenntnis auch zum Bruch der Freundschaft geführt, der dann wohl aber auch langfristig wegen zu stark abweichender Vorstellungen nicht hätte vermieden werden können.

Fazit:
Wenn wir uns Bezug auf die Beziehung mit einer Person unwohl fühlen, lohnt es sich, den Mut aufzubringen, diese Unstimmigkeiten offen und ehrlich auszusprechen. Denn auch unausgesprochene Gefühle verfehlen ihre Wirkung nicht und führen über kurz oder lang dazu, dass wir uns immer mehr aus der Be­ziehung herausnehmen und abkapseln.

Die gewaltfreie oder einfühlsame Kommunikation kann uns hierbei helfen, Worte zu benutzen, die nicht mehr als nötig verletzen. Doch wie Sie vielleicht ja schon wissen, kommt es weniger auf die Wahl unserer Worte an, als vielmehr auf unse­re dahinter stehende Absicht.

In diesem Sinne sollten wir den Mut zur ehrlichen Konfrontation aufbringen, nicht um zu zerstören oder zu verletzen, sondern mit der Absicht ein klärendes Gespräch zu führen. Dann kann die ehrliche Auseinandersetzung als ein reinigen­des Gewitter zu dienen, das uns als Lohn für unseren Mut auf eine noch tiefere Ebene der Verbundenheit befördert.

 

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Marion & Jens
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