Oder wieso es bei mir nur auf den akademischen Titel ankam
Den ersten Abend, frisch zurück von unserer Reise aus Portugal, gönnte ich mir ein warmes Bad. Einen Luxus, den ich nach einer solchen Zeit außerhalb der gewohnten deutschen Komfortzone besonders zu schätzen weiß. Eine gute Lektüre musste her. Auf der Suche nach einem passendem Titel stöberte ich mich entlang des Stapels an Büchern, die ich noch nicht gelesen hatte und mein Blick fiel auf „Ich könnte alles tun, wenn ich nur wüsste, was ich wollte*“ von Barbara Sher.
Ein Titel, der mir vor einiger Zeit per Zufall ins Auge gesprungen ist. Als ich es jetzt einige Wochen, nachdem ich es mir gekauft hatte, in den Händen hielt, schien der Titel schon gar nicht mehr so richtig für mich zu passen. Es fühlte sich aber nach angenehmer und entspannender Lektüre an und so beschloss ich, diesem Buch dennoch eine Chance zu geben.
Die Motivation zum Weiterlesen ließ jedoch recht schnell nach, weil sich bestätigte, dass das nicht mehr mein Thema war. Ja, in den letzten Wochen scheint sich recht viel getan zu haben, ob das nun an den Jing Qi Übungen, die wir in der Ausbildung bei Christian Dittrich-Opitz, dem Tönen nach Karl Grunick oder der Bodo Deletz Akademie zusammenhängt, kann ich nicht genau sagen. Was ich allerdings sagen kann, ist dass sich ganz gewaltig etwas am Verändern ist, aber das ist ein anderes Thema.
Jedenfalls musste ich über die ersten Seiten in diesem Buch ein wenig nachdenken. Barbara Sher geht dabei gleich in die Vollen und erklärt, wie die Erwartungen anderer uns prägen. Für sie zum Beispiel war ein Leben im Nachbarhaus der Eltern vorgesehen, während sie gleichzeitig als Journalistin den Stars und Sternchen aus der High Society hinterher jetten sollte. Nicht wirklich unter einen Hut zu bekommen.
Oder sie erzählte von einem Mann, dessen Vater ihn nicht als vollwertig anerkennen konnte, weil er nichts mit dem Thema „Oper“ am Hut hatte. Erst als er eine Opernsängerin ehelichte, wurde er vom Vater akzeptiert. Das Problem war leider, dass er und seine Frau nicht wirklich zusammen passten.
Und als wir heute mit den Hunden spazieren gingen und ich darüber nachdachte, was meine Eltern wohl von mir erwartet hatten, wurde es mir auf einmal klar: Ich sollte einen Titel machen! Das war das Wichtige. Ob Arzt, Anwalt oder Ingenieur – die genaue Ausrichtung war egal, Hauptsache ein akademischer Titel. Warum? So einen Titel kann, laut Aussage meines Vaters, nicht jeder Vollidiot haben. Dazu muss man schließlich studiert haben!
Wow, so ein Denken gibt es auch noch, stimmt! Als mir das heute bewusst wurde, wurde mir noch so einiges klar. Ich dachte darüber nach, welches Gedankengut hinter solch einer Wichtigkeitnahme in Bezug auf einen akademischen Titel stecken könnte. Es muss von einer unheimlichen Angst begleitet sein, dass andere einen als dumm, blöd oder ganz einfach, als „Vollidiot“ abstempeln und ein solcher Titel kann davor schützen. Schließlich kann nicht jeder Vollidiot es zu einem solchen Abschluss bringen, oder?
Ich muss zugeben, ich habe lange selbst so gedacht! Es ist nur schon eine Weile her, so lange, dass ich darüber staune, wie fremd mir dieses Gedankengut mittlerweile geworden ist. Jedenfalls finde ich das Thema so spannend, dass ich auch Ihnen, lieber Leser, liebe Leserin, einfach nur mal ans Herz legen kann, darüber nachzudenken, was aus Ihnen eigentlich hätte werden sollen?
Welche Vorstellungen und Erwartungen hatten Ihre Eltern, Lehrer und Freunde? Und was erwartet man heute von Ihnen, wie wollen die Menschen in Ihrem Umfeld Sie jetzt haben? Und ganz besonders wichtig: Was für ein Leben führen Sie? Eins, das Sie gestalten, wie Sie es gerne möchten oder eins, das von Ihnen erwartet wird?
„Ich könnte alles tun, wenn ich nur wüsste, was ich wollte*“ von Barbara Sher
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In diesem Zusammenhang fällt mir noch ein Spruch ein, den Karl Grunick auf einem seiner Seminare einem Teilnehmer gesagt hat: „Am Ende steht auf Deinem Grabstein: Sein Leben hat allen gefallen, nur ihm nicht“. So wollen wir nicht enden, oder?
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