Wieso sich der Gesundheitszustand nicht am Körpergewicht, BMI oder der waist-to-hip Rate ablesen lässt

Wie wir in den letzten beiden Artikeln gesehen haben, ist Körperfett per se nicht schädlich für unsere Gesundheit, sondern übernimmt wichtige Aufgaben in unserem Körper.

Gefährlich wird es erst, wenn sich unser Fett an falschen und nicht dafür vorgesehenen Stellen im Körper ablagert und Botenstoffe ausschüttet, die unsere Gesundheit beeinträchtigen.

Lange dachte man, dass man den Gesundheitsstatus eines Menschen an seinem Körpergewicht ablesen könne und hat zur Ermittlung des Gesundheitsrisikos auf Hilfsmittel wie den Body-Mass-Index (BMI) oder die Waist-to-hip ratio (zu deutsch: Taille-Hüft-Verhältnis) gesetzt. Diese Parameter sind jedoch bestenfalls Indizien und für sich allein nicht aussagekräftig.

Wie neue Forschungen zeigen, können Rückschlüsse auf den Gesundheitsstatus weder allein durch die Betrachtung der Körperfülle bzw. des Körpergewichts noch durch die Verteilung des Körperfetts an Hüften oder Bauch gezogen werden. Denn Übergewicht ist nicht gleich Übergewicht.

Der Body-Mass-Index (BMI) und seine Tücken

Der Body-Mass-Index, kurz BMI, galt lange Zahl als entscheidendes Kriterium für die Bewertung des Gesundheitszustandes. Dabei wird das Körpergewicht in Kilogramm durch das Quadrat der Körpergröße in Metern dividiert und das Ergebnis als Maßzahl für die Bewertung des Körpergewichts in Relation zur Körpergröße gewertet.

Werte zwischen 19 – 25 gelten als normal, bei Werten zwischen 25 – 30 spricht man von Übergewicht, bei einem Ergebnis von über 30 gelten Betroffene als stark adipös.

Übergewicht galt bisher als gesundheitliches Risiko und wurde verteufelt. Nun zeigen jedoch immer mehr Studien, dass Menschen mit einem höheren BMI länger leben als Menschen mit niedrigem BMI und besser gegen bestimmte Krankheiten gewappnet sind als schlanke Menschen. Die Wissenschaft spricht vom „Obesity-Paradox“ (= Übergewichts-Paradox). Einen interessanten Bericht dazu gibt es z. B. bei spiegel.de>>

Der Grund dafür liegt darin, dass der BMI seine Lücken hat. Nicht berücksichtigt werden hierbei das Geschlecht oder das Alter, die Fettverteilung, der individuelle Gesundheits- und Fitnesszustand. Parameter, die anscheinend eindeutig aussagekräftiger sind, als allein das Verhältnis von Gewicht zu Körpergröße.

Übergewicht ist nicht gleich Übergewicht und Normalgewicht nicht gleich Normalgewicht

Wer einen niedrigen BMI aufweist, kann schlank wirken und trotzdem verhältnismäßig viel Fettgewebe und wenig Muskeln haben. Umgekehrt weisen z. B. Bodybuilder in der Regel einen stark erhöhten BMI auf, trotz eines niedrigen Körperfettanteils und einem hohen Gehalt an Muskelmasse.

Gerade bei älteren Menschen kann ein niedriger und damit „gesunder“ BMI darüber hinweg täuschen, dass stetig wertvolle Muskelmasse abgebaut wird (was im Alter häufig passiert, wenn kein Krafttraining betrieben wird).

Nach außen hin wirken solche Leute als normalgewichtig und werden für ihre schlanke Figur bewundert. Im Inneren finden jedoch sehr ungünstige Prozesse statt. Wie viel inneres Fett jemand mit sich herum trägt, kann man eben nicht von außen erkennen!

Wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen das Unvermögen den Gesundheitszustand allein am BMI festzumachen. So zeigten MRT-Messungen, bei denen der Anteil des inneren Fettgewebes mit Hilfe bildgebender Verfahren sichtbar gemacht wird, dass bei einem BMI-Wert von 24 der Körperfettanteil bei Frauen zwischen 30 und 44 % und bei Männern zwischen 8 und 38 % schwanken kann!

Menschen mit normalem BMI können sich im Anteil an viszeralem Fettgewebe um mehr als 500 % unterscheiden! Ein Mann mit einem BMI von 24, kann mit 0,6 Liter nur wenig viszerales Fett haben oder davon sogar bis zu 3,7 Liter mit sich herumtragen.

Waist-to-hip ratio (zu deutsch: Taille-Hüft-Verhältnis) besser, aber auch nicht absolut sicher

Beim Taille-Hüft-Verhältnis (THV; zu Englisch: Waist-to-hip ratio) wird die Körperfülle im Verhältnis zwischen Taillen- und Hüftumfang angegeben. Man misst also den Umfang der Taille in der Mitte zwischen Beckenkamm und Rippenbogen und die Hüfte an der dicksten Stelle und teilt die beiden Werte. Bei Männern sollte das Ergebnis unter 1,0 liegen und bei Frauen kleiner als 0,85 sein.

THV=Umfang Taille : Umfang Hüfte

Der Taille-Hüft-Quotient liefert damit die Antwort auf die Frage, ob sich das Körperfett eher um den Bauch (= Apfeltyp) oder eher um die Hüfte (= Birnentyp) verteilt.

Da viszerales Fett, das sich um die Bauchorange herum ablagert, als besonders gefährlich gilt (siehe Teil 2) und der BMI nur wenig aussagekräftig ist, sind Mediziner dazu übergegangen, statt des Körpergewichts, die Fettverteilung im Verhältnis von Bauch und Hüfte heranzuziehen und damit den Gesundheitsstatus des Patienten zu ermitteln. Liegen die Werte zu hoch, gilt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen als erhöht.

Als gleichwertiges Hilfsmittel gilt die Messung des Bauchumfangs, der bei Männern europäischer Abstammung nicht über 94 cm und bei Frauen nicht über 80 cm liegen soll. Für Asiaten gelten aufgrund ihres zarteren Körperbaus niedrigere Werte.

Und auch, wenn die Waist-to-hip ratio bzw. der Bauchumfang sich nicht allein am Körpergewicht, sondern vor allem auch am Fettverteilungsmuster orientiert, sind auch diese Parameter nicht zu 100 % aussagekräftig.

Der Grund: Wie viel Fett sich um die Bauchorgane befindet, kann man nicht am Bauchumfang messen! Untersuchungen zeigen, dass bei gleichem Taillenumfang der Anteil an viszeralem und damit gefährlichem Fett gewaltig schwanken kann. Messungen am Imperial College in London haben gezeigt, dass Menschen mit einem Taillenumfang von 84 cm zwischen 0,5 bis 4,3 Liter viszerales Fett mit sich herum tragen können. Das macht einen Unterschied von mehr als 800 %!

Das Maßband verrät also nicht, wie viel vom Umfang auf gewöhnliches Unterhautfettgewebe und wie viel auf Bauchorganfett zurück geht.

Daher sind auch Taille-Hüft-Quotient und Taillenumfang nur ungenaue Hilfsmittel bei der Beurteilung des Gesundheitszustandes eines Menschen.

Um die Fettverteilung in den inneren Organen zu ermitteln bleiben nur bildgebende Verfahren wie MRT und MRS, bei denen die Fettverteilung mit Hilfe von Magnetfeldern und elektromagnetischen Wechselfeldern ermitteln werden. Diese Verfahren sind jedoch sehr teuer und werden nur in Spezialkliniken angeboten.

Doch aufgepasst: Auch viszerales Fett ist nicht der Übeltäter

Bislang ging man davon aus, dass viszerales Fett, das sich mit Vorliebe um die Bauchorgane sammelt, besonders gesundheitsschädlich sei. Der Grund: Es schüttet verstärkt für unseren Organismus negative Botenstoffe aus und gibt besonders viele Fettsäuren ab, die die Blutfettwerte in die Höhe treiben.

Allerdings, so Experten von der Universität Tübingen, sagt der Anteil an viszeralem Fett bei einem BMI über 30 wenig über die Stoffwechselgesundheit aus. Auch von Bypassoperationen weiß man, dass sich nach der OP die Insulinsensitivität der Patienten gleichermaßen verbessert, und zwar unabhängig davon, ob bei der Magen-OP auch das Fettnetz in der Bauchhöhle (sogenanntes Omentum majus), das viel viszerales Fett enthält, entfernt wurde oder nicht.

Dick und fit oder schlank und krank? Auf die Organverfettung kommt es an

Ob jemand stoffwechselgesund oder stoffwechselkrank ist, lässt sich also nicht an der Leibesfülle ablesen. Auch das Verhältnis der Fettverteilung zwischen Taille und Hüfte gibt keine eindeutige Antwort. Ebenso scheint der Anteil an viszeralem Fett nicht entscheidend zu sein.

Es kommt, so Dr. Nicolai Worm in seinem Buch Menschenstopfleber“, auf den Verfettungsgrad der einzelnen Organe an. Je mehr unsere inneren Organe verfetten, desto größer das Gesundheitsrisiko. Schlanke und dicke Menschen können hiervon gleichermaßen betroffen sein. Wie viel Fett sich wo in unserem Körper eingelagert hat, können nur bildgebende Verfahren herausfinden. Und die sind, wie eben bereits erwähnt, teuer und nur in wenigen Spezialkliniken vorzufinden.

Dr. Worm kommt zu folgendem Fazit: Wir müssen bei der Beurteilung des Körperfetts parallel immer auch wesentliche Risikoparameter betrachten. Denn ca. 25 % aller Übergewichtigen sind völlig stoffwechselgesund und weisen keinen der typischen Risikofaktoren des metabolischen Syndroms auf. Sie haben trotz ihren Pfunden kein erhöhtes Erkrankungsrisiko! Während ca. 15 % der Schlanken stoffwechselkrank sind und Risikofaktoren des metabolischen Syndroms aufweisen, trotz ihres niedrigen Gewichts!

In seinem Buch Menschenstopfleberbringt es der Experte auf den Punkt: Wenn man körperlich gut trainiert, also „fit“ ist, hat der BMI keinen nennenswerten Einfluss auf das Sterblichkeitsrisiko. Und umgekehrt: Die Schlankheit nützt gar nichts, wenn man gleichzeitig unfit ist. Dann ist das Sterblichkeitsrisiko vor allem im Herz-Kreislauf-Bereich gnadenlos erhöht. Es gilt immer noch der alte Grundsatz: Lieber fit und dick als schlank und schlapp!“.

Normalgewicht ist eben nicht gleich Normalgewicht und Übergewicht nicht gleich Übergewicht. Es kommt eben nicht auf das Körpergewicht allein an, sondern vor allem darauf, an welchen Stellen sich das Körperfett befindet und welche metabolischen Konsequenzen es verursacht.

Was Du dafür tun kannst, damit Deine Fettzellen gesund bleiben und Dein Stoffwechsel entsprechend funktioniert, erfährst Du im vierten Teil unserer Artikelserie>>

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