Gegen die eigenen Bedürfnisse kann niemand etwas sagen

Wenn Menschen ein Verhalten an den Tag legen, das uns missfällt und stört, neigen wir dazu, sie als faul, rücksichtslos oder was auch immer, abzustempeln.

Lässt unser Partner seine Kleider auf dem Boden liegen, sagen wir: „Du machst es Dir ja schön bequem, ich habe keine Lust ständig hinter Dir herzuräumen! Ein richtiger Chaot bist Du!”. Die Bitte, die in unserer Aussage steckt, wird nicht formuliert und deshalb auch überhört.

Bei einer solchen Formulierung fühlt sich der Empfänger leicht angegriffen. Ihn interessiert jetzt weniger, ob das Anliegen gerechtfertigt ist oder nicht. Er denkt sich vielmehr: „Ah, so sieht der/die mich also!”

Selbst wenn er den Beweggrund gerechtfertigt fände, wäre es nach einer solchen Äußerung nur sehr schwer, dem nachzukommen. Es käme einem Schuldeingeständnis gleich. Viel wahrscheinlicher ist daher eine Verteidigung oder ein Gegenangriff.

Wir sollten uns stets vor Augen halten, dass wir mit jeder Nachricht nicht nur eine Sachbotschaft (hier die indirekte Bitte, die Kleider wegzuräumen und in Zukunft erst gar nicht liegen zu lassen) vermitteln, sondern auch, wie wir den anderen sehen.

Statt verurteilen, Bedürfnis ausdrücken

Mit diesem Hintergrundwissen liegt es auf der Hand, dass wir besser von Verurteilungen Abstand nehmen sollten. Um Streit, Gegenangriff oder Schuldgefühle zu vermeiden und unser Gegenüber für unsere Bitte zu öffnen, sollten wir stattdessen dazu übergehen, ihm unsere Werte und Bedürfnisse offen zu legen.

Statt „Du Chaot”, sagen wir besser „In den Räumen, die wir gemeinsam nutzen, ist mir Ordnung wichtig, würdest Du bitte deine Jacke an die Garderobe hängen?” Aus „Er denkt nur an sich” wird zum Beispiel „Mir ist Gleichgewicht in Beziehungen wichtig”. Und statt „Du bist rücksichtslos” sagen wir lieber „Mir ist Rücksichtsnahme wichtig, bitte sei pünktlich bei unserer nächsten Verabredung.”

Ein paar Beispiele für Werte und Bedürfnisse:

Ehrlichkeit, Humor, Vertrauen, Selbstbestimmung, Ordnung, Verlässlichkeit, Akzeptanz, Offenheit, Anerkennung, Unterstützung, Gelassenheit, Lebensfreude, Gemeinschaftssinn, Nähe, Unterstützung

Kommunikationsübung: die eigenen Bedürfnisse ausdrücken

Wandeln Sie folgende moralische Urteile in persönliche Werte um:
1. Du bist völlig intolerant.
2. Frau Müller lügt wie gedruckt.
3. Mein Kind ist ungezogen.

Lösungsvorschläge:
zu 1) Mir ist Toleranz wichtig.
zu 2) Ehrlichkeit ist mir sehr wichtig.
zu 3) Ein gewisses Maß an Respekt und Gehorsamkeit ist mir wichtig.

Kommunikationstipp für den Umgang mit uns selbst

Auch mit uns selbst sollten wir nicht verurteilend und bewertend reden. Statt uns selbst als faul, inkonsequent oder unpünktlich abzustempeln, sollten wir auch hier sagen oder denken, was uns wichtig ist und was wir uns wünschen.

Zum Beispiel könnten wir uns sagen, dass wir uns wünschten aktiver, disziplinierter oder pünktlicher zu sein. Denn auch in uns stecken verschiedene „Ich”-Persönlichkeiten, die genau wie andere Menschen sehr empfindlich auf kleinste Anflüge von Kritik oder Vorwürfen reagieren.

So lassen sich auch gegen uns gewendete Angriffe umwandeln

Mit dieser Übung erhöhen wir nicht nur die Chancen, dass unsere Bitten erhört werden, sondern können in Zukunft auch an uns gerichtete Vorwürfe und Verurteilungen umwandeln. Wirft uns jemand an den Kopf, wir seien egoistisch oder hörten nie zu, brauchen wir nicht länger eingeschnappt zu sein und es persönlich zu nehmen.

Stattdessen sind wir nun in der Lage, hinter diesen Worten zu hören, was sich unser Gesprächspartner wünscht. Zum Beispiel mehr Mitgefühl, Anteilnahme oder Gleichberechtigung.

Unseren Bedürfnissen kann niemand widersprechen

Das Schöne bei der Vermittlung von Bedürfnissen und Werten ist, dass sie niemand leugnen oder bestreiten kann. Wie kann ich jemandem widersprechen, der mir sagt, dass ihm Pünktlichkeit oder Zuverlässigkeit wichtig sei? Wir alle sind Menschen und wir alle haben die gleichen Bedürfnisse und Werte!

Vielleicht leben wir sie auf unterschiedliche Weise aus oder verbinden andersartige Vorstellungen damit, doch die Werte an sich, sind bei uns allen die gleichen!

Lass uns an Deinen Erfahrungen und Fragen teilhaben. Nutze dazu gerne die Kommentarfunktion oder schreibe uns an info@inspiriert-sein.de.

Dieses Buch ist in meinen Augen eine Bereicherung für alle, die sich mit der GFK auseinandersetzen möchten.

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Marion & Jens
Gelebte Begeisterung - Verkörperte Spiritualität

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