Inhaltsverzeichnis
Muskukläre Dysbalancen im Kieferbereich als Ursache für Rückenprobleme und Bandscheibenvorfälle
Wenn der Rücken Schmerzen verursacht, suchen wir die Lösung dafür meistens an Ort und Stelle. Dabei liegt die Ursache nicht immer im Rücken selbst.
Sehr häufig sogar sind Probleme mit der Wirbelsäule bis hin zu den gefürchteten Bandscheibenschäden und -Vorfällen die Folge einer langen Kette von Ursache und Wirkung, deren Ursprung oft in entfernten Körperregionen liegt.
Die Bedeutung unseres Kiefergelenks
Unser Unterkiefer, die Mandibula gehört zu den wichtigsten Knochen unseres Körpers. Ohne Unterkiefer wären wir nicht in der Lage zu beißen, zu kauen, zu essen oder zu sprechen. Bereits in der fünften Woche nach der Empfängnis beginnt sich die Mandibula als einer der ersten Knochen heranzubilden. Neben den Schlüsselbeinen, die eine weitere „Schlüsselfunktion“ für unser gesamtes Dasein als Mensch erfüllen, muss die Mandibula von Geburt an entwickelt sein. Schlüsselbeine und Mandibula sind die knöchernen Voraussetzungen für das Saugen.
Die Mandibula bildet mit den Temporalknochen die Kiefergelenke, die Temporomandibulargelenke, die nicht nur für die Kaufunktion ausschlaggebend sind, sondern unseren gesamten Bewegungsapparat im Gleichgewicht halten. Verschiebungen und Fehlstellungen sowie arthomuskuläre Dysbalancen in diesem Bereich führen sehr oft zu Bandscheibenschäden und Rückenproblemen aller Art!
Die Kiefergelenke beeinflussen mindestens 38% aller Skelettmuskeln
Im cerebralen Cortex unseres Gehirns hat die Natur den Temporomandibulargelenken ein ziemlich großes motorisches und somästhetisches Areal zugeteilt: 38% aller neurologischen Impulse, die unser Gehirn erreichen, kommen vom Mund und den Temporomandibulargelenken!
Die Gesamtsumme aller neurologischen Informationen der sensorischen und propriozeptorischen Nervenbahnen, die während den Bewegungen des Unterkiefers entstehen und zum motorischen Cortex in unserem Gehirn geleitet werden, machen also fast die Hälfte aller dort eintreffenden Informationen aus. Da lässt sich schon erahnen, welche gravierenden Auswirkungen pathologische Bewegungsmuster des Unterkiefers auf unsere gesamte neurologische Situation und Steuerung haben müssen.
Das Bewegungsverhalten unserer Kiefermuskeln prägt und bestimmt die Funktion von mindestens 38% aller motorischer Muskeln in unserem Körper! Das bedeutet, dass Funktionsstörungen in den Muskeln, die den Unterkiefer bewegen, auch falsche Bewegungsmuster, in fast der Hälfte aller Skelettmuskeln mit sich bringen. Umgekehrt lassen sich etliche Probleme unseres Bewegungsapparates durch eine Korrektur der Temporomandibulargelenke wieder beheben.
Die Unterkiefermuskeln besitzen die größte Kontraktionsstärke von allen Muskeln
Unsere Bisskraft ist enorm im Vergleich zu der maximal möglichen Kraftentfaltung von allen anderen Skelettmuskeln. Der Musculus Masseter, der stärkste Muskel im Temporomandibulargelenk, besitzt unter allen Muskelgruppen die größte Kontraktionskraft pro Muskelfaser!
Neben dem Masseter bewegen weitere 15 Muskeln den Unterkiefer. Kommt es hier zu muskulären Dysbalancen sind Spannungskopfschmerzen und Gleichgewichtsstörungen nur eine der vielen Folgen.
Aufgrund der dadurch veränderten neurologischen Informationen, die den motorischen Cortex erreichen, werden wiederum Fehlinformationen zu mindestens 38% aller Körpermuskeln weitergeleitet. Das bedeutet, das es auch hier zu negativ veränderter Ruhespannung und falschen Bewegungsmustern kommt.
Besonders betroffen sind die Muskeln im Bereich von Hals und Nacken, im Schultergürtel, der gesamten Wirbelsäule bis hin zum Becken, aber auch die Muskeln in den Fußgelenken. In all diesen Bereichen entstehen falsche Bewegungsmuster und muskuläre Dysbalancen aufgrund von Störungen der Kiefergelenke.
Wut, Zorn, Aggression und Verbissenheit
Die hominiden Vorfahren der heutigen Menschheit haben über 20 Millionen Jahre auf unserem Planeten überlebt, weil der Unterkiefer viele Funktionen zugleich erfüllt hat. Neben dem Beißen und Kauen von Nahrung diente der kräftige Unterkiefer lange Zeit als Waffe und Verteidigungswerkzeug.
Auch besteht ein tiefer evolutionärer Zusammenhang zwischen dem Unterkiefer, den Augen und den Füßen. Das visuelle Erfassen einer Gefahr oder Beute löste gleichzeitig reflexartige Aktivität in den Unterkiefer- und Fußmuskeln aus, was ein sekundenschnelles Zubeißen und/oder Flüchten oder Jagen ermöglichte.
Auch der moderne Homo Sapiens wird im Prinzip immer noch durch diese Reflexe gesteuert. Nur mit dem Unterschied, dass wir einer drohender Gefahr nicht mehr durch Zubeißen begegnen und diese so beseitigen. Dennoch verursacht Stress in jeglicher Form, wozu alle Arten von Aggression, Wut, Ärger, Zorn, Furcht, Panik, emotionale und psychische Überlastung, aber auch Entschlossenheit und fanatische Verbissenheit gehören, dieselben Reaktionen im Körper, wie bei unseren Vorfahren: Es kommt zum sofortigen Anstieg der intramuskulären Spannung der Unterkiefermuskeln.
Während eines Wutanfalls oder einer Panikattacke entstehen von jetzt auf gleich so hohe Spannungen im Bereich der Mandibula, dass dort keinerlei Bewegung mehr möglich ist.
Häufig kommt es nicht zur Entladung solcher Spannungen. Dauerstress und Existenzängste gehören in unserer Leistungsgesellschaft beinahe zur Norm! Nächtliches Zähneknirschen ist hier nur ein „zaghafter“ Versuch unseres Körpers, das dauerhafte Übermaß an Spannung abzubauen. Die restlichen Spannungen stauen und verteilen sich in unserem Körper.
Der untere Rücken als physiologischer Schwachpunkt
Evolutionsforscher sind sich einig, dass unser Körper sich noch nicht so ganz an den aufrechten Gang auf zwei Beinen angepasst hat, und dass unsere Wirbelsäule, insbesondere im Lendenwirbelbereich, zu unseren physiologischen Schwachstellen zählt.
Da ist es kein Wunder, dass sich Dauerstress häufig in dieser Region bemerkbar macht, da die ständig erhöhte Spannung im Kieferbereich unter anderem mit der Lendenwirbelsäule und dem Becken korrespondiert. Es gibt mittlerweile viele Belege dafür, dass Kieferfehlfunktionen und -Fehlstellungen, manchmal erst Jahrzehnte später zu Bandscheibenvorfällen führen.
Es kann aber auch zu Störungen im Bereich der Augen-, der Nacken- und Schultermuskeln, im Brustkorb und den Füßen kommen. Auch Atemprobleme, wie Kurzatmigkeit, Schmerzen im Brustkorb, Beckenfehlstellungen, sexuelle „Verklemmung“, starre Fußgelenke und so vieles mehr sind häufig auftretende neurologische Folgen von muskulären Dysbalancen in den Temporomandibulatgelenken.
Neben dauerhaftem Stress führen häufig auch Zahnspangen, Zahnimplantate, Brücken und Kronen zu solchen Problemen!
Ein Lösungsansatz
Falls auch Sie unter solchen diffusen und unerklärlichen Problemen leiden und noch nichts und niemand Abhilfe schaffen konnte, liegt die Ursache möglicherweise in einer Störung der Temporomandibulargelenke!
Eine osteopathische Behandlung, besser noch eine Craniosakrale Therapie mit dem Schwerpunkt auf der Entwirrung der Temporomandibulargelenke hat hier schon in vielen Fälle die sofortige(!) Lösung gebracht. Leider gehört diese lösungsorientierte und absolut nebenwirkungsfreie Form der manuellen Therapie in Deutschland nicht zu den anerkannten Therapieformen, wie so häufig.
In der Schweiz z. B. sieht das schon anders aus: Hier wird diese Behandlungsform ganz normal von der Krankenkasse übernommen und deren Wirksamkeit nicht angezweifelt. Aber letztendlich hat immer der recht, der heilt, und das setzt sich zum Glück auch in Deutschland immer mehr durch.
Unsere Buchempfehlung
Rückenschmerzen selbst behandeln – Die 5-Minuten-Lösung
Mit den in diesem Ratgeber vorgestellten Übungen bringen Sie Ihr gesamtes Skelettmuskelsystem mit nur wenigen Minuten täglich wieder in Balance und können sich so selbst in sehr kurzer Zeit von allen Rückenschmerzen und anderen Problemen des Bewegungsapparates befreien.
Eine Nachbarin hat mit Kiefergelenkknacken zu kämpfen. Weil die Symptome so schleichend kamen, machte sie ihr Zahnarzt darauf aufmerksam. Sie dachte schon das wäre normal. Zum Glück konnte ihr der Profi die passende Anlaufstelle für ihr Leiden vermitteln.
super, das freut uns!
LG Jens
Ich wusste gar nicht, dass das Kiefergelenk mindestens 38% aller Skelettmuskeln beeinträchtigt. Eine Freundin hat schon seit Jahren eine verschobenen Kiefer, hat diesen aber noch nie richten lassen. Sie hat seit Jahren auch mit Rückenschmerzen zu kämpfen, dass das vielleicht zusammenhängt ist total interessant.
Hallo,
ja durchaus könnte es da einen Zusammenhang geben. Leider wird noch viel zu wenig berücksichtigt, wie stark alles im Körper miteinander verbunden ist und sich daher auch aufeinander auswirkt.
Herzliche Grüße,
Jens vom Inspiriert-Sein Team
Ich wusste gar nicht, dass die Kiefergelenke 38 % aller Skelettmuskeln beeinflusst. Das Kiefergelenknacken kann also eine Auswirkung eines anderen Knochens sein. Ziemlich interessant, dass 15 Muskel den Unterkiefer bewegen und wie viel Bisskraft aufgebracht werden kann.