Der Reiterstand – Innere Kraft durch tiefes Stehen

In den meisten Kung fu Stilen ist der Reiterstand oder Reitersitz die Hauptübung zur Erlangung innerer und äußerer Kraft. Lese hier, wie Du allein durch diese Übung Ihre Chi-Kraft, die Kondition, Disziplin und die Beinmuskulatur aufbauen kannst.

Der Reiterstand ist eine absolute Basisübung, mit der Du Ausdauer, Kraft, die Atmung und einen eisernen Willen entwickeln kannst. Tiefes Stehen wird von den Taoisten seit Jahrtausenden in verschiedenen Versionen praktiziert. Der Reiterstand ist eine Form des tiefen Stehens bei dem der Körperschwerpunkt sehr tief abgesenkt wird.

Man sagt, dass sobald man die Meditation im Stand 15 Minuten ausführen kann, hat man seine Energiekanäle soweit entwickelt, dass man sich an das tiefe Stehen heranwagen kann. Denn es erfordert eine energetische „Grundkondition“ tief stehen zu können, ohne sich zu erschöpfen.

Sei deshalb bitte vorsichtig und geh respektvoll an die Übung heran. Der Reiterstand ist eine Herausforderung für die Kondition, die Oberschenkelmuskulatur, die Beweglichkeit, die Disziplin und letztendlich auch für den inneren Schweinehund.

Der Reiterstand entwickelt sowohl das Herzkreislaufsystem, die Atmung, die Knie und die Hüften, als auch die Energiezentren.

Bei gesundheitlichen Problemen in diesen Bereichen oder wenn man stark übergewichtig ist, sollte man sich besonders langsam ans tiefe Stehen heran tasten. Es ist wirklich eine sehr intensive Trainingsform, die aber bei richtiger Ausführung erstaunliche Resultate liefert.

Am Anfang übt man die tiefe Position immer wieder nur in kurzen Sequenzen, um Sehnen, Bänder, Muskeln und Gelenke daran zu gewöhnen. Teste spielerisch wie lange Du, ohne zu verkrampfen oder Dich zu erschöpfen in der Position bleiben kannst. Zeitliche Zielvorgaben sind nicht angebracht, höre lieber auf die Weisheit Deines Körpers, Deine Körperintelligenz.

Sobald Du gut mit der Position vertraut bist, kannst Du Dich ruhig selbst herausfordern. Ich kenne Kampfkünstler, die bis zu 90 Minuten ununterbrochen tief stehen können. Das soll jetzt keine Zielvorgabe sein, eher ein Beispiel für die extreme Leistungsfähigkeit von Praktizierenden der Kampfkünste.

Reiterstand Übungsausführung Beschreibung

Beim Reiterstand stehst Du sehr breit und sehr tief. Das Becken ist so tief abgesenkt, dass beide Oberschenkel parallel zum Boden sind. Zugleich ist das Becken aufgerichtet. Das bedeutet, dass der vordere Rand des Beckens leicht angehoben ist, so dass der untere Rücken lang gestreckt und völlig gerade ist. Das Kreuzbein steht genau senkrecht und von hier aus richtet sich die Wirbelsäule lang gestreckt genauso senkrecht nach oben auf.

Stellen Dir vor, Dein Scheitelpunkt wird von einem Faden senkrecht nach oben gezogen und alles vom Scheitel abwärts hängt lang gestreckt senkrecht nach unten.

Die Füße stehen soweit auseinander, dass wie schon erwähnt, die Oberschenkel parallel zum Boden sind. Bei den meisten Menschen bedeutet das ungefähr doppelte Schulterbreite. Die Füße stehen parallel und zeigen nach vorne. Die Knie sind nach außen gestreckt, so dass es zu einer Streckung der inneren Oberschenkelmuskulatur kommt.

Durch das Zusammenspiel der Fuß- und Knieposition werden die Muskeln der Beine spiralförmig verschraubt, das ist von der Wirkung her vergleichbar mit einer gespannten Sprungfeder. Durch diese Federspannung der Beinmuskeln werden die Beine mit der Zeit sehr stark, und Du lernst die Kraft Deiner Beine ökonomisch einzusetzen, was für die Ausübung einer Kampfkunst sehr wichtig ist.

Hier findest Du eine Beschreibung zum Reiterstand per Sprachnachricht auf Jens Telegram-Kanal>>

So findest Du die richtige Standpositur für den Reiterstand

(1) Das Finden der Standbreite

Steh mit beiden Füßen parallel, so dass diese sich berühren. Jetzt dreh die Vorfüße von den Fersen nach außen, so dass ein Winkel von 90° entsteht. Dann drehe die Fersen vom Fußballen nach außen, so dass sie weit nach außen zeigen und einen nach hinten geöffneten Winkel von ungefähr 90° ergeben.

Das Ganze wiederholt sich jeweils noch einmal. Die Vorfüße drehen 90° von den Fersen aus, nach außen, dann drehen wieder die Fersen von den Vorfüßen nach außen, bis die Füße parallel stehen. Das ist die ungefähren Standbreite.

(2) Das Finden der richtigen Standtiefe

Senke jetzt in dieser Standbreite das Becken mit aufgerichteter Wirbelsäule soweit nach unten bis die Oberschenkel parallel zum Boden sind. Knie, Oberschenkel und Gesäß befinden sich ungefähr auf der gleichen Höhe.

Das Ganze erfordert Übung und Feingefühl, arbeite anfangs ruhig vor einem Spiegel und fühle Dich nach und nach in die Position ein. Es erfordert Beweglichkeit in Hüft-, Knie- und Fußgelenken, Geschmeidigkeit in Muskeln, Bändern und Sehnen.

Zwinge Dich zu nichts, alles braucht seine Zeit.

Die Übung hat auch schon eine äußerst positive Wirkung, auch wenn Du noch nicht in der Lage bist, in der „perfekten“ Position zu stehen. Taoistische Lehrer sagen hier, dass für jeden genau die Position richtig ist, die er zum gegebenem Zeitpunkt einnehmen kann.

Das gilt auch für die Dauer der Übung. Wir sind alle individuell. Jeder macht es so gut wie es gerade möglich ist und setzt damit genau den richtigen Impuls. Tiefes Stehen ist so wie jede andere Energie- und Körperarbeit keine „Kür“ oder „Pose“, es gibt keine Punkte für besonders schönes tiefes Stehen.

Hier geht es zu einer Übungsanleitung per Video auf Jens Telegram-Kanal>>

Vorbereitungsübung an der Wand

Statt direkt zum freien tiefen Stehen überzugehen, kannst Du auch mit der Vorbereitungsübung an der Wand beginne. Stell Dich dazu mit den Fersen, hinteren Oberschenkeln und Gesäß ganz dicht an eine Wand. Bringe dann das Kreuzbein, den gesamten Rücken, die Schulterblätter und Schultern und den Hinterkopf so dicht es geht zur Wand.

Allein das ist schon eine sehr gute Übung zur Verbesserung der Haltung und zur Kräftigung der Rumpfmuskulatur. Sobald Du das Gefühl hast, die gesamte Körperrückseite hat Kontakt zur Wand, lass Dich nach unten sinken. Die Fersen, das Kreuzbein, der gesamte Rücken und der Hinterkopf sollen in Kontakt mit der Wand bleiben.

Möglicherweise kannst Du Dich am Anfang gar nicht so weit nach unten bewegen. Eventuell droht der Kontakt der Fersen verloren zu gehen oder Du fällst in eine leichte Hohlkreuzhaltung. Gleite dann wieder ein Stück nach oben, optimiere den Kontakt mit der Wand und arbeite Dich Stück für Stück nach unten.

Finde die tiefst mögliche Position mit gutem Kontakt zur Wand und verweile dort. Atme tief durch und spüre in Deinen Körper hinein. Lass bei jedem Ausatmen wahrgenommene Spannungen los und sinke mit dem ganzen hinteren Körper nach unten und zur Wand.

Fazit Reiterstand

Das sind jetzt einige Möglichkeiten wie sich das tiefe Stehen erschließen lässt. Betrachte jede Übungseinheit und jeden Versuch als gut investierte Zeit an. Sei nicht zu streng mit Dir und erlaube Dir großzügig, Deine individuellen Schwächen. Jeder noch so kleine Impuls gibt Deinem Körper und Energiesystem genau das, was Du persönlich jetzt gerade brauchst.

Alles benötigt seine Zeit und folgt eigenen Rhythmen. Manche Dinge brauchen etwas länger. Übereile und überanstrenge Dich nicht. Es gibt nichts zu beweisen und keinen Pokal zu gewinnen. Diese Übung kann Dir dienen  als eine Art Jungbrunnen und Quelle zu unerschöpflicher innerer und äußerer Kraft.

Dieser Artikel erschien ursprünglich am 10. November 2o1o und wurde zuletzt überarbeitet am 10. April 2023.

 

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