Wie Energieübungen die Effektivität des Körpertrainings erhöhen
Qi Gong bietet eine optimale Ergänzung zum Krafttraining. Es fördert die Regeneration und macht die Wirkung des Krafttrainings dadurch effizienter. Denn über einen optimalen Wachstumsprozess entscheidet vor allem auch das richtige Verhältnis zwischen An- und Entspannung.
Wer Krafttraining oder eine andere Form des Körpertrainings mit wenigen Minuten Qi Gong am Tag ergänzt, optimiert die Wirkung des Trainings massiv.
Das Yin und Yang unseres Nervensystems
Unser zentrales Nervensystem besteht aus einem sympathischen und aus einem parasympathischen Anteil. Beide Teile ergeben zusammen ein Ganzes, so wie die beiden Hälften des Yin und Yang-Symbols.
Der sympathische Anteil besitzt einen eindeutigen Yang-Charakter und steht somit für Wachheit, Aktivität, Anstrengung, Dynamik, Schnelligkeit, Aggressivität und Energiefreisetzung. Dieser Teil ist am Tag aktiv und sorgt dafür, dass wir ausreichend Energie freisetzen, um unseren alltäglichen Verrichtungen nachzukommen. Wenn er aktiv ist, sind wir wach, konzentriert und leistungsfähig.
Logisch, dass dieser Teil des Nervensystems auch bei den meisten Sportarten wie beim Kraft- und Körpertraining erfordert ist.
Der Gegenpart, der Parasympathikus, verfügt dagegen über die Yin-Qualitäten wie Ruhe, Entspannung, Weichheit, Energieaufnahme und Regeneration, Schlaf und Verdauung. Der Parasympathikus ist abends und nachts aktiv und sorgt dafür, dass wir abschalten, entspannen, verdauen und schlafen können.
Ausgleich und Optimierung
Beide Anteile des Nervensystems sind nicht nur wichtig für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden, sondern auch für die Effektivität unseres Körpertrainings.
Bei den meisten von uns ist der natürliche Wechsel zwischen Aktivität am Tag und Ruhe am Abend / in der Nacht durch dauerhaften Stress, Genussgifte wie Tabak und Koffein und allgemein durch die Hektik unserer Zeit aus der Bahn geraten. Durch regelmäßiges Krafttraining „reizen“ wir unser sympathisches Nervensystem zusätzlich, was eine Erklärung dafür ist, dass es vielen nach einem intensiven Training schwer fällt, am Abend einzuschlafen.
Wer lediglich seinen Fokus auf ein körperliches Training legt, der erschwert seinem Körper auf Ruhe und Entspannung umzuschalten.
Chronische Spannungen in der Muskulatur oder eine erhöhte Aktivität unseres Herzkreislauf- und Hormonsystems können die Folge sein. Das schlägt auf Dauer sowohl auf unsere Gesundheit als auch auf unser Energielevel.
Und auch die Regenerationszeit vom Training leidet, wobei diese entscheidend ist für das Wachstum unserer Muskeln.
Durch Qi Gong wird der für Ruhe und Entspannung verantwortliche Teil des Nervensystems aktiviert und dementsprechend die Wirkung des Sympathikus minimiert. Jetzt kann der Körper seine Kraft für die Vorgänge des Muskelwachstums einsetzen. Zudem sind wir bei einer optimalen Entspannung auch wieder schneller leistungsfähig und wir können das nächste Training optimal nutzen.
Was ist Qi Gong
Qi Gong ist ein Sammelbegriff für chinesische Energieübungen, bei denen die Muskulatur und das Nervensystem entspannt werden.
Es gibt verschiedene Qi Gongsysteme, die unterschiedliche Schwerpunkte haben,
- wie zum Beispiel die Organe zu kräftigen, die Wirbelsäule beweglicher zu machen,
- Gesundheit und Wohlbefinden zu fördern
- oder die Voraussetzungen zum Erlernen einer Kampfkunst zu schaffen.
Alle Arten arbeiten mit der feinstofflichen Kraft Qi, die die Grundlage für Gesundheit, Wohlbefinden und Entwicklung ist. Beim Qi Gong öffnen sich die inneren Bahnen, auf denen Qi im Körper zirkuliert. Das geschieht durch ein Entspannen und Weichwerden der Muskeln, Sehnen und Gelenke. Indem wir unseren Fokus auf aktives Loslassen und Entspannen richten, wird der parasympathische Teil des Nervensystems aktiviert. Diese stellt den aktiven Ausgleich zu der im Training entstandenen Anspannung dar, wodurch die Regeneration gefördert wird und die Wirkung des Trainings optimiert wird.
Durch regelmäßiges Qi Gong am Abend bekommt unser Nervensystem eine Hilfe beim Umschalten zwischen Sympathikus und Parasympathikus. Der Yin-Anteil unseres Nervensystems, der für die Ruhe und Entspannung wichtig ist, wird durch Qi Gong aktiviert. Zugleich verringert sich die Yang-Wirkung des Sympathikus, der uns oft auch abends nicht zur Ruhe kommen lässt. Dies führt auf Dauer wieder zu einem natürlichen und stabilen Wechsel zwischen Yin und Yang oder Ruhe und Aktivität. Natürlich wirkt sich das nicht nur auf die Qualität und Effektivität unseres Trainings aus, sondern auch auf viele andere Lebensbereiche.
Bildrechte: Inspiriert-Sein.de Standübung © Jens Sprengel
Während des Studiums habe ich als Qi-Gong Trainer gearbeitet – leider habe ich dann aus Zeitgründen meine Prioritäten neu gesetzt und mit diesem Training gebrochen und mich stärker auf Krafttraining zu konzentieren.
Heute merke ich mehr denn je das tiefe Bedürfnis nach Ausgeglichenheit und Ruhe, die diese „Kampfkunst“ spenden kann.
Ich erinnere mich auch an einen Eingangscheck bei einem Sportarzt, der sich freute, dass ich nicht nur Krafttraining sondern auch einen Ausgleich dazu betrieb. Er meinte (…2003): das ist der Königsweg, den sollten viel mehr Sportler/Athleten nehmen.
Ich gehe ab der kommenden Woche diesen Weg wieder und freue mich, wenn meine Kinder davon etwas für ihr Leben mitnehmen können.
Hallo Sebastian,
das ist sicher eine gute Entscheidung. Mir persönlich gefällt die Kombination aus innerem und äußeren Krafttraining sehr gut, da sich beides sehr gut ergänzt, so wie Yin und Yang.
Einen guten Wiedereinstieg wünsche ich Dir.
Viele Grüße,
Jens
Hi, Jens,
traditionell gesehen waren die meisten chin. Gong-Arten und Krafttraining eine Einheit. Das was heute als Qigong bezeichnet wird, gab es im alten China nicht. NIcht in dieser Form. Das waere eher mit Daoyin zu vergleichen, komplexe Uebungen, die der Gesundheit dienen. Qigong, wie es sich heute praesentiert, ist keine 100 Jahre alt.
Die klassischen Gong waren Unterstuetzungsuebungen fuer die Kampfkunst (KK). Es gab sie als Einzeluebungen fuer einen klar umrissener Zweck, z.B. Li-Gong (Kraftuebung), oder als komplexe Form, z.B. Yanchigong oder Meihuazhang-Gong (das Gehen auf den Pflaumenblueten-Pfaehlen).
Qi war stets ein fester Bestandteil des Trainings und wurde selten von den KK separat geuebt, eher von den Daoren (Daoisten). Die Bezeichnung Qigong ist im Grund ein wenig irrefuehrend, aehnlich dem Aikido mit Ki von Koichi Tohei.
Vielen Dank für die Ergänzung aus erster Hand!