Über die Hochs und Tiefs vom Unterwegssein

Es ist Montag, der 20. November 2017, wir brechen auf und verlassen das Saarland. Am 20. Mai sind wir nach acht Jahren La Palma mit unseren Hunden aufgrund familiärer Umstände wieder zurück in unsere alte Heimat und haben auf den Tag genau sechs Monate hier verbracht. Nun ist es Zeit, wieder aufzubrechen.

Bis alle Dinge verstaut sind, der morgendliche Spaziergang erledigt ist und wir auf den letzten Drücker noch eine Frankreichkarte besorgt haben (ja wir fahren nach Karte und ohne Navi) ist es schon ziemlich spät, bis wir endlich loskommen, doch das tut unserer Reisestimmung keinen Abbruch.

Recht schnell erreichen wir die französische Grenze und landen gegen 18 Uhr per Zufall auf einem Campingplatz am See Lac Du Der, der tatsächlich auch noch Ende November geöffnet hat. Die Wolken hängen dicht am Himmel und es ist stockfinster. Am nächsten Morgen haben wir Glück. Trotz Wolken bleibt es trocken und wir machen einen ausgiebigen Spaziergang am See mit den Hunden, die dabei voll auf ihre Kosten kommen.

Bei der abendlichen Stellplatzsuche haben wir an diesem Tag nicht so viel Glück. Ein Campingplatz, den wir anfahren wollen, hat bereits geschlossen. Wir fahren in den nächsten Ort, suchen abseits auf dem Feld einen Stellplatz, doch uns ist unheimlich dort. Wir fahren auf einen Rastplatz, bleiben dort, es scheint niemanden zu stören. Es ist bereits kurz vor 22 Uhr. Heute haben wir um die 600 km geschafft. Ganz schön viel für uns und unseren Otto.

Am nächsten Morgen brechen wir auf Richtung Bordeaux, die Sonne scheint und der Himmel ist blau. Das erste Mal auf der Reise ziehen wir die dicken Jacken aus. Gegen 14 Uhr erreichen wir das Meer!

Wir klettern auf die Düne du Pilat, sehr beeindruckend, was die Natur da erschaffen hat. Oben angekommen, erblicken wir das Meer, zum ersten Mal seit wir La Palma verlassen haben. Wir toben ausgelassen mit unseren Hunden, sprinten die Dünen rauf und runter. Es ist fantastisch!

Per Zufall entdecken wir einen Campingplatz der Gemeinde. Obwohl er bereits seit Oktober geschlossen hat, ist das Übernachten mit Wohnmobil dort auch weiterhin gestattet. Es gibt zwar kein fließend Wasser mehr, aber für eine Nacht finden wir das nicht weiter tragisch.

Am nächsten Morgen lockt der direkt am Campingplatz liegende See. Mit seinen geschätzten 15 Grad eignet er sich hervorragend für unser Tummo-Atmung- und Kältetraining. Wir machen die Atmung, heizen uns auf und dann geht’s nackt in den kalten See.

Er ist wirklich kalt, eiskalt, meine Füße tun mir richtig weh. Ich muss noch mal raus, doch beim zweiten Anlauf pack ich es dann doch. Nur mit dem Kopf bleiben wir über Wasser. Und obwohl es so kalt ist, tut es doch so gut. Ohne die Vorerfahrung der letzten Wochen hätten wir das nicht so einfach gepackt. Wow, was für ein Start in den Tag!

19.12. – Fast ein Monat ist bereits vergangen!

Und so viel ist passiert. Noch am selben Tag mit dem Bad am See hatten wir eine Panne, und was für eine! Der Motor unseres Wohnmobils hat seinen Geist aufgegeben – ausführlich darüber berichtet habe ich bereits in unserem Artikel „Von Pleiten, Pech und Pannen“.

Wir haben sozusagen eine Zwangspause von ziemlich genau drei Wochen in Mimizan Plage in der Nähe von Bordeaux gehabt. Es hätte uns wahrlich schlimmer treffen können. Nur wenige Hundert Meter von unserer Unterkunft (wir hatten Glück, da der Ort sehr touristisch ausgelegt ist, die Saison gerade vorbei war und es daher kein Problem war, eine Bleibe finden) standen uns kilometerlanger und zudem fast immer menschenleerer Sandstrand oder Pinienwald zur Auswahl.

Die ausgiebigen Sparziergänge schienen nicht nur unseren Hunden gut zu tun, sondern auch unsere Kreativität in Fluss zu bringen. So hatten wir in den drei Wochen ein paar richtig gute Ideen für künftige Projekte und sogar ausreichend Zeit, um die ersten Schritte zur Umsetzung bereits in die Wege zu leiten.

Auch unsere Fitness profitierte von den stundenlangen Spaziergängen am Strand und im Wald, ebenso wie gelegentlichen Sprinteinheiten, Sprüngen und JingQi-Übungen. Die eiskalte Dusche am Morgen mit vorheriger Tummo-Atmung wurde ebenfalls zu einem festen Bestandteil des Tagesablaufs und bis auf die doch sehr begrenzte Auswahl an biologischen Lebensmitteln, dafür an umso mehr Baguette und Croissants, hatten wir in Mimizan eine echt gute Zeit, so dass uns der Abschied und der Wiedereinstieg ins Reisen gar nicht so leicht fiel.

Vergangenen Samstag, dem 16.12. sind wir dann mit einem wiederbelebten Otto (noch mal ein herzliches Dankeschön an Peter Buchmann von www.laufenundfitness.de, der die „Rettet Otto“-Spendenaktion ins Leben gerufen hat sowie an alle, die sich daran beteiligt haben) mit neuem Motor weiter Richtung Süden.

kaputtes Wohnmobil in Werkstatt

Bei bestem Wetter fuhren wir an Biarritz und Bilbao vorbei und haben an der spanischen Nordküste beim zweiten Anlauf dann glücklicherweise einen Campingplatz gefunden, der auch zu dieser Jahreszeit noch geöffnet war.

Wie im Märchenland haben wir uns am nächsten Morgen gefühlt, als wir bei Tageslicht von einer Umgebung wie auf einer Alm einen Ausblick auf die Weite des Meeres erblickten. Das war wirklich zauberhaft. Nach der obligatorischen kalten Dusche sind wir dann weiter Richtung Landesinnere.

Keine Ahnung, was uns da geleitet hat, als wir uns auf der Karte die Zielgegend für den heutigen Tag ausgesucht haben. Obwohl wir den kalten Temperaturen in Deutschland entfliehen wollten, fanden wir uns an diesem Abend wieder inmitten von verschneiten Bergen und Minusgraden. Ach wie herrlich!

Die Nacht verbrachten wir auf einem Stellplatz für Wohnmobile zusammen mit ein paar Campern aus Großbritannien, und was waren wir dankbar für die Gasheizung in unserem Otto, die an diesem Abend zum ersten Mal zum Einsatz kam.

In der Früh sind wir dann zeitig los, um schnellstmöglich diese kalte Gegend hinter uns zu lassen. Dieses Mal leider ohne die obligatorische kalte Dusche am Morgen. Umso größer war unsere Freude, als wir in Puebla de la Sarabria, in der Provinz Léon einen Bergsee erblickten. Es war keine Frage, dass wir uns ein Bad darin gönnen wollten.

Nach einem ausgiebigen Spaziergang mit den Hunden in der urigen Landschaft dieses Ortes gekennzeichnet durch Eichenwälder und bizarre Felsformationen und Berge, nutzten wir die Gunst der Stunde (es muss so gegen 15/16 Uhr gewesen sein, die Sonne schien angenehm warm und es war niemand sonst dort), wärmten wir uns mit der Tummo-Atmung auf, zogen uns aus und stiegen in den gefühlt eiskalten See.

Jens im kalten See

Und ja, trotz Sonnenschein, das Wasser war echt kalt, doch dank der kalten Duschroutine in Mimizan, die wir auf bis zu 3 Minuten ausgedehnt hatten, ging es echt erstaunlich gut. Ganze zwei Minuten haben wir mit Wasser bis zum Hals ausgeharrt. Nach einem solchen Bad fühlt man sich wie neu belebt. Körper, Geist und Seele werden gleichermaßen erfrischt. Es ist wirklich absolut wunderbar!

erfrischt und glücklich nach dem Bad

Nach zwei erfolglosen Versuchen einen Campingplatz aufzufinden (beide hatten bereits geschlossen) haben wir uns dann einfach auf den Parkplatz am See gestellt und einen angenehmen Abend verbracht, bis ein Auto vorfuhr, neben uns hielt und mit dem Hinweis „Police here“ aus unserer Idylle riss.

Wir öffneten sofort die Tür von Otto und erblickten zwei Polizisten. Nachdem geklärt war, dass wir Spanisch sprachen, erklärten sie uns, dass wir hier nicht schlafen dürften, sondern nur innerhalb der Dörfer. Sie waren absolut freundlich und wir erleichtert, dass wir kein Bußgeld befürchten mussten.

Selbstverständlich kamen wir dem Hinweis der Polizisten nach, der vielmehr wie eine Bitte als eine Forderung wirkte. Es schien fast, als sei es keine gute Idee, hier nächtigen zu wollen, was unserem anfänglichen Gefühl auch absolut entsprach. Denn obwohl der Platz total idyllisch schien, war uns irgendwie mulmig zumute. Wer weiß, wer sich nachts an diesem See herum treibt (wie unsere nachträglichen Recherchen im Internet ergeben haben, kam es in dieser Gegend nur wenige Wochen zuvor zu kriminellen Ereignissen).

Jedenfalls ließ sich die Nacht auch auf dem Dorfplatz absolut gut verbringen. Es war so ruhig dort, dass wir bis um 9 Uhr durchschliefen, bis uns unsere Hunde uns weckten. Wir sind dann noch mal zum See, denn bei Tageslicht verliert sich der Schrecken der Nacht, haben einen ausgiebigen Spaziergang gemacht und sind dann noch mal todesmutig in den See gestiegen, der sich an diesem Vormittag im Vergleich zum gestrigen Nachmittag noch mal deutlich kälter anfühlte.

Und auch, wenn es jedes Mal unglaubliche Willenskraft erfordert, sich freiwillig der Kälte auszusetzen, zahlt es sich jedes Mal so was von aus! Wir können wirklich nur jedem ans Herz legen, es selbst einmal auszuprobieren, wie sich so eine kalte Dusche am Morgen auf den gesamten Tagesablauf auswirkt. Es ist wirklich unbeschreiblich und unglaublich!

20.12. Wir sind da!

Nach gut 2600 km, etlichen Hochs und Tiefs, einer dreiwöchigen Zwangspause in Mimizan sind wir nun endlich am Ziel unserer Reise, an der Küste Portugals zwischen Porto und Lissabon angekommen. Gestern Abend noch völlig durch den Wind und die Hoffnung fast aufgegeben, dass wir noch ein schönes Plätzchen finden, ist es nun endlich vollbracht. Hier in Mira fühlt es sich gut an. Wir können uns gut vorstellen hier oder in der Umgebung in den nächsten Wochen eine gute und produktive Zeit zu haben.

Was für ein Wechselbad der Gefühle eine solche Reise doch mit sich bringt. Gestern noch überquerten wir einen Berg nach dem nächsten in Ottos Schneckentempo, mehr schafft der alte Kerl leider nicht, wenn es etwas steiler wird. Wir dachten schon, die Gebirge hören nie auf und verzweifelten langsam. Als wir dann im Dunkeln durch enge Gassen kurvten auf der Suche nach einem Schlafplatz, lagen unsere Nerven wirklich blank. Wir waren kurz davor, die Reise abzubrechen und am nächsten Tag den Rückweg anzutreten.

Aber nach einer Nacht im Otto sieht die Welt dann doch wieder anders aus und so kurz vor Portugals Küste wollten wir dann doch nicht schlapp machen.

Und es hat sich gelohnt. Heute Mittag sind wir bei herrlichstem Sonnenschein und blauem Himmel und Temperaturen von um die 17 Grad in Mira, einem kleinen Strandort unterhalb von Porto angekommen. Und obwohl hier alles einen leicht gröblichen Touch hat, haben wir uns auf Anhieb wohl gefühlt.

Es ist dieses Gefühl von Gelassenheit und Lebendigkeit, das für die Südländer so typisch ist. Und manchmal tut es einfach gut, den in Deutschland typischen Komfort gegen dieses freie und unabhängige Lebensgefühl einzutauschen. Uns geht es jedenfalls so.

Es ist so, als könnte unser System aufatmen, sich endlich mal wieder auf seine vollständige Größe ausbreiten, so als hätte es die ganze Zeit auf diese Gelegenheit gewartet. Sicherlich spielen auch das tolle Wetter, die Sonne und die milden Temperaturen eine Rolle, doch eigentlich egal, warum, Hauptsache es darf so sein!

Der Plan ist, eine Unterkunft für die nächsten Wochen zu finden, um Natur und Klima hier zu genießen und parallel dazu an unseren Ideen und Projekten zu arbeiten.

Update: Inzwischen haben wir einen kleinen Bungalow auf einem Campingplatz in der Nähe von Nazaré gefunden, vor uns direkt das Meer, hinter uns der Wald, genauso, wie wir uns das erhofft haben.

Emma am Strand

Emma am Strand

Endlich wieder Sonne tanken!

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Marion & Jens
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