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Wenn Heißhunger und Appetit uns im Griff haben
Viele, die abnehmen wollen oder eine Essenssucht wie die Zuckersucht hinter sich lassen möchten, wissen, dass sie zu oft zu viel von dem Falschen essen, dennoch lässt sich dieser Kreislauf nur schwer durchbrechen.
Heißhungergefühle, aufsteigende Gelüste, die starke Sehnsucht nach einer ganz bestimmten Speise und die ständige Verfügbarkeit kalorienreicher Köstlichkeiten, machen so manch einem von uns das Leben schwer.
Wer dazu neigt zu viel von dem Falschen zu essen, obwohl er abnehmen möchte, sucht die Gründe dafür oft bei sich selbst, zweifelt an der eigenen Willensstärke, hält sich für undiszipliniert oder zügellos.
Heißhunger ist keine Frage des Charakters
Auch ich war jahrelang der Überzeugung, dass die Wurzel meiner Essens- bzw. Figurprobleme in meinem „schwachen Charakter“ zu finden sein müsste, und war schon kurz davor mein Abnehm-Vorhaben endgültig aufzugeben und mich mit einem pfundigeren Leben abzufinden, bis mir glücklicherweise eines Tages die tieferliegenden Zusammenhänge bewusst geworden sind.
Heute bin ich der festen Überzeugung, dass jegliches „übermäßige“ Verlangen, bei dem wir zum Sklaven unserer Gelüste werden, nur selten mit Willensschwäche oder mangelnder Disziplin zu tun hat, sondern vor allem durch andere Faktoren hervorgerufen werden können.
Heißhunger verstehen und vermeiden lernen – Webinar Aufzeichnung mit Marion
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Heißhunger – Was steckt dahinter?
1. Die Macht der Gewohnheit
Gewohnheiten können machtvoll sein. Das weiß wohl jeder, der schon einmal versucht hat eine unliebsame Angewohnheit hinter sich zu lassen. Und das ist auch ganz logisch. Gewohnte Verhaltensweisen lösen im Gehirn chemisch-neuronale Prozesse aus, die uns ein Gefühl von Sicherheit, Vertrautheit und Geborgenheit vermitteln.
Wenn alles ist, wie es immer war, muss es in Ordnung sein, so die evolutionsbedingte Interpretation unseres Gehirns. Unser Nervensystem kann entspannen und wir fühlen uns gut.
Ähnlich funktionieren auch unser Geschmackssinn und unser Appetit. Sie gewöhnen sich an (fast) alles, was wir wiederholt ausführen. So ist es kein Wunder, dass gerade die Gerichte, Marken oder Essrituale, die wir schon seit Kindheitstagen oder seit vielen Jahren kennen, eine besondere Anziehungskraft auf uns ausüben.
So essen viele von uns einfach, weil es an der Zeit ist und die Uhr 12 schlägt, oder wir uns an drei geregelte Mahlzeiten am Tag gewöhnt haben. Zum Frühstück gibt es Brot, zum Mittagessen muss es eine warme Mahlzeit sein, zum Nachtisch verlangt es uns nach etwas Süßem und an Festtagen darf ohne Beschränkung geschlemmt werden.
Und überhaupt folgen wir dem, was in unserer Familie und Kultur als üblich und gewohnt gilt – und zwar ohne, dass wir uns je Gedanken darüber gemacht hätten, ob diese Vorgehensweisen unserem eigenen Naturell entsprechen und förderlich für uns sind.
Tipp für Gewohnheitstiere: Öffne Dich für Neues
Befreien Dich von den Weisheiten, die Dir andere eingetrichtert haben und experimentiere lieber für Dich selbst. Jede Ernährungsempfehlung, die Allgemeingültigkeit für sich beansprucht, kann dem Aspekt der Einzigartigkeit der Lebensumstände jedes Einzelnen von uns nicht gerecht werden.
Wir alle sind Wesen mit individuellen Bedürfnissen und das darf sich auch in einer einzigartigen Ernährungsweise widerspiegeln.
- Teste unbekannte Lebensmittel und Gewürze.
- Probiere neue Gerichte und koche regelmäßig neue Rezepte.
- Experimentiere mit den Prinzipien des Intermittierenden Fastens.
- Tausche Dein herkömmliches Frühstück gegen ein Powerfrühstück aus frischem Obst oder einen grünen Smoothie aus.
2. Suchtähnliche Verstrickungen
Wer zum ersten Mal davon hört, dass Substanzen in der Nahrung zu suchtähnlichem Verlangen führen können, hält das nicht selten für übertrieben. Wenn man dabei jedoch berücksichtigt, dass hierbei von Substanzen die Rede ist, die so in der Natur nicht vorkommen, weil sie chemisch aufbereitet und stark verarbeitet wurden, wird klar, dass es sich dabei um Dinge handelt, die sicher nicht als Nahrung für den Menschen vorgesehen waren und zwangsläufig zu Irritationen im Körper führen müssen.
Vor allem Geschmacksverstärker, Aromen, Farbstoffe, Emulgatoren, aber auch alles, das durch Raffination gewonnen wurde, wie Weißmehl, Kochsalz, konzentrierte Fette oder isolierter Zucker, Milchprodukte, Frittiertes und Angebratenes, können eine mit Tabak, Koffein oder Alkohol vergleichbar starke Wirkung auf unsere innere Körperchemie haben. Die Folge sind derart starke Gelüste auf bestimmte Gerichte oder Produkte, die sich kaum allein durch Willensstärke unterbinden lassen.
Und das ist auch ganz logisch. Alles, was wir essen, wirkt über das Zentralnervensystem auch auf unser Gehirn und setzt damit die Ausschüttung bestimmter Botenstoffe frei, die uns zufrieden, glücklich und behaglich fühlen lassen. Essen wir nun Produkte, die die Produktion von diesen Wohlfühl-Stoffen übermäßig anregen, kann es beim regelmäßigen Verzehr zu einer Art Gewöhnung kommen.
In immer kürzeren Abständen brauchen wir immer mehr von den entsprechenden Dingen, um dem anfänglichen „Kick“ nahe zu kommen. Unsere Zellen „schreien“ förmlich nach diesen „Stimmungsaufhellern“ und geben erst Ruhe, bis wir diesem Drang nachgegeben haben.
Ob gezielt oder ungezielt, die Lebensmittelindustrie bringt ständig neue Produkte auf den Markt, die die Ausschüttung von Glücks- und Wohlfühlhormonen anregen, Appetit und Sättigungsgefühle irritieren und uns so kurz über lang regelrecht süchtig werden lassen.
Tipp für diejenigen, die dem Suchtcharakter von Speisen erlegen sind: Suchtstofffasten
Falls Du vermutest oder davon überzeugt bist, dass Du anfällig für den suchtähnlichen Charakter von bestimmten Lebensmitteln bist, kann ich es Dir nur wärmstens ans Herz legen, immer mal wieder phasenweise zu versuchen, so lange wie möglich auf die entsprechenden Produkte zu verzichten.
Aus eigener Erfahrung weiß ich natürlich, dass das leichter gesagt als getan ist, dennoch lohnt sich ein sogenanntes Suchtstofffasten in jedem Fall. Nach und nach regulieren sich Verlangen und Appetit und Du kannst wieder frei entscheiden, was, wann und in welcher Menge gegessen wird, ein wirklich unersetzbares Gefühl!!
Du musst ja nicht gleich alle „Suchtspeisen“ auf einmal weglassen. Auch über die Dauer und Häufigkeit Deiner Experimente entscheidest einzig und alleine Du selbst.
Ein „Suchtstofffasten“ macht nur Sinn, solange es von Neugier und Freude begleitet wird. Sobald der Eindruck von Verzicht und Einschränkung zu groß wird und die Laune dauerhaft darunter leidet, kannst Du die Testphase mit gutem Gewissen beenden. Auch kleine Unterbrechungen verfehlen ihre Wirkung nicht. Starte dann lieber bald darauf einen neuen Versuch, bei dem es Dir vielleicht schon länger gelingt am Ball zu bleiben.
Und wer sagt überhaupt, dass während des Suchtstofffastens nicht genussvoll geschlemmt werden darf?! Schließlich gibt es für alles – und ich meine für wirklich alles – eine geschmacklich gleichwertige und weniger süchtig machende Alternative. Mehr dazu in meinem Buch „Schlank sein ja – Abnehmen, nein danke!“
3. Heißhunger durch Nährstoffmangel
Wenn wir uns die Bio-Chemie unseres Körpers einmal etwas näher betrachten, ist es eigentlich ganz logisch, dass auch Nährstoffmangel zu Heißhunger und Gelüsten führen kann.
Damit unser Körper, der ständig damit beschäftigt ist Botenstoffe wie Hormone und Enzyme herzustellen, seine Funktionen korrekt ausführen kann, ist es nicht nur wichtig, dass wir genügend Kalorien als Energietreibstoff zur Verfügung stellen, sondern auch ausreichend Mikronährstoffe wie sekundäre Pflanzenstoffe, Mineralien, Enzyme, Spurenelemente, Vitamine usw. aufnehmen.
Sobald es zu einem Mangel an diesen lebenswichtigen Substanzen kommt, geben unsere Zellen in Form chemisch-elektrischer Impulse Signale an unser Gehirn ab, um uns durch aufkommenden Appetit dazu zu bringen, die fehlenden Stoffe zu uns zu nehmen.
Problematisch dabei ist, dass wir bei aufkommendem Hunger oft zu leeren Kalorienträgern wie Fast Food, Weißmehlprodukten, zucker- oder fettreichen Dingen greifen, die wie der Name schon sagt, zwar viele Kalorien, aber nur wenig oder kaum Mikronährstoffe beinhalten. Dadurch wird dann zwar unser Bauch gefüllt und wir fühlen uns kurzzeitig satt, doch schon kurze Zeit später bemerken unsere Zellen den Betrug und geben erneut das Signal „Hunger!“. Ein Teufelskreis beginnt.
Tipps um mehr Nährstoffe aufzunehmen
Ein erster Schritt um die Zufuhr von Nährstoffen zu erhöhen, ist der vermehrte Konsum von frischer, unerhitzter Bio-Kost in Form von Obst, Gemüse und Salaten, gerne auch in Form von grünen Smoothies.
Auch der Verzehr von Nüssen, Keimen, Sprossen, Gräsern und sogenannten Superlebensmitteln kann helfen die Versorgung mit Nährstoffen zu verbessern.
Außerdem lohnt es sich ausreichend gesunde Fett zu sich zu nehmen, da der Körper ein natürliches Bedürfnis nach Fett hat, und es bei einer ausreichenden Aufnahme deutlich seltener zu Heißhunger kommt. Eine sehr geniale Möglichkeit, weil schnell zubereitet und äußerst schmackhaft ist das Trinken von weißen Smoothies, sogenannten Lubrikatoren.
Die besten Vitalstoffbomben liefert uns die Natur übrigens völlig kostenlos in Form von Wildkräutern. Bei einer geführten Wildkräutersammlung lernen Sie die wichtigsten Wildkräuter in Ihrer Umgebung kennen und können sich so jederzeit mit dem Wertvollsten, was die Natur für uns zu bieten hat, ganz einfach selbst versorgen.
4. Essen als Ersatzbefriedigung – Emotionale Hintergründe bei Heißhunger
Wer von uns kennt das nicht: Wenn wir traurig oder niedergeschlagen sind, fühlen wir uns von Schokolade und anderen Süßigkeiten wie magisch angezogen. Nach einem anstrengenden Tag belohnen wir uns mit einer großen Portion einer unserer Lieblingsgerichte wie Pasta, Käsebrote, Pizza oder Pommes, und wenn uns langweilig ist, bringt der Gang zum Kühlschrank ein wenig Abwechslung in unseren Alltagstrott.
Keine Frage, Essen ist nicht nur dazu da, um uns unseren Magen zu füllen, sondern auch, um unser psychisches Wohlbefinden zu regulieren. Die meisten von uns essen nicht nur, um körperlich satt zu werden, sondern auch, um ihrer Seele etwas Gutes zu tun. Ein an sich ganz natürlicher Vorgang. Schließlich hat die Natur es so eingerichtet, dass Nahrung über die Sinne erfahren wird und Genuss bereitet.
Problematisch wird dies erst, wenn wir Essen als eine Art Hauptstrategie einsetzen, um unsere Gefühlswelt zu regulieren.
Wenn wir nicht gelernt haben mit unangenehmen Gefühlen angemessen umzugehen oder auf andere Weise als durch Essen für unser emotionales Gleichgewicht zu sorgen, ist die Versuchung groß uns durch die Nahrungsaufnahme Abhilfe zu verschaffen. Schnell geraten wir dann in einen Kreislauf, bei dem wir die Kontrolle darüber verlieren, wann, was in welcher Menge gegessen wird. Das wirkt sich nicht gerade figurfreundlich aus.
Tipp für Emotionsesser
Wenn Du vermutest oder weißt, dass emotional gesteuerter Hunger einer der Gründe für Deine Gewichtsprobleme ist, lohnt es sich, die auslösenden Gefühle genauer zu betrachten. Wenn wir wissen, welche emotionalen Bedürfnisse uns zum Essen verleiten und auf die Suche nach alternativen Wegen gehen, um unsere Gefühlswelt zu regulieren, können wir diesen Teufelskreis nach und nach hinter uns lassen.
Denn auch, wenn der Verzehr von Lieblingsspeisen kurzzeitig für eine bessere Stimmung sorgen mag, so ganz glücklich ist diese Strategie in Anbetracht der Wirkung auf Figur und Gewicht ja nicht gerade.
Hilfestellung, um an die emotionalen Verstrickungen hinter Deinem Essverhalten zu kommen findest Du auf unserer Themenseite „Seelenhunger: Essen als Ersatz“ oder in meinem Ratgeber „Psychische Hintergründe bei Ernährungs- & Gewichtsproblemen: Wenn (Nicht-)Essen zur Ersatzbefriedigung wird“
Fazit: Heißhunger – Was steckt dahinter?
Heißhunger kann folgende Gründe haben:
- Die Macht der Gewohnheit
- Suchtauslösende Faktoren in unserer Ernährung
- Vitalstoffmangel
- Emotionale Verstrickungen
Wenn Heißhunger und Gelüste uns im Griff haben und den Ausstieg aus einer Essenssucht wie z. B. der Zuckersucht schwer machen oder unser Vorhaben abzunehmen, sabotieren, lohnt es sich sämtlichen der hier aufgezählten Punkte zu hinterleuchten. Denn in der Regel ist es das Zusammenspiel mehrerer Faktoren, das zu starken Heißhungerattacken führt.
P.S.: Bei diesem Artikel handelt es sich um eine gekürzte und vereinfachte Version aus dem Kapitel „Heißhunger, Gelüste und Co – Wenn der Appetit uns im Griff hat“ aus dem Buch „Schlank sein ja – Abnehmen, nein danke! Wie Du überflüssige Pfunde auf ganzheitliche Weise dauerhaft los wirst“
Dieser Artikel erschien ursprünglich am 27. Mai 2015 und wurde zuletzt überarbeitet und aktualisiert am 28. August 2023.