Kleine, aber feine Unterschiede, erleichtern die Kommunikation

Wer anfängt, sich für die gewaltfreie – oder anders ausgedrückt: einfühlsame – Kommunikation nach Marshall Rosenberg zu interessieren, der findet es oftmals etwas verwirrend, den Unterschied zwischen Strategie, Bitte und Bedürfnis klar zu be­kommen. Versuchen wir hier etwas Licht ins Dunkel zu bringen.

In der GFK verwenden wir gewöhnlich 4 Schritte, um uns mitzuteilen:

1) Zunächst sprechen wir eine möglichst reine Beobachtung aus, das heißt, wir teilen unserem Gegenüber mit, was wir beobachtet haben, ohne eine Bewertung hineinzumischen. Beobachtungen sind alles, was wir mit einer Kamera, Videokamera oder auf einem Tonband festhalten können und was vor Gericht als Beweise dienen könnte.

Bsp: „Wenn ich sehe, dass im Wohnzimmer deine Jacke auf der Couch und deine Schulsachen auf dem Boden verteilt liegen, ….“ Zur Vertiefung lesen Sie Beobachtungen äußern statt zu beurteilen>>

2) In einem zweiten Schritt äußern wir das durch unsere Beobachtung in uns ausgelöste Gefühl.
Bsp: „…., fühle ich mich frustriert, ….“.

Dazu mehr in diesen Artikeln:

3) Dann drücken wir unser erfülltes – oder was häufiger vorkommt – unser nicht erfülltes Bedürfnis aus. Indem wir also an das „Ich fühle mich … (ent­sprechendes Gefühl), weil mir … (jetzt kommt das entsprechende Bedürfnis wie z. B. Respekt, Ordnung, Sicherheit) wichtig ist“, überneh­men wir die Verantwortung für unsere Gefühle und trennen ganz klar, dass kein anderer Macht über unsere Gefühlswelt hat.

Mehr dazu: Vom Verurteilen zum Ausdrücken der eigenen Bedürfnisse → GfK-Übung = einfühlsam / gewaltfrei miteinander reden

4) Bei der GFK schließen wir mit einer konkreten Bitte ab, die unser Gegenüber noch im Jetzt erfüllen oder ablehnen kann. Damit unser Gegenüber nicht aus verletztem Stolz oder Trotz ablehnt, ist es wichtig, dass wir sich hinter der Bitte keine Forderung versteckt. Das ist manchmal gar nicht so einfach.

Lesen Sie zur Vertiefung: Einfühlsame Kommunikation: Bitte oder Forderung>>

Gerade zu Beginn fällt es nicht leicht, zwischen Bitte und Bedürfnis zu unter­scheiden. Oftmals nennen wir unser Bedürfnis und meinen dann, dass dem anderen klar sein müsste, was wir von ihm wollen.

Da es sich bei einem Bedürf­nis jedoch um einen abstrakten Begriff ohne eine konkrete Handlungsauf­forderung handelt, lassen wir unser Gegenüber über unsere genauen Wünsche so jedoch im Trüben. Er kann nur erraten, was wir von ihm wollen und das führt nicht selten auf beiden Seiten zu Frustration oder Konflikten.

Für eine reibungs­lose Kommunikation ist es daher sehr wichtig, zwischen beidem unterscheiden zu können.

Was ist nun also der Unterschied zwischen Bedürfnis und Bitte bzw. einer Strategie?

Eigentlich ist das ganz einfach: Ein Bedürfnis ist etwas, das wir auch als eine Wertvorstellung bezeichnen können und als solches verinnerlicht haben. Dazu zählen Werte wie Respekt, Sicherheit, Anerkennung, Kontakt, Geborgenheit, Struktur, Selbstbestimmung usw.

Ein Bedürfnis ist also ein abstrakter Begriff von Werten, nach denen sich alle Menschen sehnen – unabhängig von Rasse, Her­kunft, Alter, Geschlecht usw. Es ist etwas dem Menschen immanentes und etwas, das uns alle gleich stellt.

Zunächst einmal leuchtet ein, dass jeder Mensch, ja sogar jedes Lebenswesen, erstmal das Bedürfnis hat, sein physisches Überleben zu sichern. Dazu gehören das Bedürfnis nach Nahrung, Obdach, Kälte-Wärmeregulation, Sicherheit vor Feinden, Krankheiten und Unfällen.

Dann sehnen wir uns natürlich auch danach, dass andere uns fair, gleichberechtigt oder allgemein ausgedrückt mit Respekt und Achtung behandeln. Und auch Wahrheit, Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit, menschliche Nähe und Verbindung können uns im zwischenmenschlichen Be­reich als Bedürfnis am Herzen liegen.

Darüber hinaus sehnen die meisten von uns sich auch nach einer geistigen und seelischen Fülle, das heißt, wir sehnen uns nach Wahrhaftigkeit und Sinnhaftigkeit in unserem Leben und Tun, wir wüschen uns Selbstentfaltung und Entwicklung.

Nach Marshall Rosenberg haben wir auch das Bedürfnis zu feiern, wenn ein Wunsch in Erfüllung geht oder ein freudiger Anlass sich ereignet, genauso wie das Bedürfnis zu trauern, wenn wir einem Verlust oder Unheil ausgesetzt sind.

Das sind menschliche Bedürfnisse nach der GfK

Für einen besseren Überblick nochmals eine Liste mit Bedürfnissen, nach denen sich eigentlich jeder sehnt:

  • Physisches Überleben: Nahrung, Wasser, Obdach, Schutz vor Feinden, Luft, Bewegung, Ruhe, Erholung, Sexualleben
  • Trauern und Feiern
  • im Zwischenmenschlichen: Fairness, Achtung, Respekt, Gleich­berechtigung, Ehrlichkeit, Nähe, Geborgenheit, Offenheit, Wertschätzung, Rücksichtsnahme, Empathie, Unterstützung, Vertrauen, Verständnis
  • in seinem Wirken: Anerkennung, Sinnhaftigkeit, Selbstbestimmung, Autonomie, Entfaltungsmöglichkeit, Entwicklung, Kreativität
  • Sonstiges: Frieden, Harmonie, Struktur/Klarheit, Schönheit

Bedürfnisse werden also mit Wörtern ausgedrückt, die ziemlich allgemein ge­halten sind. Wir verfügen zwar mehr oder weniger über die gleichen Bedürfnisse, verstehen darunter aber teilweise etwas völlig verschiedenes.

Des einen Bedürfnis nach Anerkennung ist erfüllt, wenn die eigene Familie lobend und stärkend zur Seite steht, ein anderer muss dafür erst den Posten XY auf der Karriereleiter erreichen. Und was den einen entspannt und damit das Be­dürfnis nach Erholung stillt, kann für den anderen eher nervenaufreibend und aufwühlend sein (Bsp: Handarbeit, Golfen, Schach, Klettern usw.)

Wie wir also unsere Bedürfnisse erfüllen, das ist von Mensch zu Mensch völlig unterschiedlich. Eine Bitte enthält daher die genaue Beschreibung dessen, was unser Gegenüber tun kann, um uns zu helfen unser Bedürfnis zu erfüllen.

Das heißt, eine Bitte oder eine Strategie enthält eine konkrete Handlungsaufforderung wie „Schau mir bitte in die Augen, wenn ich mit dir rede.“ oder „Bitte schalte das Fernsehen aus, ich brauche Ruhe.“

Belassen wir es dagegen lediglich bei der Aussage unserer Bedürfnisse: „Ich brauche Ruhe.“ ist es möglich, dass der andere nicht weiß, was wir damit genau meinen.

Wenn der andere dann die Musik leiser stellt und wir immer noch frustriert „Ruhe, endlich!“ schreien, ist der andere sehr irritiert, weil er ja nicht wissen konnte, dass wir mit: „Ich brauche Ruhe!“ darum baten, das Radio völlig auszustellen. Missverständnisse sind dann also vorprogrammiert.

Achten Sie daher in Zukunft genau darauf, ob Sie sich auch klar ausgedrückt haben, was Sie sich von Ihrem Gesprächspartner wünschen.

Diese Tipps können Sie natürlich auch dann anwenden, wenn Ihr Gegenüber etwas von Ihnen erbittet und sich dabei schwammig oder unklar ausdrückt. Fragen Sie dann einfach nach, was Sie ganz konkret tun können, um ihm das Leben zu vereinfachen/verschönern.

Eine Übung zum Formulieren von klaren Bitten finden Sie in unserem Artikel: Kommunikationstipp: Bitten klar und deutlich formulieren>>

 

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