Einfühlsam und ehrlich miteinander reden

Die Kunst, sich mit dem zu verbinden, was in uns selbst vorgeht und dies dem Gegenüber ehrlich und angemessen mitzuteilen, trägt entscheidend zum eigenen Wohlbefinden als auch dem unserer Mitmenschen bei. Um dies zu veranschaulichen, ein Beispiel aus der Praxis.

Zur Situation:
Nach 30 Jahren Ehe hat sich Herr Meier gerade frisch von seiner Gattin getrennt. Frau Meier ist sehr unglücklich darüber, vor allem, weil ihr Mann bereits anderweitig eine Bindung eingegangen ist.

Noch lebt Frau Meier auf dem Bauernhof ihres Mannes. Bisher betrieben sie und die 2 erwachsenen Kinder gemeinsam den Vertrieb von hauseigenem Gemüse. Um den freitags stattfindenden Marktverkauf abzuwickeln, waren bisher immer drei Mitglieder der Familie im Wechsel zuständig.

An den letzten Wochenenden machte Herr Meier sich öfter „aus dem Staub“, und bat den Rest der Familie, für ihn einzuspringen. Jeder konnte sich denken, dass er zu seiner neuen Freundin fährt. Frau Meier wurde sauer und wollte ihm eins auswischen. Daher teilte sie ihrer Familie mit, dass sie ab sofort nicht mehr für den Gemüsevertrieb arbeiten würde.

Am darauf folgenden Wochenende fährt Herr Meier wieder zur Freundin und die Kinder willigten ein, dieses Wochenende den Markt allein zu übernehmen. Am Abend nach der Rückkehr eines langen Markttages muss das Gemüse aus dem Transporter ausgeladen und alles wieder in Ordnung gebracht werden.

Die Kinder sind müde, es ist Freitagabend. Sie wollen nur noch fertig werden und gemütlich ins Wochenende starten. Normalerweise dauert das Entladen und Aufräumen mit drei eingespielten Personen etwa eine Stunde. Zu zweit entsprechend länger. Tochter Frauke fragt daher ihre Mutter, ob diese ihnen nicht beim Entladen helfen könne.

Die Mutter ist hin- und her gerissen, da sie es irgendwie nicht einsieht, dass sie nun einspringen soll, damit ihr (Noch-)Ehemann sich vergnügen kann.

Letztendlich willigt sie ein. Doch bei ihrer Hilfe kommt ihre ambivalente Haltung dadurch zum Ausdruck, dass sie nur halbherzig mit anpackt. Sie trödelt herum und ist nicht wirklich eine Hilfe. Es kommt zum Konflikt.

Die Tochter ist sauer. Sie hätte erwartet, dass ihre Mutter über den eigenen Schatten springt und ihrer Kinder wegen mit anpackt. Die Atmosphäre ist angespannt und geladen. Doch niemand spricht das offen an, die schlechte Stimmung hält für ein paar Tage.

Sehen wir uns mal an, was das bewirkt:
Die Tochter ist wütend und sauer auf das Verhalten ihrer Mutter, da ihr Bruder und sie schließlich einen langen Tag hinter sich haben und sie sich gewünscht hätte, ihre Mutter hätte ihnen zuliebe geholfen.

Die Mutter ihrerseits ist frustriert über sich selbst, da sie nicht weiß, wie sie sich hätte verhalten sollen. Auf der einen Seite möchte sie ja ihre Kinder entlasten, auf der anderen Seite ihren Mann nicht unterstützen.

So hätte die Situation mit Hilfe einer einfühlsamen Kommunikation verlaufen können:
Wäre die Mutter in der Lage gewesen, ihren inneren Zwiespalt mitzuteilen, und hätte auf die Bitte ihrer Tochter mitgeteilt, was in ihr vorgeht, dann hätte die Tochter Verständnis für die Mutter aufbauen können und vielleicht sogar ein „Nein“ der Mutter akzeptiert.

Es hätte aber auch sein können, dass die Tochter dann noch deutlicher ihre eigenen Bedürfnisse zum Ausdruck gebracht hätte, dass es hier doch um sie und ihren Bruder geht und nicht um den Vater. Dadurch wäre die Wahrscheinlichkeit für ein „Ja“ seitens der Mutter gestiegen.

Hätte Frau Meier dennoch die Mithilfe verweigert, und wären beide weiter in einem einfühlenden gegenseitigen Kontakt geblieben, hätten sie weiter auf die hinter diesem „Nein“ verborgenen Bedürfnisse und Gefühle hören können.

Vielleicht wären dadurch Ängste der Mutter aufgetaucht, die befürchtet, dass sie nun jedes Wochenende, an dem sich der Vater „vergnügen“ möchte, ausnahmsweise einspringen müsse, obwohl sie doch klar zum Ausdruck gebracht hatte mit dem Gemüsevertrieb nichts mehr zu tun haben zu wollen.

Die Tochter hätte dann ihrerseits die Möglichkeit gehabt, diese Situation zu überdenken. Nicht unwahrscheinlich, dass sie zusammen zu der Einsicht gekommen wären um in darauffolgenden Wochen ähnliche Probleme zu vermeiden, eine alternative Lösung erforderlich ist.

Frauke könnte nun ihrer Mutter mitteilen, dass sie also bereit ist, das Fehlen einer dritten Person beim Entladen mit Vater und Bruder zu besprechen. Sehr gut möglich, dass Frau Meier diese Situation als einmalige Angelegenheit hätte betrachten können und nun ihre tatkräftige Unterstützung aus freien Stücken anbietet. Ganz allein aus dem Grund ihren Kindern damit einen Gefallen zu tun.

Und wenn nicht, hätte Frauke, wenn auch vielleicht enttäuscht, zumindest das Verhalten der Mutter nachvollziehen können.

Fazit:
Aus diesem Beispiel erkennen wir, dass die Fähigkeit mit uns selbst, unseren Bedenken, Ängsten und Bedürfnissen in Kontakt zu sein, und die Fähigkeit dies auf einfühlsame Art und Weise unseren Mitmenschen mitzuteilen, uns die Möglichkeit gibt zu tiefem und gegenseitig bereicherndem zwischenmenschlichen Kontakt.

Wir brauchen dann nicht mehr unsere eigene spekulativen Gedankengänge mit uns auszumachen, wütend zu werden über uns oder andere, verletzt zu sein, wir können dann mitteilen und verstehen, was in uns und dem anderen vorgeht. So ist die Brücke gebaut zu Lösungen, mit denen sich alle Beteiligten wohl fühlen und Beziehungen vertieft werden.

 

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