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Ist es heilsam, seine Gefühle durch zu fühlen?
Vielleicht hast Du schon mal davon gehört, dass es wichtig heilsam sei, seine Gefühle zu durchfühlen, besonders die unangenehmen wie Wut, Angst, Verzweiflung oder Hilflosigkeit.
Doch ist das wirklich immer der richtige Weg? Die Antwort darauf ist nicht ganz so einfach. Denn ob das Durchfühlen von Gefühlen heilsam wirkt oder eher belastet, hängt stark davon ab, wie wir es tun.
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Der Schlüssel: Fühlst Du das Gefühl – oder bist Du es?
Ein entscheidender Unterschied ist, ob Du Dein Gefühl bewusst wahrnimmst oder völlig in ihm aufgehst. Wenn Du Angst empfindest und zugleich das Gefühl hast, diese Angst zu sein, dann bist Du tief mit ihr identifiziert. In diesem Zustand kann das Durchfühlen sogar verstärkend wirken und Dich tiefer in die Emotion hineinziehen.
Anders ist es, wenn Du die Perspektive eines inneren Beobachters einnimmst. Das bedeutet: Du spürst die Angst, doch gleichzeitig erkennst Du, dass Du mehr bist als diese Emotion. So entsteht ein Raum, in dem das Gefühl da sein darf, ohne dass es Dich überwältigt. Diese Haltung – oft als „Zeugenbewusstsein“ bezeichnet – ist der Schlüssel zu einer heilsamen Verarbeitung.
Der entscheidende Unterschied: Identifikation oder Beobachtung
Das zentrale Kriterium ist also, ob eine Identifikation mit dem Gefühl stattfindet. Wenn Du beispielsweise Angst verspürst und gleichzeitig das Gefühl hast, diese Angst zu sein, dann fehlt eine Distanz zwischen Dir und dem Gefühl. In diesem Zustand kann es schwerfallen, das Gefühl heilsam zu durchleben, da es Dich vollkommen einnimmt. Es fehlt die innere Instanz, die das Gefühl halten und verarbeiten kann.
Anders ist es, wenn Du das Bewusstsein hast, dass Du ein Wesen bist, das Gedanken und Gefühle erlebt, diese aber nicht ist. Eine hilfreiche Methode, um diese Perspektive einzunehmen, ist das sogenannte „Zeugenbewusstsein“ – also die Fähigkeit, das eigene Gefühl aus einer beobachtenden Haltung heraus wahrzunehmen. Wenn Du in dieser Position bist, kannst Du das Gefühl bewusst durchfühlen, ohne von ihm verschlungen zu werden.
Die verschiedenen Ebenen der Wahrnehmung
Um besser zu verstehen, wie Gefühle entstehen und warum es manchmal schwierig ist, sie heilsam zu durchfühlen, hilft ein Blick auf die verschiedenen Ebenen der Wahrnehmung:
- Gedankenebene: Hier nehmen wir die Welt durch unsere bewussten Gedanken wahr. Wir interpretieren Erlebnisse und geben ihnen eine Bedeutung.
- Sinneswahrnehmung: Unsere fünf Sinne – Sehen, Hören, Fühlen, Riechen, Schmecken – liefern uns Informationen aus der Umwelt.
- Körperempfindungen: Der Körper reagiert auf Reize mit Anspannung, Weite, Kribbeln oder anderen Empfindungen.
- Gefühlsebene: Aus der Kombination von Körperempfindungen und den Gedanken, die wir über sie haben, entstehen Gefühle wie Angst, Wut oder Freude.
Wann ist das Durchfühlen heilsam?
Damit das Durchfühlen von Gefühlen wirklich heilsam wirken kann, braucht es eine innere Haltung der bedingungslosen Akzeptanz – eine Art „empathische Präsenz“. Das bedeutet, das Gefühl voll zuzulassen, ohne es verdrängen oder sofort verändern zu wollen. Gleichzeitig sollte eine innere Beobachterinstanz vorhanden sein, die das Gefühl halten kann – entweder vom 3. Auge oder von Ebene 10 aus nach dem Modell von Ruth Huber gesprochen.
Diese Haltung der Akzeptanz kann entweder aus Dir selbst heraus entstehen oder durch eine unterstützende, wohlwollende Person verstärkt werden. In einem solchen Raum können Gefühle sich zeigen, ohne zu überwältigen. Dadurch können sie in den Fluss kommen und letztendlich integriert werden.
Fazit
Gefühle durchzufühlen kann eine tiefgreifende heilsame Erfahrung sein – aber nur unter bestimmten Voraussetzungen. Wenn Du Dich völlig mit einem Gefühl identifizierst, kann es Dich eher festhalten, als dass es sich lösen kann. Doch wenn Du eine innere Instanz des Beobachtens entwickelst, die dem Gefühl Raum gibt, ohne sich darin zu verlieren, kann das Durchfühlen zu einer tiefen Bewusstwerdung und Heilung führen.
Im folgenden Video findest Du eine Anleitung zur Durchfühlung Deiner Gefühle
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