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Wie finde ich den goldenen Mittelweg?
Schon seit meiner Jugend mache ich immer wieder Experimente mit meiner Ernährung. Mal verzichte ich auf bestimmte Lebensmittel, wie auch aktuell in meinem Zuckerentwöhnungsexperiment, mal streiche ich einzelne Mahlzeiten wie das Abendessen oder Frühstück (intermittierendes Fasten) oder teste verschiedene Formen des Fastens und übe mich damit im radikalen Verzichten.
Manchmal habe ich Klienten in der Ernährungsberatung, die solchen Experimenten skeptisch gegenüberstehen. Sie halten solche Versuche für zu extrem und wollen lieber den goldenen Mittelweg zwischen Verzicht und Schlemmerei finden. Sie wollen nicht ganz auf Kuchen, Schokolade, Fast Food oder was auch immer verzichten, die „Sünden“ aber auch nicht überhand werden lassen. Sie wollen den goldenen Mittelweg finden. An sich eine gesunde Einstellung, die sicher für viele erstrebenswert scheint.
Doch wie soll man diesen goldenen Mittelweg finden? Bevor man die Mitte bestimmen kann, muss man zunächst einmal herausfinden, wo die Grenzen liegen, oder? Doch genau davor haben viele meiner Klienten Angst. Sie haben Angst davor in Extreme zu fallen. Angst davor, sich entweder zu sehr zu kasteien und dabei die Freude am Leben zu verlieren oder Angst davor, sich zu sehr gehen zu lassen und die Kontrolle zu verlieren.
Das Austesten von Extremata gehört dazu
Ich habe leider die Erfahrung gemacht, dass man durch diese Ängste durch muss. Dass man bereit dazu sein muss auch mal eine Zeit lang extreme Verhaltensweisen auszutesten. Wie sonst soll man herausfinden, was für einen selbst das goldene Mittelmaß ist?
Wer nicht an seine Grenze geht, sich nicht herausfordert, wie ich es zum Beispiel aktuell mit meinem Zuckerentwöhnungsexperiment tue, der kann vielleicht nach außen hin betrachtet so wirken, als hätte er seine Ernährung im Griff, kann das aber meistens nur durch permanente Kraftanstrengung aufrecht erhalten, weil er eben nicht durch einen eigenen Erfahrungsprozess auf diesen Mittelweg gestoßen ist, sondern der Stimme der Vernunft folgt.
Hier ein Stück Kuchen, da ein Eis, dort mal einen Burger und zwischendurch ein wenig Weißbrot oder Pasta – das kann doch nicht so schlimm sein. Wer so denkt, fürchtet sich oft davor, für einen begrenzten Zeitraum einmal auf seine „Sünden“ zu verzichten.
Der Gedanke daran, diesen Sünden für eine Zeit lang, sei es auch nur wenige Tage, einmal völlig aus dem Weg zu gehen, bereitet dann Unbehagen. Menschen, die für 4 Wochen konsequent auf Süßigkeiten, Fleisch, Fertiggerichte oder was auch immer verzichten, sind ihnen unheimlich. Einerseits bewundern sie diese für ihre Konsequenz, andererseits haben sie Angst davor, es ihnen gleich zu tun und „flüchten“ sich lieber auf ihren goldenen Mittelweg.
Genau hier, wäre es dann interessant herauszufinden, was einen an dem Gedanken des Weglassens der „Sünden“ so sträubt und Unbehagen bereitet. Wovor genau hat man Angst, vor was rennt man weg?
Ernährungsexperimente können sehr aufschlussreich sein
Viele Verstrickungen in Bezug auf unserer Essensvorlieben zeigen sich erst dann, wenn wir genau die Verhaltensweisen ändern, an denen wir am meisten hängen. Was passiert, wenn wir die allmorgendlichen Tassen Kaffee weglassen? Was verändert sich, wenn wir nicht zwischendurch naschen oder knabbern? Und welche Auswirkungen hat es ein bestimmtes Lebensmittel weg oder eine Mahlzeit des Tages ausfallen zu lassen?
Vielleicht fühlen wir uns auf einmal gereizt, bekommen Kopfschmerzen oder sind einfach nur schlecht gelaunt? Vielleicht geht es uns aber auch gleich viel besser und wir haben mehr Energie und Lebensfreude. Was immer auch passiert, wir sollten es nicht bewerten, sondern einfach nur beobachten.
Gerade Verschlechterungen in der Stimmung und körperliches Unwohlsein können darauf hindeuten, dass wir doch mehr an einer Speise oder einem Essensritual hängen, als uns bewusst ist.
Solche kleinen Ernährungsexperimente, in denen man bestimmte Dinge in seiner Ernährung konsequent ändert, finde ich sehr wichtig, um herauszufinden, was sie uns wirklich bedeuten. Dabei geht es auch gar nicht darum sich etwas dauerhaft zu verbieten, sondern mit folgender Einstellung an die Sache heranzugehen: „Wie lange schaffe ich es, auf mein „Suchtmittel“ zu verzichten und diese Zeitspanne dann nach und nach auszubauen?“
Während dieser Zeit lohnt es sich auf die Unterschiede in seiner Stimmung, sowohl mental als auch körperlich, seiner Leistungsfähigkeit, seinem Energielevel, seinem Körpergefühl, seinem Schlaf-Wach-Rhythmus, seinem Verdauung und seinem Gewicht achten.
Weiter wäre es interessant auf die Gedankengänge zu lauschen, die man innerlich führt, bis man das Experiment abbricht und sozusagen in bis zum ersten Bissen in eine „Sünde“. Welche Gedanken und Gefühle gehen durch einen durch, bis man entscheidet „Sünde“ ja oder nein? Was denkt und fühlt man hinterher?
Durch dieses „Suchtstofffasten“ wie ich es gerne bezeichnen, kommt man am schnellsten hinter die wahren Gründe seines Essverhaltens.
Es geht nicht darum, wie lange die Zeitspanne des „Verzichts“ ist, sondern einfach darum, dass wir mit der Einstellung „ich zieh das jetzt so lange wie möglich durch“ an die Sache herangehen und neugierig gespannt die wahrscheinlich eintretenden Veränderungen beobachten.
Selbstverständlich gilt auch hier ähnlich wie beim Training, der Muskel will gefordert werden und so sollte die Zeitspanne des Verzichts kontinuierlich oder zumindest langfristig betrachtet, ausgedehnt werden. Man muss sich fordern, aber nicht überfordern.
In meinem Ratgeber „Schlank sein ja – Abnehmen, nein danke!“, der ab sofort auch als richtiges Buch verfügbar ist, finden Interessierte im Kapitel „Heißhunger, Gelüste und Co“ weiterführende Tipps, wie sich diese Experimente sinnvoll gestalten lassen und worauf es sich dabei zu achten lohnt.
Gerne begleite ich Sie auch persönlich bei Ihrem Weg zurück zu einem harmonischen Essverhalten, das nicht nur Genuss und Freude bereitet, sondern sich auch positiv auf Figur und Energielevel auswirkt. Schreiben Sie dazu eine Email an info@inspiriert-sein.de und ich erstelle Ihnen ein persönliches Angebot.