Wie der Anker für ungesundes Essverhalten bereits in der Schwangerschaft gelegt werden kann

Nachdem ich einige Jahre unter einer Essstörung gelitten und noch viel länger zuckersüchtig war, glaubte ich, mein Essverhalten längst wieder in Harmonie gebracht zu haben. Ich habe intensiv an den emotionalen Verstrickungen in Bezug auf mein Essverhalten gearbeitet, mir die dahinter liegenden Gründe angesehen, angenommen und geglaubt, all das transformiert zu haben. Ich habe meinen Körper mit Vitalstoffen versorgt und damit auch die biochemische Komponente wieder ins Gleichgewicht gebracht.

Selbst wenn ich hin und wieder Schokolade oder Nudeln gegessen habe, ging es mir gut dabei. Denn ich konnte längst wieder frei entscheiden, wann und in welchem Ausmaß ich eine Ausnahme machen wollte. Ich hatte ganz offensichtlich diesen unsichtbaren Knopf in meinem Kopf gefunden, den ich bei Bedarf einfach nur noch zu drücken brauchte.

Während einerseits das schlechte Gewissen immer weiter abflachte, stieg gleichzeitig der Genuss beim Verzehr von von gesunden, weil echten Lebensmitteln. So jedenfalls ging es mir in den letzten Jahren und ich fühlte mich immer wohler mit meiner Ernährung und meinem Körper.

Wenn Jing Qi alte Themen an die Oberfläche bringt

Als wir vergangenes Jahr im Mai mit der Ausbildung zum Berater für bioelektrische Gesundheit bei Christian Dittrich-Opitz mit der Jing-Qi-Kultivierung angefangen haben, hat er uns darauf hingewiesen, dass durch das Praktizieren dieser Übungen Themen wieder an die Oberfläche kommen können (sowohl körperliche als auch psychische), von denen man geglaubt habe, sie bereits hinter sich gelassen zu haben. Das kann ich aus heutiger Sicht bestätigen.

Durch Jing-Qi zur Erneuerung des Körpers bis auf Knochenebene

Bei den Jing Qi Übungen geht es um die Kultivierung von Lebensenergie auf der Basis von Jing, das sich dann im Laufe der Zeit zuerst zu Qi (= der Form von Lebensenergie, die auch bei uns im Westen am geläufigsten ist und durch Yoga oder Qi Gong gestärkt werden kann) und später zu Shen und damit zu geistiger, spiritueller Lebensenergie.

Jing steht dabei für undifferenzierte Lebensenergie, und bei der Praxis von Jing geht es auf der körperlichen Ebene auch um die Aktivierung der Stammzellen im Knochenmark. Durch den Wechsel von Bewegungen mit maximaler Ausdehnung und Streckung des Körpers hin zu Bewegungen mit maximaler Kompression werden die kristallinen Strukturen bis in die tiefsten Schichten unserer Knochen angesprochen. Hier sitzen die Zellen in unserem Körper mit der längsten Lebensdauer.

Unser Körper erneuert sich ständig

Unser Körper besteht aus unzähligen Zellen, die sich ständig erneuern. Je nach Zelltyp geht das unterschiedlich schnell. Hautzellen zum Beispiel können sich innerhalb von Stunden bis Tagen erneuern, während die Zellen aus Magen und Darm wenige Wochen brauchen, um sich einmal komplett auszuwechseln. Und die Zellen aus unserem Hartgewebe, wie den Gelenken und Knochen brauchen noch länger, sie brauchen Jahre.

Man spricht davon, dass sich im Laufe von sieben Jahren alle Zellen unseres Körper einmal komplett erneuert haben. Jedenfalls werden durch die Jing-Qi-Praxis die Zellen in unseren Knochen stark stimuliert und angesprochen. Die Bildung von neuem Knochenmark wird angeregt und der Körper kann sich bis in die tiefsten und ursprünglichsten seiner Schichten erneuern und kräftigen.

Dabei können alte, gespeicherte Informationen zum Vorschein kommen, die zwar bereits in anderen Geweben bereits aufgelöst sein können, hier aber noch vorhanden sind. Das heißt, es können Themen zum Vorschein kommen, von denen wir geglaubt haben, dass wir sie längst bearbeitet und aufgelöst haben. Denn alles, was wir erleben, wir in den verschiedensten Geweben unseres Körper gespeichert.

Ehrlich gesagt, konnte ich damals als Christian uns diese Zusammenhänge erklärte, nicht wirklich viel damit anfangen. Ich ging relativ neutral und unbefangen an diese körperlich recht intensive – und zu allem, was ich bisher kannte, durch und durch ungewohnte – Übungspraxis heran. Dabei musste ich im Laufe der Wochen beobachten, wie sich ungesunde Ernährungsmuster von früher immer wieder einzuschleichen versuchten. Sehr zum Unbehagen meines Verstandes.

Auf einmal reichte eine emotional herausfordernde Situation (wie sie sich im Leben nun mal andauernd bieten) wieder aus, um meinen Wunsch nach Schokolade oder Teigwaren zu wecken. Und das wirklich Besorgniserregende daran war in meinen Augen, dass ich keine Motivation hatte, gegen diesen Wunsch anzugehen. Ich ließ diesem Impuls immer öfter freien Lauf. Ganz einfach deshalb, weil ich keine Lust mehr hatte, in Widerstand mit mir selbst zu gehen.

Ich musste erkennen, dass ich doch noch nicht so weit war, wie ich gerne geglaubt hätte. Ich hatte die Freude an alten Ernährungsmustern doch noch nicht verloren. Eine Erkenntnis, die etwas gebraucht hat, um bis in mein Bewusstsein durchzusickern.

Die Lust auf raffinierte Kohlenhydrate scheint nicht dauerhaft zu bändigen

Ehrlich gesagt, ist es heute nicht mehr so dramatisch für mich, wenn ich mich für eine Zeit lang nicht gerade optimal ernähre. Zum einen hilft mir das Einhalten meiner täglichen Fastenzeit (= intermittierendes Fasten) auch in solchen Phasen, ein relativ hohes Level an Lebensenergie und ein entsprechendes Wohlbefinden zu halten, und zum anderen fühle ich mich nicht mehr abhängig. Ich fühle mich frei, jederzeit den Schalter wieder umzulegen und wieder ganz „normal“, also in meinen Augen gesund, weiterzumachen.

Was mich hingegen wurmt, ist die Tatsache, dass ich anscheinend immer noch Genuss mit früheren Ernährungsgewohnheiten verbinde, obwohl ich längst erkannt und erfahren habe, was mir stattdessen wirklich gut tut. Wieso ist das so?

Christian bringt Licht ins Dunkel

Am vorletzten Wochenende besuchten wir Christian Dittrich-Opitz bei sich zu Hause, um an dem von ihm veranstalteten Siddha Inner Power Seminar teilzunehmen. Hierbei handelt es sich um eine südindische Tradition, die im Gegensatz zu den vielfältigen vedischen Yoga-Wegen und dem aus den Veden stammenden Ayurveda bei uns noch weitgehend unbekannt ist, und unschätzbare Kostbarkeiten für die körperliche, die emotionale und die energetische Gesundheit des Menschen sowie die spirituelle Entwicklung bereit hält, wie es Christian in seinem letzten Newsletter ausdrückte.

Wie gewohnt, gab es auch in diesem Seminar genug Raum für persönliche Fragen und so nutzte ich die Chance und fragte Christian um Rat. Denn so intensiv wie in den vergangen drei, vier Monaten, habe ich den Konflikt zwischen der Lust auf alte Ernährungsmuster und dem Wunsch, so zu handeln, wie ich längst erfahren habe, dass es mir besser tut, schon lange nicht mehr empfunden.

Woran konnte es liegen, dass mir der Gedanke an Schokolade und zu viel essen noch immer so große Freude bereitet? Warum ist das also so? Ausgerechnet jetzt? Wo ich doch heute mehr in Bezug auf gesunde Ernährung weiß, als noch vor einigen Jahren und mein Körpergefühl und mein Bewusstsein für die Bedürfnisse meines Körpers klarer sind als je zuvor? Wie passt das zusammen?

Manche Verstrickungen gehen tief, sehr tief …

Christian erklärte, dass manche solcher Verstrickungen sehr weit zurückreichen. Oft sogar in Lebensabschnitte, an die wir uns gar nicht bewusst erinnern können. Bereits im Mutterleib können die Weichen für solche Kopplungen gestellt werden.

Wenn wir als Baby im Bauch unserer Mutter heranwachsen, sind wir für unsere Ernährung auf das Blut unserer Mutter angewiesen. Wenn sie zum Beispiel in der Schwangerschaft raucht, gelangen die Giftstoffe aus der Zigarette natürlich auch in ihr Blut. Nun haben wir als Baby im Leib unserer Mutter allerdings keine Wahl. Wir sind auf die Blutzufuhr als Nahrung angewiesen. Und genau hier beginnt der entscheidende Punkt.

Wenn wir als Baby im Bauch unserer Mutter nun also mit Schadstoffen verunreinigtes Blut aufnehmen, wobei unsere Mutter uns vermutlich auch noch liebt, machen wir bereits als Embryo die Erfahrung, dass Genährt- und Ernährt-Werden einhergeht mit einem Verhalten, das uns auf einer anderen Ebene schädigt und verletzt. Und so kann es passieren, dass wir auch später, wenn wir bereits erwachsen sind, das Gefühl von Genährt-Werden durch Verhaltensmuster erreichen wollen, die uns nicht wirklich gut tun bzw. im Gegenteil sogar schaden.

Christians Antwort schlug bei mir sofort auf Resonanz. Meine Mutter hat während der Schwangerschaft mit mir geraucht (Gott hab sie selig, ich hab ihr das schon lange verziehen und sie sich hoffentlich auch). Sie hat mir später oft von ihrem schlechtem Gewissen erzählt und ja, sie hat mich geliebt. Auf einmal passte alles zusammen!

Im Bewusstwerden liegt die Heilung

Endlich kann ich die Lust und die Freude an Schokolade, Nudeln und Überessen und damit an Dingen, von denen ich längst erkannt habe, dass sie mir nicht wirklich gut tun, aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Endlich hat mein Verstand einen möglichen Anhaltspunkt, der diese Zusammenhänge auf eine für mich ganz neue Weise erhellt.

Und auch, wenn sicher nicht bei jedem die Gründe für ungünstige Ernährungsgewohnheiten in der Schwangerschaft oder frühen Kindheit verwurzelt liegen, so lohnt sich bei hartnäckigen Mustern ganz sicher ein Blick dorthin.

Ich jedenfalls bin gespannt, was allein diese Erkenntnis wieder für Veränderungen nach sich ziehen wird. Denn wenn ich eins auf meinem bisherigen Weg immer wieder erfahren habe, dann ist das Folgendes: Im Bewusstmachen und Annehmen, was ist, liegt ein tiefes Potenzial zur Heilung verborgen.

P.S.: Zur Aufdeckung und Aufarbeitung solch tief sitzender Muster ist es in aller Regel hilfreich, sich therapeutische Unterstützung zu holen, idealerweise mit fundierter Ausbildung in prä- und perinataler Traumatherapie.

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