Das Belohnungssystem als die stärkste Macht im Universum

Bist Du ein Zuckerjunkie? Kannst Du von Schokolade, Eiscreme und anderen Süßigkeiten nicht genug bekommen? Möchtest aber gleichzeitig Deiner Gesundheit und Figur zuliebe weniger Naschen?

Dann kennst Du folgendes Szenario sicher nur all zu gut: Du nimmst Dir vor, dass ab morgen alles anders wird, Du weniger oder für eine Zeit lang keinen Zucker mehr isst, doch dann kommt alles anders als geplant.

Nur wenige Tage nach dem Aufstellen Deiner selbst auferlegten Ernährungsregeln verfällst Du wieder in alte Essensmuster. Und das ist auch logisch!

Denn die Zuckersucht lässt sich allein mit Gründen der Vernunft, Willenskraft und Disziplin nicht besiegen. Wieso? Weil hier stärkere Kräfte am Werk sind: Dein Belohnungssystem.

Rückfall in die Zuckersucht vermeiden, vorbeugen oder als Chance nutzen lernen

Wenn es im Gehirn Glücksmacher rieselt

Auch, wenn es sich seltsam anhören mag, der Grund dafür, wieso es so schwer fällt, der Zuckerfalle zu entkommen, liegt in unserem Gehirn. Um genau zu sein: direkt in seiner Mitte.

Hier befindet sich eine nur erbsengroße Ansammlung von Nervenzellen, das sogenannte Lust- oder Belohnungszentrum. Die Wissenschaft spricht auch vom sogenannten mesocortikolimbischen Belohnungssystem oder dem Nucleus accumbens.

Dieser Bereich ist nicht nur dafür verantwortlich, dass Essen so gut schmeckt und uns Freude bereitet, sondern dass auch alle anderen Dinge, die für unser Überleben oder unsere Entwicklung wichtig sind, Spaß machen und Befriedigung vermitteln.

Sobald ein Objekt der Begierde auftritt (zum Beispiel das Stück Kuchen beim Anblick der Bäckertheke), wird dies von unserer Großhirnrinde registriert. Es kommt über die Zellen im ventralen Tegmentum, einer Struktur im Mittelhirn, zur Ausschüttung von Dopamin und anderen Botenstoffen. Ein Verlangen entsteht.

Wir wollen das Objekt der Begierde nun unbedingt haben. Geben wir dem Verlangen nach (essen also das Stück Kuchen), wird das ebenfalls von unserem Gehirn wahrgenommen. Das Dopamin dockt dann an entsprechenden Stellen an, erregt dadurch andere Gehirnareale, die dafür sorgen, dass weitere Botenstoffe ausgeschüttet werden, die uns zufrieden und glücklich fühlen lassen.

Unser Belohnungssystem ist sozusagen eine Einrichtung der Natur, um sicherzustellen, dass wir den Antrieb finden, uns um unser Überleben und die Erhaltung unserer Art zu kümmern.

Sobald wir einer Tätigkeit nachgehen, die unser Überleben sichert oder auch unserer Weiterentwicklung dient (denn auch das ist vorteilhaft für unsere Arterhaltung), werden Botenstoffe wie Dopamin, GABA, Oxytocin, Glutamat oder Endorphine ausgeschüttet, die uns in eine Art „Hurra-Stimmung“ versetzen.

Zu diesen von der Natur aus vorgesehenen „belohnungswürdigen“ Tätigkeiten zählen Dinge wie Essen, das Pflegen sozialer Kontakte, Sex, berufliche Erfolge (wozu früher das Töten eines Wildtieres gehörte), Bewegung und auch kreative Beschäftigungen wie Singen, Tanzen oder Malen.

Das ist also der Grund, wieso leckeres Essen oder auch guter Sex glücklich machen.

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Zucker und andere Suchtstoffe manipulieren unser Belohnungssystem

Leider haben wir es als Menschen geschafft, dieses System, das die Natur so perfekt und unfehlbar geschaffen hat, zu täuschen und damit die damit zusammenhängenden Regelkreisläufe durcheinander zu bringen – und zwar durch die Entdeckung bzw. Erfindung von Suchtstoffen wie Alkohol, Koffein oder „harten“ Drogen.

Diese Substanzen veranlassen eine Ausschüttung von Dopamin und anderer Glücksbotenstoffe, ohne dass wir etwas dafür tun müssten. Allein ihr Konsum lässt also die Stimmung steigen.

Das Problem dabei ist, dass unser Gehirn für diese Substanzen nicht ausgelegt ist und sie das Belohnungssystem stärker reizen, als die Tätigkeiten, die dafür vorgesehen sind. Drogen verdanken ihr Suchtpotenzial also dem Umstand, dass durch sie größere Hurra-Gefühle erzeugt werden, als das normalerweise der Fall wäre und das auch noch, ohne, dass wir uns dafür großartig anstrengen müssten.

Interessant zu wissen: Der Suchtexperte Dr. med. Dipl. Thomas Redecker veranschaulicht die Gefahr von Drogen in einem Interview mit dem Suchthilfe e.V. wie folgt (www.youtube.com/watch?v=u7Jrmyerpnc):

Während das Erlegen eines Mammuts zur Ausschüttung von einem hypothetischen Kilogramm Dopamin führte, führt das Trinken von Alkohol oder der Konsum anderer Suchtstoffe zur Ausschüttung der 20-igfachen Menge, also zur Ausschüttung von 20 kg Dopamin.

Doch auch bei Botenstoffen wie dem Dopamin, das der Körper selbst herstellen kann, gilt der Ausspruch „Die Dosis macht das Gift“. Für eine solche Menge sind unsere Gehirnzellen einfach nicht ausgelegt.

Weil Zucker und andere schnell verdauliche Kohlenhydrate, vor allem in der Verbindung mit Fett, viele Kalorien und damit Energie liefern, und daher von unserem Gehirn als positiv für unser Überleben gewertet werden, stimulieren auch sie unser Belohnungssystem intensiver, als es naturbelassene Nahrung je könnte.

Kein Wunder also, dass wir nicht nur nach Drogen, Alkohol und Nikotin, sondern auch nach leeren Kalorienträgern regelrecht süchtig werden können. Nicht nur isolierter Zucker, sondern auch konzentrierte Fette und raffiniertes Salz sind nach Erkenntnissen der Wissenschaft in der Lage, unser Belohnungssystem über Gebühr zu reizen.

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Ständige Überstimulation des Belohnungssystems führt in die Sucht

Sobald wir beginnen, große Mengen isolierten Zucker zu essen, Alkohol zu trinken, zu rauchen oder andere Drogen einnehmen, reagiert unser Belohnungssystem jedes Mal mit einer Überdosis an Glücksbotenstoffen.

Behalten wir dieses Verhalten bei, konsumieren also regelmäßig Süßigkeiten und Weißmehl, Alkohol, Tabak oder andere Drogen, versucht sich unser Gehirn zu schützen. Es beginnt die Stellen abzubauen, an denen die Glücksbotenstoffe andocken müssen, um die Wohlgefühle zu erzeugen. Das führt mit der Zeit dazu, dass wir immer größere Mengen brauchen, um uns wohl und zufrieden zu fühlen.

Gleichzeitig verlieren die Dinge, die uns von Natur aus eigentlich Spaß und Freude machen sollten, immer mehr ihren Reiz. Schließlich werden dadurch nur normal große Mengen an Glücksbotenstoffen freigesetzt und die reichen nun nicht mehr, um Wohlgefühle auszulösen. Ein Teufelskreis beginnt. Ohne unser Suchtmittel scheint das Leben immer trister und leerer zu werden.

Wenn wir dann eines Tages aus Gründen der Vernunft beschließen, unseren Konsum zu reduzieren, müssen wir leider nur allzu oft die Erfahrung machen, dass wir nicht diszipliniert genug sind, um das auch durchzuziehen.

Wir beginnen dann, an uns selbst zu zweifeln, halten uns für zu wenig diszipliniert und fragen uns, wie es sein kann, dass Schokolade und andere Süßigkeiten anscheinend stärker als unser Wille sind. Wieso sind wir so schwach? Und wieso sind unsere Gelüste so mächtig?

Dabei sind solche Fragen eigentlich gar nicht angebracht, da die Natur es so eingerichtet hat, dass das Belohnungssystem stärker ist als der rationale Verstand. Die Natur hat das Belohnungssystem „entworfen“, um unser Überleben zu sichern und uns dabei keinen Spielraum eingeräumt, diesen Überlebensmechanismus durch unseren Verstand aufzuheben oder zu umgehen.

Wir können daher nicht bewusst den Entschluss treffen, ab jetzt nicht mehr zu atmen oder dauerhaft aufs Essen zu verzichten, das duldet dieses Programm einfach nicht.

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Wenn Zucker als überlebenswichtig interpretiert wird

Das Problem bei uns Zuckersüchtigen ist, dass sich unser Belohnungssystem an die regelmäßige Zufuhr von isolierten Kohlenhydraten adaptiert hat und sie inzwischen als überlebenswichtig einstuft. Sobald wir dann beschließen, auf isolierten Zucker zu verzichten, interpretiert das unser Belohnungssystem als eine Gefahr für unser Überleben. Es denkt, ohne Zucker könnten wir nicht überleben.

Dadurch fällt es uns so schwer, auf all die Leckereien zu verzichten – und nicht, weil es uns an Willenskraft oder Disziplin mangelt. Wir sind unserem durch die Suchtstoffe manipulierten Belohnungssystem dann sozusagen ausgeliefert.

Nur, wenn wir einen Weg finden, unser Belohnungssystem wieder zu heilen, haben wir eine Chance der Zuckerfalle zu entkommen.

Playlist: Zuckersucht / Zuckerentwöhnung / Heißhunger / emotionales Essen
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Gut zu wissen: Ein manipuliertes Belohnungssystem führt nicht nur in die Sucht, sondern verhindert auch ein erfülltes und glückliches Leben

Die Heilung des Belohnungssystems lohnt sich aber nicht nur, damit wir der Sucht entkommen, sondern auch, weil es schwer ist, mit einem manipulierten Belohnungssystem glücklich zu werden. Wie wir bereits wissen, ist das Belohnungssystem ja keinesfalls böse, sondern dazu gedacht, unser Überleben zu sichern. Im natürlichen – nicht manipulierten – Zustand ist unser Lustzentrum ein Geschenk des Himmels.

Denn im Zusammenspiel mit unseren anderen neuroemotionalen Systemen, wie dem Vermeidungs- oder Bestrafungssystem, werden wir für Dinge belohnt, die uns gut tun und durch das Aufkommen von schlechten Gefühlen daran erinnert, dass wir auf dem Holzweg sind. Diese Systeme dienen uns sozusagen als Wegweiser in ein glückliches und zufriedenes Leben.

Wenn wir uns diese Gefühle allerdings einfach „wegessen“, sie also durch die Überstimulation durch isolierte Kohlenhydrate oder andere Suchtstoffe überlagern, funktioniert dieser von der Natur aus so geniale Kompass nicht mehr. Es kann dann passieren, dass uns der Antrieb und die Motivation fehlen, Dinge in unserem Leben zu verändern, die uns eigentlich nicht froh und glücklich machen.

Ein manipuliertes Belohnungssystem ist also ein Risikofaktor dafür, dass wir jahrelang im falschen Job verharren oder unser Leben mit einem Partner verbringen, der uns nicht gut tut.

Gleichzeitig verlieren wir immer mehr die Lust am „normalen“ Leben. Dinge, die eigentlich von der Natur her dafür vorgesehen sind, uns Freude und Befriedigung zu verschaffen, wie der Verzehr von gesunden Nahrungsmitteln, natürliche Bewegung oder gemeinsame Zeit mit Freunden und der Familie, erfüllen uns nicht mehr. Unser System braucht dann stärkere Reize, damit wir uns glücklich und zufrieden fühlen.

Die Heilung unseres Belohnungssystems ermöglicht uns also nicht nur den Ausstieg aus der Zuckersucht (und anderen Süchten!), sondern auch den Einstieg in ein glückliches und erfülltes Leben!

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Dieser Artikel ist ursprünglich erschienen am 3. Juni 2016 und wurde zuletzt umfassend bearbeitet am 14. November 2020.

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