Inhaltsverzeichnis
Was ist der Sinn der Schöpfung? Welche Rolle spielt der Mensch im großen Plan des Universums?
In dieser zweiten Folge unserer Reihe Anthroposophia auf „InspiriertSein TV“ tauchen wir tief ein in die geisteswissenschaftliche Sicht auf die Schöpfungsidee – und warum das Menschsein selbst eine göttliche Aufgabe ist.
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Alles beginnt mit dem Numinosen
Am Anfang steht das Unaussprechliche – das Numinose. Eine Quelle, die alles enthält, aber noch nichts ist. Dieses ursprüngliche, unendliche Bewusstsein möchte sich selbst erkennen. Doch um sich zu erkennen, braucht es ein Gegenüber: einen Spiegel.
Dieser Spiegel ist die Schöpfung. Die Idee dahinter: Das Göttliche möchte sich durch die geschaffene Welt erfahren – durch Form, Verdichtung und letztlich durch den Menschen.
Die Trinität und der Impuls zur Schöpfung
In der Geisteswissenschaft – in der Anthroposophie nach Rudolf Steiner – begegnen wir früh der Vorstellung einer dreifachen Gottheit: Vater, Sohn (Christus) und Heiliger Geist. Diese Trinität ist keine religiöse Dogmatik, sondern eine geistige Struktur, durch die sich das ursprüngliche Bewusstsein beginnt zu manifestieren.
Doch der schöpferische Impuls allein genügt nicht – wie beim Bau eines Doms braucht es auch viele „Helfer“, damit eine Idee zur Wirklichkeit wird. Diese Helfer sind die geistigen Wesenheiten oder „Hierarchien“.
Die geistigen Hierarchien als Helfer der Schöpfung
Laut der Anthroposophie spielen in unserem Weltenplan neun geistige Hierarchien eine Rolle – von den Seraphim und Cherubim bis hinunter zu den Engelwesen. Sie sind die verlängerten Arme des Göttlichen, ohne eigenen freien Willen, und sie tragen dessen Idee durch die Welten.
Doch je tiefer die Schöpfung sich verdichtet, desto mehr verzerrt sich das Bild des Ursprungs. In der dichtesten Stufe – der kristallinen Materie – ist das Bild der Gottheit fast vollständig entstellt. Deshalb braucht es ein neues, freiheitliches Wesen, das diese Verzerrung umkehren kann: den Menschen.
Der Mensch als freier Spiegel der Gottheit
Der Mensch ist das erste Wesen in der Schöpfung, das nicht nur ein Ich-Bewusstsein hat, sondern auch einen freien Willen. Das ist entscheidend. Denn nur, wer sich auch gegen das Göttliche entscheiden könnte, kann sich wahrhaft dafür entscheiden.
Unsere Ich-Entwicklung ist ein langer Prozess: Vom Gruppenbewusstsein früher Kulturen über die Trennung von Sippe, Familie und kollektivem Denken hin zum selbstständigen, individuellen Menschen. Nur wer ganz bei sich angekommen ist, kann sich dem Höheren freiwillig wieder zuwenden.
Das Ziel: Ein selbstbewusstes Ich, das aus freiem Willen mit dem Göttlichen in Verbindung tritt.
Der große Bogen: Vom Ursprung bis zur Rückkehr
Im geisteswissenschaftlichen Verständnis ist der Mensch nicht gefallen, sondern hat sich verdichtet – über viele Zeitalter hinweg. Die Phase der Abtrennung und geistigen Dunkelheit (oft als Kali Yuga bezeichnet) war notwendig, damit wir unsere Individualität voll ausbilden konnten.
Und jetzt beginnt die Rückkehr: Aus der maximalen Abgetrenntheit heraus spüren immer mehr Menschen, dass „da mehr sein muss“. Wir entdecken in uns selbst einen göttlichen Funken – ein Erbe, das laut Anthroposophie durch das Mysterium von Golgatha (Kreuzigung und Auferstehung von Christus) in jedem Menschen verankert wurde.
Vom Ich zum neuen Wir
Doch mit dem freien Ich kommt auch die Gefahr des Egoismus. Der nächste Entwicklungsschritt ist deshalb ein neues Miteinander – kein Rückfall in ein Gruppenbewusstsein, sondern eine freie Verbindung vieler bewusster, eigenverantwortlicher Ich-Wesen.
Das ist die Vision einer künftigen Menschheit: ein geistiges Miteinander auf Basis von Individualität, Verantwortung und Liebe.
Fazit: Der Mensch als kosmisches Experiment der Freiheit
Die Freiheit, die uns gegeben ist, ist kein Zufall. Sie ist das größte Geschenk – und die größte Herausforderung. Denn mit ihr haben wir die Möglichkeit, bewusste Mitschöpfer zu werden. Als Spiegel der Gottheit. Als freie Wesen, die sich nicht aus Zwang, sondern aus Liebe und Erkenntnis mit dem Höheren verbinden.
Diese Sicht auf den Weltenplan – tiefgründig, herausfordernd und inspirierend – lädt uns ein, unsere eigene spirituelle Reise mit neuem Sinn zu betrachten.
Weiterführend:
In der nächsten Folge beleuchten wir den Unterschied zwischen dem Weg Buddhas und dem Christusweg – und warum das Ich im Irdischen unsterblich werden kann.
Mehr zur Anthroposophia-Reihe findest Du auf unserem YouTube-Kanal Inspiriertsein TV.

