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Wie dauerhafter Stress zu muskulären Dysbalancen führen kann und wie sich dadurch bedingte Rückenschmerzen lindern und vorbeugen lassen
Fast 70 % der Bevölkerung leidet an chronischen oder immer wiederkehrenden Rückenschmerzen.
Muskuläre Dysbalancen sind eine Hauptursache dafür, wie auch für andere Fehlbelastungen des Bewegungsapparates.
Wenn unsere Skelettmuskulatur aus der Balance gerät, sowohl die Länge als auch die Muskelfaserspannung in Ruhe (Grundtonus) betreffend, dann verändert der Körper sein natürliches Haltungs- und Bewegungsverhalten.
Haltungsfehler und daraus resultierende Fehlbelastungen von Wirbelsäule, Bandscheiben, Gelenken und Muskeln können dann über kurz oder lang zu Rückenschmerzen, Hüft-, Knie- und Schulterproblemen führen.
Wenn unser Körper massivem Stress ausgesetzt ist, dann kommt es zur sofortigen Veränderung des Grundtonus.
Stress führt zu Spannungen
Ursprünglich hatte der Mensch immer nur dann Stress, wenn sein physisches Überleben in akuter Gefahr war. Der Urmensch war vielen Bedrohungen ausgesetzt, die das physische Leben beenden konnten:
Angriffe durch wilde Tiere oder feindliche Stämme, Naturkatastrophen wie Feuer, Sturm und Unwetter, Überschwemmungen, Kälteeinbrüche, aber auch das Ausbleiben von Nahrung und Wasser waren die ursprünglichen Auslöser, für das, was wir heute als Stress bezeichnen.
Der Körper reagiert darauf mit einer Aktivierung des „Flucht- und Kampfmodus“, einer plötzlichen Sympathikusaktivierung, bei gleichzeitiger Reduktion des Parasympathikus. Der Sympathikus ist der aktivierende Teil des Nervensystems und der Parasympathikus der beruhigende Anteil.
Im Falle einer akuten Lebensgefahr führt die Dominanz des Sympathikus zu einer massiven Ausschüttung der sogenannten Stresshormone. Dazu gehören Adrenalin, Nordardrenalin, Cortisol usw.
Diese bewirken im Körper zusammen mit dem Sympathikus ein schnelles Ansteigen von Puls, Blutdruck und Atemfrequenz, einer gesteigerten Auffassungs- und Reaktionsvermögen sowie auch eine Spannungserhöhung in der Skelettmuskulatur. Insbesondere die Ruhespannung der Flexoren, der Beugemuskulatur, steigt dann erheblich an.
Physiologisch hat dies eine schützende Funktion, da die Beugemuskeln den Körper schützend zusammenziehen. In maximaler Beugung befinden wir uns in der Embryonalhaltung.
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Die Beuger ziehen uns mit der Schwerkraft zusammen nach unten
In der tiefen Hocke sind die Beuger in maximaler Annäherung und Verkürzung. Im aufrechten Stand mit nach oben ausgestreckten Armen und Fingern sind die Beuger maximal verlängert, indem die Strecker deren Spannung überbieten und den Körper lang gestreckt, entgegengesetzt der Schwerkraft und der Aktivität der Beuger aufrichten.
Damit der Bewegungsapparat optimal funktioniert und maximal gesund und leistungsfähig ist, muss ein dynamisches Gleichgewicht zwischen Beugern und Streckern vorliegen. Das geschieht normalerweise autonom, also ohne unser bewusstes Handeln.
Ursprünglich dauerten lebensbedrohliche Stresssituationen nie sehr lange, so dass der Körper sich danach, wenn wieder Entspannung einkehren konnte, selbst wieder in die muskuläre, neurologische und hormonelle Balance bringt.
Der ursprüngliche Mensch hatte also immer nur kurz mit Stress Kontakt. Entweder er kam mit dem Leben davon und Entspannung konnte die übermäßige Spannung im Körper wieder auflösen, oder er verlor sein Leben.
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Dauerstress führt zu Dauerspannungen
In der heutigen Zeit leben wir alle mehr oder weniger im Dauerstress! Obwohl nicht ständig unser physisches Überleben bedroht wird, befindet sich unser Organismus durchgehend im „Flucht-und Kampfmodus“.
Existenzangst, Mobbing, Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes, wie auch übermäßiger Leistungs- und Konkurrenzdruck, emotionale Verletzungen, digitale Reizüberflutung, Elektrosmog und Strahlenbelastung durch Mobilfunk und WLAN, Gifte aus der Nahrung, Luft und dem Trinkwasser, Lärm usw. lösen in unserem Nerven- und Hormonsystem dieselbe Reaktion aus, die ursprünglich nur bei akuter Lebensgefahr aktiviert wurde!
Das in Verbindung mit übermäßigem Sitzen, visueller Überreizung durch PC und Smartphone, Übergewicht und einem Mangel an natürlicher Bewegung und genügend Regeneration und Entspannung bringt unser gesamtes Muskelsystem dauerhaft aus dem Gleichgewicht.
Die chronische Anspannung, insbesondere in den Beugemuskeln, die beim Sitzen am Schreibtisch, auf der Couch oder im Auto auch noch durchgehend in einer verkürzten Position befinden, führt zu einer völligen Veränderung unserer Statik und Mechanik.
Das ist eine Hauptursache für Fehlbelastungen, Rückenschmerzen, übermäßigen Abnutzungserscheinungen an Gelenken und Bandscheiben, mangelnde Energie und Leistungsfähigkeit. Dies wiederum versetzt unseren ganzen Organismus in noch mehr Stress! Ein Teufelskreis, der sich über Tage, Wochen, Monate oder Jahre einschleicht und irgendwann zum Zusammenbruch führt.
Die Flexoren befreien!
Wir können dem Stress nicht ausweichen, aber den dadurch provozierten Dysbalancen und daraus resultierenden Rückenschmerzen jedoch aktiv entgegenwirken, indem wir den Körper dabei unterstützen, das natürliche Gleichgewicht immer wieder herzustellen.
Allgemein haben sich bei chronischem Stress Tummo-Atmung und Kältetraining bewährt. Auch sanfte Bewegungskünste wie Qi Gong, Yoga und Natural Qi Movement oder Meditation und autogenes Training helfen, den Sympathikus zu beruhigen und den Parasympathikus zu aktivieren.
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Was das muskuläre Spannungsungleichgewicht betrifft, können wir gezielte Übungen machen, die die Beuger wieder in ihre normale Länge bringen und die antagonistisch wirkenden Strecker kräftigen. Wenn die Kraft und der Grundtonus der Strecker größer ist als bei den Beugern, dann sorgen diese dafür, dass die verspannten Beuger „in Schach gehalten werden“!
Häufig bedient sich unser Körper von selbst einer solchen Maßnahme: Wenn wir das Bedürfnis haben, uns hinzustellen und lang nach oben zu strecken, oft auch nach längerem Sitzen und konzentriertem Arbeiten, dann aktivieren wir die Strecker.
Das Aktivieren der Strecker führt zur antagonistischen Hemmung der Beuger, sprich unser Nervensystem reguliert sofort die zu hohe intramuskuläre Spannung der Beuger herab.
Auch Gähnen hat in vielen Fällen dieselbe Funktion: Wenn wir „verbissen“ an etwas gearbeitet haben und die Beuger des Unterkiefers, unsere „Beißmuskeln“ ihre Spannung erhöhen, löst der Körper diese durch den Impuls zum Gähnen.
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Was sind muskuläre Dysbalancen? – Wie kommen sie zustande? – Wieso leidet fast jeder heute unter solchen Ungleichgewichten in der Muskulatur? – Welche Folgen bewirken muskuläre Dybalancen? – Weshalb liegt die Ursache für Bandscheibenvorfälle oft viele Jahre zurück?
Diese und weitere Fragen erklärt der Heilpraktiker Jens Sprengel in diesem Video und stellt darin ein Lösungssystem vor mit Übungen, die jeder zu Hause durchführen kann, um damit effektiv und mit wenigen Minuten Aufwand am Tag Rückenschmerzen und andere Beschwerden im Bewegungsapparat vorzubeugen bzw. zu lindern.
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Mein Buch: Rückenschmerzen selbst behandeln
Das Buch „Rückenschmerzen selbst behandeln“ beinhaltet ein reichhaltiges Angebot an Übungen, mit und ohne Theraband, die unsere Beuger dekontrahieren und damit die Wiederherstellung des muskulären Gleichgewichts unterstützen.
Dekontrahieren bedeutet „aus der dauerhaft kontrahierten (= angespannten, zusammengezogenen) Position herausführen“. Indem wir die Strecker durch gezielte Übungen stimulieren und kräftigen, aktivieren wir die antagonistische Hemmung der Beuger, was zu einer sofortigen Veränderung der muskulären Balance führt.
Ich habe im Buch effektive Übungen für die Bedürfnisse des modernen Menschen zusammengestellt: Für alle Muskelgruppen, die zu einer erhöhten Ruhespannung und zur Verkürzung neigen, gibt es gezielte Dekontrahierungsübungen, mit denen man innerhalb weniger Minuten Übungszeit die Wiederherstellung des muskulärem Gleichgewichts unterstützen kann.
Zugleich bauen diese Übungen effektiv Kraft und Muskelgewebe der Muskelgruppen auf, die zur Abschwächung und zum Verlust der natürlichen Ruhespannung führen. Das sind im Prinzip die Schwachstellen in unseren Muskelketten, die mit der Zeit ebenfalls zur Überlastung und zu Funktionseinbußen und damit zur Störung des muskulären Gleichgewichts führen können.
Nicht nur für Menschen, die bereits unter Rückenschmerzen leiden oder diesen vorbeugen möchten, können diese Übungen nützlich sein, auch für Sportler aller Art sind sie interessant, da sie Schwachpunkte beheben, was zu höherer und effizienterer Leistungsfähigkeit führt und zugleich das Verletzungsrisiko reduziert.
Kraft geht immer an den Schwachstellen Lücken in den Muskelketten verloren, in den schwächsten Kettengliedern. Genau dort kann es auch bei maximaler Belastung zu Verletzungen kommen. „Jede Kette ist immer nur so stark, wie ihr schwächstes Glied!“
Auf meinen Seminaren zum Buch „Rückenschmerzen selbst behandeln“ lernst Du die Übungen aus dem Buch und noch ein paar zusätzliche Techniken und hilfreiche Zusatzübungen. Damit hast Du eine gute Basis, um Dein Skelettmuskelsystem in Balance zu bringen und Deine Schwachstellen nach und nach auszutrainieren. Du brauchst dazu nur ein Theraband und ein paar Minuten Zeit.
Dieser Artikel erschien ursprünglich am 3. Dezember 2018 und wurde zuletzt ergänzt am 19.11.2020.