Xing Yi Quan: Außen hart und innen weich

Bei Xing Yi Quan handelt es sich um die älteste der inneren chinesischen Kampf­künste und basiert auf dem Prinzip der fünf Elemente. Xing Yi Quan, manchmal auch Hsing I genannt, ist der Name der vermutlich äl­testen inneren chinesischen Kampfkunst und lässt sich ungefähr mit „Boxen des zielgerichteten Geistes oder Willens“ übersetzen.

Während Tai Chi Chuan für den Betrachter sehr weich und rund wirkt, vermittelt der Anblick des Xing Yi Quan auf den ersten Blick nicht das, was man sich unte­re einer inneren Kampfkunst vorstellt. Xing Yi Quan explodiert zielgerichtet und geradlinig, aggressiv nach vorne. Der Fokus scheint vollkommen auf den Angriff und das Zerstören gerichtet, die Bewegungen wirken sehr kraftvoll, aber auch sehr hart.

Dennoch bezieht auch dieses System seine Kraft nicht wie man vermuten könnte aus der äußeren Muskelkraft, sondern basiert, genauso wie auch das Tai Chi Quan, auf der feinstofflichen Chikraft.

Ursprung

Man schreibt die Entwicklung des Xing Yi Quan dem General Yue Fei aus dem 12. Jahrhundert zu. Er entwickelte das System für den Einsatz auf den Schlacht­feldern, damit seine Soldaten auch bei Verlust ihrer Waffen in kürzester Zeit mehrere Gegner zugleich kampfunfähig machen konnten.

Das ursprüngliche Xing Yi Quan war schnell zu erlernen, da es auf fünf kurzen Techniken basierte. Später kamen dann die 12 Tierformen hinzu. Yue Fei fasste die wichtigsten Prinzipien und Bewegungen des Xing Yi Quan in einem Buch zu­sammen, das ungefähr 500 Jahre später von Ji Longfeng gefunden wurde.

Dieser Ji Longfeng studierte die Schriften des Generals und wurde der erste Leh­rer des Xing Yi Quan. Entsprechend dreier seiner besten Schüler formten sich drei verschiedene Stile des Xing Yi Quan: Die Shanxischule in der gleichnami­gen Provinz Shanxi, die Heibeischule in der Provinz Heibei und die Henanschule in der Provinz Henan.

Was ist das charakteristische an Xing Yi Quan?

Bemerkenswert ist die enorme Schnelligkeit und Durchschlagskraft, die durch das Training entwickelt wird. Xing Yi Quan verbessert die Leitfähigkeit des Ner­vensystems so sehr, dass der Ausübende in der Lage ist sich mit maximaler Ge­schwindigkeit und Präzision zu bewegen.

Die Kraft ist stets geradlinig nach vorne zum Gegner gerichtet, mit der inneren Haltung, diesen einfach zu überrennen. „Xing Yi Quan ist wie rennen durch hohes Gras“ lautet ein Sprichwort, das zum Ausdruck bringt, dass auch mehrere Gegner keinerlei Widerstand darstellen.

Es geht auch immer darum die Deckung zu durchschlagen und möglichst großen Schaden anzurichten, um den Kampf so schnell wie möglich zu beenden. Die Schläge haben oft eine tödliche Wirkung. Aus diesen Gründen ist es auch nicht möglich Wettkämpfe zu veranstalten.

Zugleich hat dieses System aber auch einen sehr hohen gesundheitlichen Nutzen für den Trainierenden. Die Hüften und Beine werden sehr beweglich und zu­gleich sehr stark. Durch spezielle Atemmethoden und inneres Krafttraining wird der Körper zuerst ein Maximum an Gesundheit erfahren und dann sehr stark und leistungsfähig.

Man sagt der Körper eines Xing Y Quan Praktizierenden fühlt sich außen sehr hart an und ist innen weich und beweglich wie Wasser.

Die Prinzipien

Das wichtigste Prinzip ist das Nach-vorne-Stürmen und ohne sich zurückdrängen zu lassen. Auf mentaler Ebene bedeutet das eine innere Stärke und zielgerichtete, unbeugsame Absicht zu entwickeln.

Der aggressive Yangaspekt dominiert den Stil, im Gegensatz zum Tai Chi Quan, das weicher und Yin orientierter ist. Diese Aggressivität und Kraftentwicklung beruht aber dennoch nicht auf dem Training der äußeren Muskelkraft, sondern auf Nei Gong, dem Training der inneren Kraft Chi und der Entspannung der Muskulatur.

Xing Yi Quan basiert auf den fünf Elementen, aus denen der gesamte Kosmos besteht: Metall, Wasser, Holz, Feuer, Erde. Jedem Element liegt eine spezielle Handtechnik oder Art zu schlagen zugrunde.

1. Metallelement: Die spaltende Faust „Pi Chuan“
Die Grundrichtung der Bewegung verläuft von oben nach unten und entwickelt die innere Kraft des Nachuntendrückens. Das Training der spaltenden Faust kräf­tigt die Wirbelsäule, Arme und Hände und hat einen direkten gesundheitlichen Nutzen für die Lungen.

2. Wasserelement: Die bohrende Faust „Tsuan Chuan“
Diese dem Wasserelement zugeordneten Bewegungen verlaufen genau umge­kehrt von unten nach oben. Hier lernt der Schüler sich zu bewegen wie Wasser: die Hände bewegen sich um den Gegner herum, so wie Wasser ein Hindernis um­spült. Die Übungen der bohrenden Faust kräftigen die Nieren und vermehren die Lebensenergie.

3. Holzelement: Die zerschmetternde Faust „Beng Chuan“
Die Bewegungsrichtung der zerschmetternden Faust verläuft geradlinig nach vor­ne mit der inneren Haltung des Vorwärtsdrängens. Sie wird als die kraftvollste Angriffstechnik aller Kampfkünste angesehen. Das Holzelement hat einen direk­ten Bezug zur Leber, die durch das Üben dieser Technik gestärkt wird.

4. Feuerelement: Die hämmernde Faust „Pao Chuan“
Die Hauptkraft- und Bewegungsrichtung dieser Technik verläuft diagonal in alle Richtungen und hat einen explosiven, vorwärtsdrängenden Charakter. Die dem Feuerelement zugeschriebene Technik trainiert das explosive Freisetzen von Energie und stärkt vor allem das Herz.

5. Erdelement: Die kreuzende Faust „Heng Chuan“
Das ist die am schwierigsten zu lernende Technik, da sie die ersten vier Elemente kombiniert. Die dem Erdelement zugeschriebene Technik entwickelt und stärkt die Bauchorgane, v.a. die Milz.

San Ti“ zur Erlangung der inneren Kraft

So wie die meisten inneren Kampfkünste besitzt auch Xing Yi Quan eine eigene Art der Standmeditation und des inneren Krafttrainings zur Entwicklung des Chi. Die Standpositur „San Ti“ wird auch die dreifältige Positur genannt und ist die wichtigste Kraftübung dieses Systems.

San Ti entwickelt die Atmung, kräftigt die Beine und Hüften, trainiert die Arme in Verbindung zum Rumpf und den Beinen, beruhigt den Geist und baut Stress ab. San Ti lehrt den Schüler die inneren geistigen und emotionalen Vorgänge zu entschleunigen“ um diese Energie dann zur Beschleunigung der äußeren Techni­ken zu nutzen. Darüber hinaus hat allein das Üben dieser Position einen sehr ho­hen gesundheitlichen Nutzen.

Die zwölf Tierformen

Durch das Nachahmen von zwölf Tieren wird eine innere Haltung und Bewegung angeregt. Die Tierformen sind viel schwieriger zu erlernen als die fünf Elemente. Sie wurden auch sehr viel später entwickelt und manche Experten behaupten, dass sie kein ursprünglicher und essentieller Aspekt des Xing Yi Quan seien.

Die Tierformen sind: Drache, Tiger, Affe, Pferd, Krokodil, Hahn, Sperber, Schwal- be, Schlange, Kranich, Adler und Bär. Jede Form entspricht dem inneren Wesen des jeweiligen Tieres. Die meisten Xing Yi Quan Schüler lernen nur ein oder zwei der Tierformen, die am meisten ihrem eigenen Charakter entsprechen.

Zusammenfassung

Die innere Kampfkunst Xing Yi Quan sieht nicht so ästhetisch aus wie das Tai Chi Quan, ist aber auch nicht ganz so schwer zu lernen. Die Bewegungen sind schneller und kraftvoller, was vielleicht für jüngere Schüler, die sich körperlich austoben wollen interessant ist. Der gesundheitliche Nutzen übersteigt bei richti­gem Training den des Tai Chi Quan.

Die Prinzipien zwischen Tai Chi und Xing Yi sind sehr unterschiedlich. Tai Chi betont Weichheit und Nachgeben, Xing Yi scheint das genaue Gegenteil: Aggres­sives nach vorne Stürmen, den Gegner überrollen und eine äußere Härte entwi­ckeln.

Wer effektiv kämpfen lernen und einen starken Körper aufbauen möchte, ist mit Xing Yi Quan gut beraten. Allerdings ist diese Kampfkunst bei uns im Westen noch sehr unbekannt und es wird daher nicht so leicht sein einen guten Lehrer zu finden.

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