Was unterscheidet Tai Chi Quan von anderen Kampfkünsten

Die bei uns im Westen bekannteste innere Kampfkunst ist das Tai Chi Quan, oder kurz Tai Chi genannt. Dabei wissen die meisten nicht, dass Tai Chi eine Kampfkunst ist. Was oft für eine Art chinesischer Entspannungsgymnastik für Rentner gehalten wird ist eines der effektivsten Kampfsysteme dieses Planeten. Erfahren Sie hier mehr über Tai Chi Quan.

Der Legende nach stammen die inneren Kampfkünste aus den Wudang Bergen der chinesischen Provinz Hubei. Der unsterbliche Zhang Sanfeng, der als Begründer des Wudang Daoismus gilt, beobachtete eine Schlange im Kampf mit einem weißen Kranich. Die Schlange gewann den Kampf, indem sie den Angriffen des Kranichs ständig auswich, bis dieser schließlich erschöpft aufgab. Durch dieses Erlebnis wurden ihm die Prinzipien der inneren Kampfkünste klar. Basierend auf diesen Prinzipien entwickelte er Neijiaquan, aus dem sich viele Generationen später die verschiedenen inneren Kampfkünste bildeten.

So kam im 17. Jahrhundert der reisende Mönch Zhang Zongyue aus dem Wudang Gebirge in das Dorf Chenjiagou in der Provinz Henan. Das Dorf wurde oft überfallen und so kam es, dass die Bewohner Zhang Zongyue um Hilfe baten und er ihnen die Grundlagen des Neijiaquan vermittelte.

Aus diesen Grundlagen entwickelte der General Chen Wangting in der Mitte des 17. Jahrhunderts einen neuen Boxstil das „Chen Tai Chi Quan“. So gilt das Dorf Chenjiagou als eigentliche Geburtsstätte des Tai Chi Quan. Lange wurde das Chen Tai Chi nur familienintern unterrichtet, bis Chen Changxing Anfang des 19. Jahrhunderts Yang Luchan als Schüler akzeptierte. Dieser entwickelte daraus den Yangstil.

Chen Qingping ein weiteres Mitglied der Chenfamilie unterrichtete später außer- halb der Familie den jungen Wu Yuxiang, der einen der beiden Wustile entwickelte. So lässt sich erkennen, dass es sehr viele verschiedenen Stilrich- tungen des Tai Chi Quan gibt. Auch in neuerer Zeit spalten sich immer weitere Richtungen ab. Die Hauptvertreter sind jedoch Chenstil, Yangstil, Wustil und Sunstil.

Wie alle inneren Kampfkünste ist auch jeder dieser Taichistile ein ganzheitliches System, das Elemente der Gesundheitsentwicklung, Übungen zur Stärkung des Körpers und des Meridiansystems, Verteidigung gegen bewaffnete und unbe- waffnete Angriffe und den Umgang mit verschiedenen Waffen selbst lehrt. Je nach Kampfkunst und Stil werden bestimmte dieser Elemente betont und verstärkt geübt.

So finden wir im Tai Chi allgemein folgende Lehrinhalte:

1. Einzelformen
Im Zentrum des Systems stehen verschiedene Formen, die aus einzelnen Bewegungsabläufen bestehen. Diese Einzelbewegungen werden auch Bilder genannt. Sie gehen fließend ineinander über und folgen einem fest gelegten Ablauf. Die Formen sind oft nach der Anzahl der enthaltenen Bilder benannt. Die längsten Formen bestehen aus über einhundert einzelnen Bildern, wie z.B. die Langform des Yangstils, die aus 108 Bewegungsabläufen besteht. Die Kurzform besteht aus 37 Bildern und die Pekingform aus 24 Bildern.

Jede einzelne Bewegung repräsentiert eine Kampfanwendung und während man die Form durchläuft, „kämpft“ man gegen einen oder mehrere imaginären Gegner.

Neben der Bedeutung im Kampf haben die Bewegungen auch einen sehr hohen gesundheitlichen Nutzen: Das Nervensystem und die Muskulatur entspannen sich, das Herzkreislaufsystem, die Atmung und die inneren Organe werden sanft gestärkt, die Wirbelsäule, Gelenke und das Bindegewebe werden mobilisiert und aufgebaut. Deshalb haben gerade diese Einzelformen einen sehr hohen gesund- heitlichen Nutzen und werden auch aus diesen Gründen gerade von älteren Menschen geübt.

2. Partnerformen
Die Kampfanwendungen der Form kommen in den Partnerformen mehr zum Ausdruck. Hier entsteht in den Bewegungen mit einem Partner die Verbindung zwischen den Bewegungsabläufen, die man alleine einstudiert hat und deren Sinn und Bedeutung im Zweikampf. Die Partnerformen sind genau wie die Einzelformen in ihren Bewegungen festgelegt. Hier lernt der Übende sehr viel über Timing, synchrone Bewegungsabläufe, Distanzgefühl und vieles mehr. Für viele ist das Üben der Partnerformen der erste Vorgeschmack zu den Anwendungen im Kampf.

3. Waffenformen
Waffenformen mit traditionellen chinesischen Waffen dienen dazu, durch den Gebrauch der zum Teil sehr schweren Waffen, den Körper zu trainieren und den eigenen Schwerpunkt und das Bewegungsvermögen in Relation zu einem Gegenstand zu schulen. Es geht in erster Linie nicht darum mit Waffen kämpfen zu lernen, sondern mittels der Waffenformen das eigene Bewegungsverhalten und die Bewegungswahrnehmung zu verbessern. Die Waffenformen verleihen ein viel tiefer gehendes Verständnis des Tai Chi Quan.

Zu den Waffen im Tai Chi zählen:

  • das gerade, zweischneidige Einhandschwert Jian
  • der chinesische Säbel Dao
  • der Speer Qian
  • der Langstock Gun
  • der Kurzstock Qi Mei Gun
  • der 3 m lange Stock Dagan
  • der Fächer
  • die chinesische Hellebarde Guan Dao

Partner- und Waffenformen werden meistens erst von fortgeschrittenen Praktizierenden geübt. Um die gesundheitlichen Vorzüge des Taichi zu erfahren, reicht es aus eine oder mehrere Einzelformen zu üben.

4. Tuishou oder Pushands
Viel praxisbezogener als die Partnerformen ist das Pushhands, oder Tuishou, was man mit „schiebende Arme“ übersetzen kann. Bei diesem Partnertraining geht es darum sensibel für die Bewegungen und Absichten des Gegenüber zu werden.

Beide Partner stehen sich gegenüber und berühren sich an Armen und Händen. Jetzt versucht ein Partner Druck auf den anderen auszuüben, der wiederum bemüht ist diesen Druck durch Nachgeben zu neutralisieren oder umzuleiten, sprich dem Partner den Druck zurück zu schicken. So entsteht eine Bewegungsschleife, die durch den kontinuierlichen Wechsel aus Abgeben und Aufnehmen die Prinzipien von Yin und Yang spürbar verdeutlicht. Hier werden kleine Fehlhal- tungen und Blockaden bewusst, da man entweder das Gleichgewicht verliert oder zu viel Druck aufbaut, und dadurch selbst nach vorn fällt usw.

Das Tuishou hat eine sehr hohen praktischen Stellenwert, sowohl für den Kampf als auch für die eigene Entwicklung des Körpers und des Energiesystems. Die Partner üben aneinander ihre Fähigkeiten und helfen sich so gegenseitig ihre Schwächen aufzudecken.

5. Selbstverteidigung und Kampftraining
Eher selten wird dieser letzte Aspekt einer ganzheitlichen Kampfkunst heute vermittelt. Hier geht es um realistische Selbstverteidigung und explosive Kampf- anwendungen. Im Tuishou gibt es Wettkämpfe, bei denen es darum geht den Partner aus dem Gleichgewicht zu pushen. Richtige Kampfveranstaltungen gibt es heute so gut wie gar nicht mehr. Im alten China traten die Vertreter der unter- schiedlichen Kampfkünste noch in Zweikämpfen, bei denen es um Leben und Tod ging, gegeneinander an.

Was unterscheidet Tai Chi Quan von anderen inneren Kampfkünsten, was sind die Hauptprinzipien?

Die zehn Hauptprinzipien sind:

  1. Den Kopf gerade ausrichten
  2. Ruhe in der Bewegung
  3. Sinken lassen von Schultern, Ellenbogen und Handgelenken
  4. Das Kreuzbein entspannen
  5. Das Brustbein einziehen, den Rücken dehnen
  6. Leere und Fülle unterscheiden
  7. Inneres und Äußeres verbinden
  8. Oben und Unten koordinieren
  9. Mentale Kraft statt Muskelkraft
  10. Die Bewegungen haben keinen Anfang und kein Ende

Darüber hinaus ist nachgeben, loslassen und weich werden von größter Bedeutung. Die Bewegungen verlaufen auf Kreisbahnen.

Wer Tai Chi ernsthaft lernen möchte, benötigt sehr viel Disziplin und muss wirk- lich viel üben. Wer damit richtig kämpfen möchte, sollte noch mehr Zeit aufwenden. Möchte man allerdings nur die Formen lernen um die Gesundheit zu verbessern und den Alterungsprozess umzukehren, ist ein tägliches Minimum ausreichend. Zu diesen Zwecken kann man in jedem Alter mit Tai Chi beginnen.

Es empfiehlt einen erfahrenen Lehrer zu suchen. Darüber hinaus ist es sehr sinnvoll mit einer Gruppe zu trainieren, besonders wenn man die Vorteile der Partnerübungen erfahren möchte. Tai Chi Quan lässt sich aufgrund seiner Kom- plexität nicht aus einem Buch oder Lehrfilm richtig erlernen. Unterricht bei einem Lehrer ist hier wirklich nötig, da man sonst nicht nur eventuell seine Zeit verschwendet, sondern sich auch womöglich falsche Bewegungsmuster aneignet.

Wer nicht die Möglichkeit zu einem regelmäßigen Unterricht hat, kann auf Seminaren Schritt für Schritt einzelne Bewegungselemente lernen und diese bis zum nächsten Seminar üben, wobei auch das vermutlich zu umständlich ist. Zu filigran sind manche Feinheiten, was die Stellung der Gelenke oder der Wirbelsäule angeht, oder die Ausrichtung der Energiekanäle.

Fazit: Tai Chi als Kampfkunst oder erweitertes Gesundheitstraining kann man nur bei einem qualifizierten Lehrer in regelmäßigem Unterricht lernen. Zusätzlich bedarf es auch privat einer täglichen Übungszeit.

Also, wer das ganze Taichisystem richtig lernen möchte, sollte sich zur Not dorthin begeben, wo die beste Wissensquelle ist. Wer allein aus Zwecken der Gesundheit eine Kampfkunst erlernen und nicht täglich üben möchte, ist wahrscheinlich besser mit Qi Gong beraten. Hier gibt viele Bewegungen, die einen erheblichen Nutzen auf Gesundheit und Wohlbefinden haben und dennoch leicht zu erlernen sind. Je nach Vorerfahrung reichen teilweise sogar Bücher oder Lehrfilme. Auch der Besuch eines einmaligen Seminars kann ausreichen, um Qi Gong Bewegungen vermittelt zu bekommen, die man dann zu Hause nach Bedarf weiter praktizieren kann.

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