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Das Wunderwerk Fuß: Wie richtiges Gehen unser gesamtes System positiv beeinflusst
Das Fundament ist die tragende Basis eines jeden Bauwerkes. Ist das Fundament schief, wird auch das Haus schief und das hat erhebliche Auswirkungen auf die Stabilität. Die Füße sind das Fundament unseres Bewegungsapparates.
Viele Haltungsprobleme und Beschwerden sind das Resultat von Fehlstellung und Fehlgebrauch unserer Füße. Der gesamte Körper ist praktisch gezwungen, auf die Haltung der Füße einzugehen und sich dementsprechend auszurichten.
Hat jemand die Gewohnheit, mehr auf dem rechten Fuß zu stehen, d. h. er verlagert unbewusst über 50 % seines Körpergewichtes im Stand auf den rechten Fuß, dann muss sich dementsprechend der gesamte Körper darauf einstellen. Die Verteilung der Schwerkraftwirkung auf den Körper ist dann ungleichmäßig. So entstehen auf Dauer Fehlspannungen, sogenannte muskuläre Dysbalancen.
Gelenke, einzelne Abschnitte der Wirbelsäule und die Bandscheiben werden überlastet, so dass es zu Abnutzung und Schädigung kommt. Man bedenke, dass sich solchen Fehlstellungen nicht nur im Stehen bemerkbar machen. Bei jedem Schritt, beim Sport, bei körperlichen Arbeiten, ständig wirken alle entstehenden Lasten und Widerstände ungleichmäßig auf unseren Körper.
Füße als Wunderwerk der Natur
Unser Skelett besteht aus 206 Knochen, davon nehmen unsere Füße ein Viertel in Anspruch. Jeder Fuß besteht aus 26 Knochen, was ihn zu einem sehr komplexen Gebilde macht. Ganz klar, dass hier einiges durcheinander geraten kann.
Normalerweise ist der Körper in der Lage, sich durch freie und natürliche Bewegung wieder selbst zu richten. So empfiehlt auch Hugh Milne, Osteopath und Begründer der visionären Craniosakraltherapie, gehen auf unebenem Gelände, um verschobene Wirbel wieder zu richten.
Um unsere Füße frei bewegen zu können, müssen wir sie zuerst einmal aus den meist zu engen Schuhen befreien. Viele Schuhe verhindern indirekt, dass der Fuß seine Funktionen erfüllen kann, bis er es praktisch verlernt hat und dann nicht mehr dazu in der Lage ist.
Besonders Einlagen und Schuhe mit hohem Absatz und dicker Sohle legen die Fußmuskulatur lahm und verschlimmern oft bereits bestehende Schwächen.
Wir brauchen keine gedämpften Sohlen
Besonders für Sportler, hauptsächlich für Läufer, werden Schuhe mit einer speziellen Dämpfung empfohlen. Luft- oder Gelkissen sollen dafür Sorgen, dass der Aufprall bei jedem Schritt gedämpft wird.
Die Idee ist absolut sinnvoll. Allerdings existiert die perfekte Umsetzung bereits seit der Mensch auf zwei Beinen unterwegs ist. Wir haben nämlich bereit unser eigenes Dämpfungssystem.
Der menschliche Fuß ist so aufgebaut, dass alle Lasten und Stoßwirkungen, die beim Laufen und Springen auftreten, sanft abgefangen werden. So verfügt jeder Fuß über ein Quergewölbe und ein Längsgewölbe.
Die Fußknochen sind gewölbe- oder torbogenähnlich angeordnet, so wie man es von alten Kathedralen kennt. Die Sehnen und Muskeln sind im Gewölbeinneren straff gespannt.
Wenn wir beim Gehen den Vorfuß aufsetzen, senken sich die Gewölbe ein wenig ab, wodurch die Muskeln und Sehnen gespannt werden. So wird unser Körpergewicht und die auftretende Stoßwirkung weich aufgefangen, ähnlich wie bei einem Trampolin, oder wie beim Spannen einer Feder.
Beim Entlasten des Fußes löst sich die Muskelspannung und die Gewölbe richten sich wieder auf. Diese Funktion des Aufnehmens und Abgebens von Spannung sorgt für Ökonomie beim Laufen und ist ein wichtiger Aspekt beim Aufbau unserer Körperhaltung.
Wenn die Fußgewölbe nicht richtig funktionieren, funktioniert unser ganzer Bewegungsapparat nicht richtig. Wussten Sie, dass diese kleinen Fußmuskeln für bis zu 40 % der gesamten Körperkraft verantwortlich sind?
Oder drücken wir es einmal so aus: Wenn wir diese Baustelle beheben, ist unser Körper in der Lage bis zu 40 % mehr zu leisten, ohne zusätzliches Krafttraining!
Wenn das mal kein Anreiz ist. Besonders Leistungs- und Kraftsportler können viel bessere Leistungen erzielen, wenn der Körper richtig eingestellt wird.
Über die Füße aufrichten
Da die Fußmuskulatur bei jedem Schritt aktiviert wird, kommt es zu einer Kettenreaktion. Die Fußmuskeln sind Teil der Streckerketten, die den Körper gegen die Schwerkraft aufrichten. Reflexartig kommt es beim Spannen der Gewölbemuskulatur zu einer Aktivierung der gesamten Muskelkette.
Ein kleiner Test:
Stellen Sie sich aufrecht und entspannt hin. Die Knie sind leicht gebeugt, der Rücken gerade, die Arme hängen entspannt seitlich herab. Verlagern Sie jetzt Ihren Körperschwerpunkt auf die Fersen, dann nach vorne auf den Vorfuß. Spielen Sie ein wenig mit dieser Pendelbewegung und fühlen Sie die Veränderungen Ihrer Körperhaltung.
Der Körper organisiert sich automatisch anders, wenn der Schwerpunkt auf den Fersen liegt, als wenn er auf dem Vorfuß liegt.
Jetzt versuchen Sie, den Streckreflex auszulösen, indem Sie sich immer weiter nach vorne pendeln. Es kommt der Punkt, an dem Ihr Körper automatisch die aufrichtenden Muskeln aktiviert und Sie eventuell einen Schritt oder kleinen Sprung nach vorne machen lässt.
Versuchen Sie, sich so einzupendeln, dass die Streckerkette aktiviert ist, der Körper sich aufrichtet, aber noch nicht den Schritt nach vorne macht.
Je öfter Sie damit experimentieren, desto leichter fällt es, den Streckreflex zu aktivieren und in dieser aufgerichteten Haltung zu bleiben. Dann können Sie diese kraftsparende Art der Aufrichtung in Ihren Alltag übertragen.
Immer wenn Sie längere Zeit stehen, können Sie auf diese Art Ihre Fußmuskulatur und die Aufrichtung trainieren und zugleich den Rücken und die Gelenke entlasten.
Fußgesundheit: Was wir sonst noch tun können
1. Den Füßen Achtsamkeit schenken
Der wichtigste Schritt ist es, sich der Füße bewusst zu werden. Meistens ignorieren wir unsere Füße. Fangen Sie an, sich öfter mit Ihrem Steh- und Gehverhalten zu befassen.
Fühlen Sie immer wieder den Kontakt der Fußsohlen zum Boden. Achten Sie darauf, ob Ihr Körpergewicht gleichmäßig auf beide Füße verteilt ist oder ob Sie mehr auf dem Vorder- oder Hinterfuß stehen.
2.Vom Hackengang zum Ballengang
Optimieren Sie Ihren Gang, indem Sie Ihren Vorfuß einsetzen. Anregungen hierzu finden Sie in dem Artikel Happy GODO: Mit dem Herzen geht man besser>>
3. Barfuß gehen
Gehen und laufen Sie barfuß, wann immer sich die Möglichkeit bietet. So haben die Füße Platz und die Fußmuskulatur kann ihre Funktion als natürlicher Stoßdämpfer wieder üben.
4. Schwingen auf dem Minitrampolin
Schwingen auf dem Minitrampolin ist eine sehr gute Methode, den gesamten Körper zu trainieren, speziell auch die Fußmuskulatur.
5. Schuhwerk mit flachen Sohlen
Verzichten Sie auf hohe Absätze und dicke oder auch unflexible Schuhsohlen. Durch dünne elastische Sohlen ohne Absatz ist das natürliche Gehen auch im Alltag praktizierbar.
Inzwischen gibt es einige Firmen, die sich auf die Herstellung von sogenannten Barfußschuhen spezialisiert haben. Neben flachen Sohlen bieten Barfußschuhe auch genug Platz für den Fuß.
Herkömmliches Schuhwerk verläuft in der Regel nach vorne hin zusammen. Dadurch werden Zehen und Vorfuß leicht zusammengedrückt. Auch das wirkt sich negativ auf den gesamten Körper auf.
Wer sich einmal an das Tragen von Barfußschuhen gewöhnt hat, findet herkömmliche Schuhe in der Regel unbequem. Demnächst veröffentlichen wir einen Erfahrungsbericht zu Barfußschuhen, die wir bisher getragen und getestet haben.
Fußgesundheit und Ballengang: Die Füße als Basis unseres Bewegungsapparates
Webinar Aufzeichnung mit Jens
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Dieser Artikel erschien ursprünglich am 5. Juli 2011 und wurde zuletzt bearbeitet und ergänzt am 14. Juni 2020.
Hallo Jens, ich finde die Infos zu den Füßen und speziell zum Ballengang sehr interessant. Ich habe eine Kombination aus Senk-, Spreiz- und Plattfuß und trage deshalb von meinem Orthopäden empfohlene Schuheinlagen.
Frage, machen Einlagen grundsätzlich Sinn oder sollte man nach Deine Erfahrung keine Einlagen tragen, da man ja mit Einlagen die Fußmuskulatur eher schohnt und demzufolge schwächt.
Über eine kurze Rückinfo wäre ich Dir dankbar.
Vielen Dank im Voraus für Deine Bemühungen.
Viele Grüße
Riccardo
Hallo Riccardo,
ich bin kein Fußexperte, aber ich kann mir vorstellen, dass Einlagen ein bestehendes Problem stabilisieren, so dass der Körper keinen Grund darin sieht, wieder in den natürlichen Zustand zu kommen. Erfahrungen habe ich hierzu leider keine, ich kann nur sagen, dass ich selbst keine benutzen würde und lieber an der Ursache der Probleme arbeiten würde.
Ich hoffe, das hilft Dir weiter.
Liebe Grüße,
Jens
Hallo Jens,
Vielen Dank für dein Feedback. Eine Frage noch, Du sagst, dass Du schon mehrere Schuhe Fabrikate getestet hast und die Leguanos für Dich am besten sind. Hast Du die Schuhe (speziell die Laufschuhe) von https://www.joe-nimble.com/de/ auch schon getestet?
https://www.youtube.com/watch?v=apCOWaY4vp4&feature=emb_logo speziell in diesem Video ab Minute 8:10 wird auch gesagt, dass übertriebene Vorderfußläufer anfällig für Beschwerden der Gelenke und Muskulatur sind.
Hallo Riccardo,
nein diese Schuhe habe ich noch nicht getestet. Klingen aber sehr interessant und würde ich gerne mal testen bei Gelegenheit.
Beste Grüße,
Jens