Beobachten, interpretieren, reagieren? Besser zuerst nachfragen!

Wie reagieren Sie auf andere? Wenn Ihr Gegenüber Zeitung liest, während Sie mit ihm sprechen, wenn er die Stirn runzelt oder den Kopf schüttelt, wie reagieren Sie auf solche Zeichen? Fragen Sie, was das zu bedeuten hat, oder geben Sie dem Ganzen selbst eine Bedeutung?

Wenn wir miteinander kommunizieren, sind wir meistens der Meinung, unser Verhalten sei als bloße Reaktion auf das Verhalten des anderen zu werten.

Wenn der mich nicht anschaut, während ich mit dem rede, dann hört er mir nicht zu, also reagiere ich sauer oder beleidigt. Und wenn der die Stirn runzelt, dann hat er etwas gegen meinen Vorschlag einzuwenden und ich reagiere ja wohl zurecht abgebaut und enttäuscht.

Doch können wir uns wirklich so sicher sein, dass wir mit unseren Schlüs­sen richtig liegen?

Um Missverständnissen vorzubeugen sollten wir uns bewusst machen, dass jede unserer Reaktion in drei Schritten abläuft:

1) Zunächst nehmen wir etwas wahr, wie zum Beispiel ein Stirnrunzeln, ein Kopfschütteln, andere Gestiken oder die Worte des anderen.

2) Da sich jedoch allein aus dieser Wahrnehmung heraus, nicht genau erschließen lässt, was der andere damit versucht auszudrücken, und ein ständiges Nachfragen den Kommunikationsfluss unterbre­chen würde, ist es mehr als verständlich, ja sogar natürlich, dass wir in einem zweiten Schritt versu­chen, das Wahrgenommene zu interpretieren. Wie hat der das wohl gemeint?

Dabei mischen wir immer auch etwas von uns dazu. Sind wir zum Beispiel sowieso schon schlecht drauf, werten wir ein Kopfschütteln vielleicht viel negativer als an Tagen, an denen wir uns gut füh­len. Und auch unsere Überzeugungen und vergangene Erfahrungen, wie ein Stirnrunzeln oder sons­tige Mimiken zu deuten sind, nehmen wir in unsere Deutung mit auf.

3) Erst dann reagieren entsprechend.

Wir müssen begreifen, dass wir nicht nur darauf reagieren, was wir mit unseren Augen oder Ohren wahrnehmen, sondern immer auch darauf, was wir in das Wahrgenommene hinein interpretieren.

Unsere Reaktion auf andere folgt also diesen drei Schritten:

  1. Wahrnehmen können wir zum Beispiel die Worte oder auch den Blick des anderen.
  2. Interpretieren heißt, die Worte als Kritik aufzufassen oder den Blick als mürrisch zu bewer­ten. Diese Interpretation kann dabei richtig oder falsch sein. Das gilt es zu erkennen. Und der einzige, der die Antwort kennt, ist der Aussender der Botschaft – also nicht wir!
  3. Erst als Antwort auf das Wahrgenommene und Interpretierte stellt sich je nach Lage der Per­sönlichkeit stets ein Gefühl ein. Wegen des „abfälligen“ Blicks reagieren wir wütend und in Angesicht des unhöflichen „Nicht-in-die-Augen-Schauens“ eingeschnappt und beleidigt. Unser Gefühl unterliegt dabei keiner Auslegungssache ob richtig oder falsch, sondern ist eine Tatsache.

Eine gute Kommunikation verlangt nicht, Interpretationen zu meiden. Das ist weder wünschenswert noch möglich. Allein die Fähigkeit beides voneinander zu unterscheiden, also die Wahrnehmung von den eigenen Vermutungen auseinander halten zu können, und bewusst darüber zu sein, dass unsere Interpretationen richtig oder falsch sein können, darin liegt die Kunst einer besseren Kom­munikation.

Indem wir uns diese drei Schritte vor Augen halten und klar voneinander trennen, können wir unsere Kommunikation entscheidend verbessern.

Zum einen erhalten wir so die Möglichkeit uns zu vergewissern, ob unsere Interpretationen korrekt sind. Wir können dann nachfragen und den anderen dazu einladen, unsere Ansicht zu bestätigen oder revidieren.

„Wenn ich sehe, dass du Zeitung liest, während wir miteinander reden, habe ich den Eindruck, du hörst mir nicht richtig zu.“ Dadurch wird dem anderen vielleicht bewusst, dass sein Verhalten nicht besonders höflich ist und legt die Zeitung aus der Hand.

Oder aber er wird sich erst dann darüber bewusst, dass für ihn der Zeitpunkt des Gesprächs nicht optimal ist und er lieber erst nach dem zu Ende lesen des Artikels zuhören möchte. Unsere Nachfrage gibt unserem Gesprächspartner also die Möglichkeit, selbst einmal über das Geschehen zu reflektieren.

Zum anderen erhalten wir durch die Auseinanderhaltung der drei Schritte die Möglichkeit, zu erken­nen, dass unsere Gefühle zumindest zu einem Teil selbst gemacht sind.

Nicht allein der Blick oder die Worte sind es, die verletzen oder wütend machen, sondern immer spielt auch das, was wir in das Verhalten des anderen hineinlegen, eine Rolle. Das gibt uns die Möglichkeit viel einfühlsamer zu reagieren als uns direkt in unseren negativen Gefühlen zu verlieren.

Anstatt beleidigt auf das Stirnrunzeln meines Partner zu reagieren, wenn ich erzähle, dass ich mor­gen Abend mit Freundinnen ausgehen möchte, kann ich nachfragen „Passt dir nicht, was ich vorha­be?“.

Dadurch erhält er die Gelegenheit, meine Vermutung entweder zu bestätigen, „Ja mir kommen die und die Bedenken“ oder er kann meine Interpretation korrigieren „Ich habe nur daran gedacht, dass du dazu wohl das Auto brauchst und die Inspektion immer noch nicht gemacht ist.“

Nicht selten wird durch so ein Nachfragen dem anderen überhaupt erst bewusst, was mit ihm selbst los ist und auch die folgende Antwort wäre durchaus denkbar: „Über das Stirnrunzeln war ich mir gar nicht bewusst, hm, ja vielleicht bin ich etwas enttäuscht, weil ich den morgigen Abend gerne mit dir verbracht hätte.“

Wie Sie sehen, bietet sich dadurch, dass wir zwischen diesen drei Teilen unserer Reaktion unter­scheiden und diese aussprechen, die Möglichkeit zu einer viel tieferen Kommunikation.

Kommunikationstipp für ein besseres Miteinander:

Achten Sie ab und an auf die einzelnen Teile Ihrer Reaktion auf andere und beobachten Sie, wie sich Ihre Gespräche verändern, wenn Sie in zweifelhaften Fällen einfach mal nachfragen, ob Ihre Vermutungen zutreffen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Marion & Jens
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