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Die GODO-Gangschule: Ich habe mit der Ausbildung zum GODO-Päden bei Dr. Peter Greb begonnen
Ballengang nach Dr. Peter Greb: Vor etwas mehr als zehn Jahren stieß ich bei Recherchen im Internet zu den Themen „Funktionelle Bewegung“, „Natürliche Körperhaltung“ usw. auf „Happy GODO“. Davon hatte ich vorher noch nie etwas gehört und ich war sofort fasziniert von Dr. Peter Greb und seiner Arbeit.
Ich war so begeistert, dass ich beschloss, darüber einen Artikel zu schreiben – einer der ersten Artikel, den ich jemals in dieser Form geschrieben hatte und im Internet veröffentlichte.
Um sicher zu gehen, dass ich keine Fehlinformationen verbreite, schon allein deshalb, weil das Thema „Ballengang“ für mich neu war, traf ich die Entscheidung, Dr. Greb persönlich eine Email zu schreiben. Ich fragte ihn, ob er Zeit und Lust hätte, meinen Artikel zu begutachten und mich auf mögliche Fehler hinzuweisen. Das hat er dann auch getan, worüber ich mich sehr freute. Selten hat eine Mail mich so wohlwollend und freundlich berührt.
Das ist jetzt über zehn Jahre her
Über die Jahre glaubte ich immer wieder, den Ballengang zu praktizieren, den Dr. Greb „Happy GODO“ getauft hat. Ich war viel barfuß und in Barfußschuhen unterwegs. Dennoch fühlte ich immer wieder, dass dies allein noch keine nachhaltige Veränderung auf mein Gehverhalten hatte.
Ich ging unbewusst und unbeholfen, war immer wieder frustriert, dass ich es nicht richtig hinbekam, verwarf das Ganze immer wieder und irgendwann bekam ich sogar Fußprobleme.
Ich liebäugelte zwar auch ab und zu mit der Idee, die speziell von Dr. Greb entwickelte GODO-Gangschule zu besuchen, um den Ballengang richtig zu lernen. Da wir jedoch damals gerade auf die kanarische Insel La Palma umgesiedelt waren, rückte diese Idee über die Jahre immer mehr in den Hintergrund.
In Barfußschuhen über die Hacke zu gehen ist keine gute Idee!
Ende 2018 traf ich auf einem Seminar Reinhard Pfemeter, über dessen Buch „Do it yourself-Lymphdrainage“ ich bereits berichtete. Er hatte gerade die GODO-Gangschule bei Dr. Greb absolviert und musste nur noch die Abschlussprüfung zum GODO-Päden machen.
Reinhard war total begeistert davon und legte es mir dringend ans Herz, mich auch dort anzumelden. „Dr. Greb ist schon fast achtzig und wer weiß, wie lange er selbst noch die Ausbildung leitet. Das würde ich mir nicht entgehen lassen, es noch von ihm selbst zu lernen!“, waren seine Worte.
Ich erzählte ihm von meinen Fußproblemen und dass ich schon seit Jahren in Barfußschuhen unterwegs bin. „Mit diesen Füßen solltest Du besser erst mal keine Barfußschuhe tragen. Damit kannst Du noch gar kein GODO gehen können!“, lautete sein in meinen Ohren ernüchterndes Feedback.
Manchmal weiß man einfach, wenn etwas wirklich wichtig zu sein scheint. Nachdem Reinhard mich nochmal telefonisch kontaktierte und fragte, ob ich mich bereits angemeldet habe, traf ich die Entscheidung. Ich meldete mich zur GODO-Gangschule für 2019 an!
Der Ballengang nach Dr. Peter Greb: Das erste Modul habe ich bereits besucht
Im Mai diesen Jahres begann die neue Ausbildungsgruppe und ich war mit dabei. In Bad Bevensen, in der Nähe von Lüneburg findet die GODO-Gagschule mit der Ausbildung zum GODO-Päden bereits seit 12 Jahren statt. Das erste Modul ging von Freitag 15.00 Uhr bis Sonntagnachmittag.
Nachdem ich mich an der Rezeption des Seminarzentrums angemeldet hatte, war noch etwas Zeit und man sagte mir, dass die anderen Teilnehmer schon in der Cafeteria warten. Also suchte ich die Cafeteria und fand dort einen Tisch mit vier anderen Teilnehmern. Nach und nach vervollständigte sich die Gruppe und dann kam Dr. Greb.
Dr. Greb, der Vertreter des Ballengangs, ist unverkennbar!
Mindestens zwei Meter groß, mit langem weißen Bart und langen weißen Haaren, elegant gekleidet, ebenfalls ganz in weiß, mit einem weißen Hut auf dem Kopf und einer Körperhaltung, wie ich sie noch bei keinem anderen Menschen gesehen habe. Lang gestreckt und kerzengerade aufgerichtet, als wäre sein ganzer Körper elastisch federnd gespannt, kam er tänzelnd leichtfüßig, ja geradezu „schwebend“ zu uns.
Ich habe in meinem Leben schon viele Seminare und Weiterbildungen besucht, bei denen es um Körperarbeit, Optimierung der Körperhaltung, Aufrichtung der Wirbelsäule usw. geht. Ich war schon bei Kung Fu- und Qi Gong-Meistern, Yogalehrern und Bewegungskünstlern verschiedener Art, die alle mit einer überdurchschnittlich guten Körperstruktur und Bewegungsästhetik beeindruckten, aber jemanden wie Dr. Greb hatte ich zuvor noch nicht erlebt. Mir war sofort klar, dass ich hier richtig bin!
Die Begrüßung war herzlich, die meisten kannten Peter Greb schon. Direkt war klar, dass wir alle „per Du“ sind und eine total ungezwungene und freundliche Atmosphäre herrscht.
„Happy GODO!“: Der Ballengang ist natürlich!
Peter Greb „entdeckte“ vor über 50 Jahren mehr oder weniger zufällig, dass der „Ballengang“, also das Abrollen über den Vorfuß, der natürliche Gang des Menschen ist. Er hatte damals eine gut gehende Privatpraxis in Kiel, in der er sich darauf spezialisierte, übergewichtige Menschen mittels Ohrakupunktur beim Abnehmen zu unterstützen. Seit dieser Entdeckung erforscht und praktiziert Peter den Ballengang, den er „Happy GODO“ getauft hat.
Angelehnt an japanische Kampfkünste wie Aikido, Judo usw. soll „GO-DO“ in etwa „der Weg oder die Kunst des Gehens“ bedeuten, von GO = Gehen und DO = der Weg.
Peter erforschte jahrzehntelang das Gangverhalten von natürlich lebenden, meist barfuß laufenden Menschen z. B. in Afrika, Südamerika usw. Er war der Erste, der die westlich-zivilisierte Welt darauf aufmerksam machte, dass wir Ballengänger und keine Hackengänger sind und seit seinem Auftritt bei Alfred Biolek hat Peter laut eigener Aussage knapp 20 Millionen Menschen mit GODO in Kontakt gebracht.
Einen interessanten Vortrag von Dr. Peter Greb über den Ballengang ist dieser hier:
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Der Ballengang: Rückerinnerung an das natürliche menschliche Gangmuster
Das erste Modul des Seminars bildete die Grundlage zum Verständnis des natürlichen menschlichen Gangmusters. Wir lernten z. B., dass beim Abrollen über die Ferse, dem sogenannten „Hackengang“, eine Aufprallkraft von knapp 50 Kilogramm bei jedem Schritt vom Fersenbein über die Knochenkette bis hoch zum Gehirn geleitet wird. Schritt für Schritt hämmern wir uns 50 kg ins Hirn!
Peter hat mal ausgerechnet, dass man auf diese Weise bis zum Rentenalter das Gesamtgewicht der Pyramide von Gizeh absorbiert! Und das geschieht beim normalen Gehen über die Hacke, beim Joggen verstärkt sich der Aufprall bei jedem Schritt bis auf 200 kg!
Wir gehen uns Schritt für Schritt selbst „auf die Eier“
In der Ferse befinden sich die Reflexzonen für die Genitalien und die Beckenregion. Wer über die Hacke läuft, geht sich sozusagen bei jedem Schritt selbst „auf die Eier“ bzw. auf die Eierstöcke!
Rollt man jedoch weich über den Vorfußballen ab, dann wird die aufrichtende Muskelkette aktiv gespannt, ähnlich wie eine elastische Sprungfeder. Dann führt der Kontakt unserer Körpermasse mit der Erde für eine re-aktive Vorspannung der Muskeln, die uns entgegengesetzt der Schwerkraft lang gestreckt nach oben aufrichten.
Diese hintere Muskelkette beginnt praktisch unter der Fußsohle bei den Zehen, verläuft über die Sohle, die Ferse, entlang der Achillessehne, Wade, Oberschenkelrückseite und Gesäßmuskulatur, geht über in die Wirbelsäulenstrecker, den Nacken und Hinterkopf entlang, bis über die Stirn zu den Augenbrauen.
Diese Muskelkette fungiert wie eine Klammer, die uns nach ober streckt. Wenn wir bei jedem Schritt mit dem Vorfuß zuerst am Boden aufsetzen, dann wird diese Klammer oder Feder gespannt und alle Muskeln werden aktiviert. Wir setzen dann beim Gehen Schritt für Schritt aufrichtende und nach oben streckende Impulse, so dass unser Körpergewicht von dem Muskel-Faszien-System getragen wird und nicht von den Knochen, Gelenken und der Wirbelsäule.
Wenn wir jedoch „über die Hacke laufen“ und bei jedem Schritt zuerst mit der Ferse am Boden aufsetzten, dann passiert genau das Gegenteil: Die hintere aufrichtende Muskelkette wird blockiert und „schlafft sozusagen ab“, während die gegenüberliegende vordere Muskelkette aktiviert wird.
Leider ist diese für die Beugung von Hüfte und Wirbelsäule zuständig, sie arbeitet also zusammen mit der Schwerkraft nach unten, während die hintere Ketten entgegengesetzt der Schwerkraft arbeitet und uns nach oben aufrichtet.
Beim Hackengang wirkt also nicht nur die Schwerkraft nach unten, sondern zusätzlich noch die Muskelspannung der vorderen Beugerkette. Unser Gewicht wird dann über die Knochenkette auf die gebeugten Hüftgelenke und die nach vorne unten gebeugte Wirbelsäule, bis hoch zur Schädelbasis und dann zum Gehirn geleitet. Dieses Zusammenspiel ist für sehr viele Beschwerden, aber auch unser Bewusstsein, unsere Denkstrukturen, Emotionen und schließlich auch unser gesamtes Sozialverhalten verantwortlich!
Peter erklärte all diese Zusammenhänge und noch viele mehr sehr ausführlich und gut verständlich und die theoretischen Anteile wechselten sich harmonisch mit praktischen Übungen ab.
Es war insgesamt eine sehr angenehme, freundliche und gegenseitig sehr wohlwollende Gruppenatmosphäre und Peter Greb „in Aktion“ zu erleben, hat mich persönlich und wahrscheinlich auch alle anderen Teilnehmer total begeistert. Man trifft heutzutage nur noch sehr, sehr selten solche Persönlichkeiten wie Peter.
Diese Kombination aus Stil, Lebenserfahrung, Wissen, Witz und Humor, auf solch eine authentische und respektvolle Weise droht in unserer modernen Gesellschaft verloren zu gehen. Peter ist noch ein echter „69er“, er war von Anfang an dabei, was Selbstbefreiung, Spiritualität und gesellschaftliche Horizonterweiterung usw. anbelangt.
Die Entscheidung: 1 Jahr GODO!
Peter selbst hatte vor knapp 50 Jahren bewusst die Entscheidung getroffen, seine neue Entdeckung des Ballengangs mindestens ein Jahr lang täglich zu praktizieren, um zu erfahren wie sich dies auf sein gesamtes Sein auswirkt. Anfangs begegnet man dabei allerlei Hemmnissen, insbesondere „was die Leute denken mögen“, wenn man plötzlich so ungewohnt geht.
„Ist der Doktor jetzt schwul geworden oder was?“ und ähnliche Befürchtungen tauchten plötzlich in seinem Inneren auf. Was denken die Leute, wenn man „so seltsam“ durch die Gegend schreitet?
Während dieses Jahres wurden ihm so einige Glaubensmuster und unbewusst abgespeicherte Befürchtungen bewusst und dann wurde es ihm langsam egal!
Um GODO richtig zu erfahren, empfahl Peter uns, es ihm gleich zu tun und ganz bewusst die Entscheidung zu treffen, mindestens ein Jahr lang immer und überall im GODO unterwegs zu sein.
Gehen lernt man am besten durch Gehen! Eine bessere und effektiver Übung gibt es dazu nicht. Nichts, was so praxisnah und alltagstauglich ist, wie das Gehen selbst, so simpel ist das. Man muss es nur tun, nicht mehr und nicht weniger.
„Ihr werdet zwar während dieses Jahres auch immer wieder mal rausfallen, aus dem GODO und aus Versehen auch ab und zu über die Hacke laufen. Aber das macht nichts! In diesem Jahr werdet ihr trotzdem so viele praktische Erfahrungen mit dem Ballengang sammeln, dass dies einen bleibenden Eindruck in eurem System hinterlässt!“, so Peter.
Wir kommen als Vorfuß- und Ballengänger zur Welt, das ist sozusagen in unserer Genetik verankert, weshalb wir in diesem Jahr also nichts „Körperfremdes“ praktizieren. Im Gegenteil, wir erinnern unseren Körper lediglich wieder an sein ursprünglich natürliches Gangmuster. Wir haben leider bislang nur das Falsche geübt, mit jedem Schritt, aber was in unseren Zellen verankert ist, lässt sich durch regelmäßige, schrittweise Impulse wieder reorganisieren.
Stichtag: 1. Juni 2019!
Am 1. Juni 2019 habe ich für mich persönlich die Entscheidung getroffen, von nun an mindestens 1 Jahr lang im GODO zu schreiten! Das ist mittlerweile fast einen Monat, und da wir mindestens zwei mal täglich mit unseren Hunden Gassi gehen, habe ich jeden Tag gezielte Übungseinheiten, in denen ich mich auf GODO konzentrieren kann.
Und ich kann überrascht sagen, dass es immer „normaler“ wird, sich immer weniger „gestelzt“ anfühlt, immer weicher und runder wird. Und, ich habe das Gefühl, dass meine Fußprobleme dabei sind, sich zu verabschieden!
Auch meine gesamte Körperhaltung scheint sich zu ändern. Anfänglich spürte ich leichten Muskelkater in den Bauchmuskeln, dem oberen Rücken, der Gesäßmuskulatur und den hinteren Oberschenkelmuskeln. In diesem Zusammenhang hatte ich all diese Muskelgruppen vermutlich nie benutzt!
Peter selbst macht seit 1970 keinerlei Sport, Yoga usw. mehr. Auch das war Teil seines einjährigen GODO-Experiments: Wenn GODO so ganzheitlich und tiefgehend auf den gesamten Körper wirkt, wie er vermutete, dann müsste allein das ausreichen, um alle Muskeln zu stärken und alle Strukturen flexibel und elastisch zu halten.
Und wie bereits anfangs erwähnte, habe ich solch eine perfekte Körperhaltung bei niemandem mehr nach dem dritten Lebensjahr beobachtet. Das viele Sitzen und nach vorne über gebeugte Arbeiten, unsere visuelle und manuelle Dominanz und das Gehen über die Hacke in gut gepolstertem Schuhwerk – von High Heels ganz zu schweigen – all das führt dazu, dass kaum noch jemand „im Lot“ ist.
Die ganze Gesellschaft ist aus der goldenen Mitte gefallen und das bereits seit dem frühesten Kindesalter, im Prinzip seit den ersten kindlichen Schrittchen. Kinder werden solange „erzogen“ und zurecht gebogen, bis sie schön „ordentlich über die Hacke laufen“!
Für mich ist die Sache klar, bzw. wird mir immer klarer, mit jedem einzelnen Schritt sozusagen. Das erste Modul der GODO-Gangschule war wirklich ein Erlebnis! Ich würde fast sagen, es war das Seminar mit dem bislang höchsten „Erlebnisfaktor“.
Peter Greb selbst, seine ganze Erscheinung ist ein Erlebnis und eine enorme Motivation. Auch Ellen, die das Ganze organisiert und Peter seit vielen Jahren mit GODO unterstützt hat mich stark beeindruckt, sowohl durch ihre feine und angenehme Art, als auch durch ihre körperliche Präsenz. Sie ist sogar noch ein paar Jährchen älter als Peter!
Ellen und Peter und Happy GODO lassen Themen wie „Alter“, „Körperhaltung“, „Kraft und Elastizität“ usw. aus einem ganz neuen Licht erscheinen. Ich freue mich jedenfalls jetzt schon auf den nächsten Teil im September und werde dann bestimmt wieder berichten.
Und jetzt werde ich erst einmal eine Runde GODO-Gassigehen! Bist Du dabei?
Mehr Infos zu Happy GODO, dem Ballengang und Dr. Peter Greb findest Du hier:
- https://godo-impuls.com/
- https://www.youtube.com/user/PeterGreb
- https://www.jetzt-tv.net/index.php?id=greb
Fußgesundheit und Ballengang – Die Füße als Basis unseres Bewegungsapparates
Webinar Aufzeichnung mit Jens
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Der Ballengang ist ein recht kontroverses Thema. Ich kam damit Ende der 80er Jahre in Kontakt, als ich mich mit den Naturvölkern und einigen Kampfarten befasste. Später arbeitete ich einige Jahre in einem Barfußschuhladen. Die Philosophie der Firma war eindeutig auf den Ballen- oder Mittelfußgang ausgerichtet. Ein Thema für mich zu entdecken war hierbei die eine Sache, die Philosophie der Firma an Menschen weiterzugeben, ohne dass ich genug Informationen besaß, war eine ganz andere. Also machte ich mich daran, die Gangarten dieser Welt zu studieren. Ich untersuchte also die Gangarten der Säugetiere allgemein, besonders die Primaten und speziell uns Menschen. Die Antwort auf die Frage, ob der Ballengang das Maß aller Dinge ist, war nicht so leicht zu finden. Vorweg sei gesagt, obwohl ich ausschließlich Barfußschuhe trage, verwende ich nicht ausschließlich den Ballengang. Ich wähle meine Gangart nach drei kleinen Bedingungen aus: Schrittlänge, Schrittgeschwindigkeit und Untergrund. Je länger meine Schritte beim GEHEN sind, desto eher wähle ich den Fersengang und umgekehrt. Beim schnelleren Laufen verfalle ich aber auf den Ballen. Ist der Untergrund weich, wähle ich den Fersengang, ist er hart, wähle ich – mit Ausnahmen – den Ballengang. Und die meisten Naturvölker handhaben das ebenso. Barfußgehende Stämme und Völker wählen nicht automatisch den Ballengang. Bei ihren Wanderungen durchs Land laufen sie meist über die Ferse, selbst bei kleiner Schrittart kann man das beobachten. Es gibt Ausnahmen in jede Richtung. – Tiere, die sich vierfüßig fortbewegen, können wegen ihrer anders gelagerten Anatomie (Hüfte) auf den Ballen gehen, z.B. Katzen und Paviane. Pferde sind Zehengänger, ein wenig wie Ballerinen. Aber ich habe auch aufrecht gehende Schimpansen, Bonobos, Gorillas und Bären studiert. Da diese Gangart für diese Tiere nicht natürlich ist, tappen sie meist wenig elegant umher, wobei sie zwischen „Ferse“, „Ballen“ und ganzen „Fuß“ abwechseln. Es ist ein Bemühen um Balance. Kleinkinder sind ganz ähnlich. Sie kommen vom Schlurfen über den Ballen und Ganzfußgang von selbst auf den Fersengang. – Der Ballengang fühlt sich mit kleinen Schritten gut an. Und unsere Anatomie scheint dieser Gangart recht zu geben. Unser federbereiter Fuß, der Energie aufnimmt und abgibt, ist für einen Ballengang gemacht. Aber glz. besitzt die Ferse genug Stärke und dazu ein Fettpolster, um eben auch diese Gangart bewältigen zu können. Oder anders, unsere Anatomie erlaubt uns beide Gangarten. Wie unsere Entwicklung weitergeht, wissen wir noch nicht. Vielleicht entscheidet die Zeit, wie sich unsere Anatomie und damit das Gehen verändern wird.- In China gibt es mehrere Kampfarten, die eine Art Ballengang bevorzugen, z.B. Bagua und Wingchun. Aber es gibt ebenso Kampfarten, die die Gangarten je nach Gegebenheit mischen. Das ist bei den meisten der Fall. Man kann hier sagen, je weicher und leiser man gehen will, desto effektiver ist der Ballengang. – Historisch gesehen gab es noch andere Gangarten. Die Post- und Botenläufer einiger Kulturen kamen unabhängig voneinander darauf, dass ein schlurfender Gang – manchmal sogar der Passgang – auf langen Strecken kräftesparend ist. Dadurch dass das Sprungelenk nicht stets den ganzen Körper anheben muss, konnten diese Läufer 130 oder 150 km pro Tag zurücklegen, manchmal mit beträchtlichen Lasten auf dem Rücken. Ihre Gangart ist beinahe eine Art des „über den Boden Ziehens“ des Fußes, wobei weder eindeutig der Ballen oder die Ferse bevorzugt wurde.
Hallo Frank,
Deine Ausführungen und Erfahrungen dazu wären einen Gastartikel wert!
Ich habe meine Gangart seit Erscheinen ebenfalls modifiziert und habe hier viel von David Grey gelernt.
Insbesondere durch das bessere theoretische und praktische Verständnis von Pronation und Aktivierung von Vor- und Mittelfuß, wie auch der Rolle vom Soleus und der Innenrotation Hüftgelenks uvm.
Ein spannendes Forschungsthema und ich danke Dir für Deine reichhaltigen Ergänzungen!
LG Jens
Warum nicht. Ein Gastartikel lässt sich vielleicht einrichten. Danke jedenfalls für dein vertrauen.