Ohne Zucker leben: Warum die radikale Hauruckumstellung (kalter Entzug) nicht für jeden ist

Es gibt Suchtentwöhnungsprogramme, die den sofortigen Ausstieg aus der Sucht von einem Moment auf den anderen propagieren. Das gilt für die Anonymen Alkoholiker genauso, wie für die meisten Entzugsprogramme in Kliniken. Auch in der Zuckerentwöhnung werden solche „kalten“ Entzüge angeboten.

So soll man zum Beispiel nach dem Ultimate Weight Loss und Entwöhnungs-Programm von Silke Rosenbusch seine Zuckersucht besiegen, indem man 21 Tage auf alle suchttriggernden Lebensmittel verzichtet. Das heißt also von heute auf morgen keinen Industriezucker, kein Weißmehl, aber auch keine Trockenfrüchte oder vereinfacht ausgedrückt keine isolierten Kohlenhydrate, die schnell ins Blut gehen.

Wer diese 21 Tage schafft, hat seinen Hormon- und Botenstoff-Haushalt wieder so hergestellt, dass das übermäßige Verlangen nach Zucker verschwunden ist. Und wohl jeder, der es schon mal geschafft hat, Süßigkeiten für eine Zeit lang zu meiden, weiß, dass das Verlangen tatsächlich mit der Zeit abnimmt und einem das ehemals so geliebte Dessert auf einmal viel zu süß schmecken kann. Doch leider schafft das nicht jeder.

Kalter Entzug ist nicht für jeden

Es schafft nicht jeder von heute auf morgen sämtliche triggernden Lebensmittel zu streichen. Das ist ja gerade die Herausforderung für einen wirklich Süchtigen. Das Prinzip des kalten Entzugs ist toll und es funktioniert ja auch, wenn es durchgezogen wird, doch leider gelingt es nicht immer diese Herausforderung auch wirklich durchzuziehen.

Nehmen wir an, Sie haben ernährungstechnisch betrachtet eine ähnliche Vorgeschichte wie ich. Sprich Sie sind in einer Familie aufgewachsen, in der Essen zwar schmecken sollte, aber die Zubereitung möglichst schnell und unkompliziert abzulaufen hatte. Das Bewusstsein über unterschiedliche Qualität von Lebensmitteln oder gar das Verständnis für den Zusammenhang zwischen Gesundheit und Ernährung war kaum bis gar nicht vorhanden.

Dann sind Sie vielleicht genauso wie ich so sehr durch Miracoli, Nutella, Kinderschokolade oder andere der führenden Marken aus Ihrer Kindheit geprägt, so dass Ihnen, wie mir, beim bloßen Gedanken an diese Dinge auch heute noch das Wasser im Mund zusammenläuft.

So lange mein Körper beim bloßen Gedanken an Nudeln, Schokolade und Co solche starken Reaktionen zeigt, bin ich wohl immer noch in der Lustfalle verfangen. Und ich frage mich, ob es bei solch einer Vergangenheit nicht doch bereits ein riesiger Fortschritt ist, statt industriell gefertigter Massenware von Unternehmen, denen es allein auf Gewinnmaximierung ankommt, auf fair gehandelte Biozutaten umzusteigen, aus denen man seine Mahlzeiten und Desserts selbst zubereitet.

Sind Suchtverlagerungen und damit die Flucht in eine Ersatzsucht sinnvoll?

Ist es nicht eine riesige Verbesserung statt Billigschokolade aus dem Supermarkt Datteln mit Kokosmus oder Bananen mit Mandelmus zu essen? Und macht es nicht einen Unterschied, ob man statt weißem Toastbrot aus der Tüte ein selbst gemachtes Vollkornbrot isst? Ich glaube schon.

Und auch, wenn manch einer diesen Wechsel als bloße Suchtverlagerung (Flucht in eine Ersatzsucht) bezeichnen würde, glaube ich, dass auch solche Schritte gewürdigt und wert geschätzt werden sollten.

Selbstverständlich sollte man auf dieser Stufe nicht ewig stecken bleiben, denn auch zu viele Trockenfrüchte oder ein zu viel an überzüchteten Früchten wie Bananen sind sicher nicht ideal – wie es ein zu viel essen im Allgemeinen nicht ist. Und natürlich sollten wir nach vorne streben und nicht in einer Suchtverlagerung stecken bleiben wollen. Doch andererseits habe ich immer wieder die Erfahrung gemacht, dass zu große Schritte meistens nach hinten losgehen.

Wenn Herausforderung zur Überforderung wird, droht der Rückfall

Wer sich nicht nur fordert, sondern überfordert, der macht zwar manchmal auf einen Satz gleich drei Schritte nach vorne, doch es dauert oft nicht lange, bis der Rückfall kommt und man vier Schritte zurückkatapultiert wird. Solche Erfahrungen gehören natürlich bei der Zuckerentwöhnung dazu, doch wenn wir keine Lust mehr darauf haben, diese Erfahrung wieder und immer wieder zu machen, könnten wir uns auch eingestehen, dass eine Zuckerentwöhnung mit sanfteren Regeln inklusive Zwischenstufen der bessere Weg für uns ist.

Auch kleine Schritte führen ans Ziel

Für alle, für die ein kalter Entzug nicht infrage kommt, oder nach kurzer Zeit daran scheitern, empfehle ich zumindest eine Suchtverlagerung anzustreben. Das heißt, man sucht sich gezielt Alternativen für die Haupttrigger und versucht sie durch etwas zu ersetzen, was ein klein wenig besser ist, z. B. weil gesünder oder kalorienärmer oder was auch immer.

  • Statt Toastbrot aus der Packung gewöhnt man sich nach und nach an Vollkornbrot frisch vom Bäcker seines Vertrauen.
  • Statt herkömmlicher Süßigkeiten aus dem Supermarkt wählt man ab sofort nur noch Produkte, die mit Rohrohr- oder Vollrohrzucker oder anderen alternativen Süßungsmitteln gesüßt sind.

Und wenn dieser Schritt geschafft ist, wagt man sich an die nächst höhere Stufe. Man fängt dann zum Beispiel an sein Brot oder seine Desserts selbst zu machen – aus hochwertigen Rohzutaten versteht sich. Und so weiter und so fort. Und so entwickelt man sich immer weiter bis man eines Tages dort ist, wo man gerne sein möchte.

Für mich ist es zum Beispiel völlig okay, wenn ich die erste Zeit einer Zuckerentwöhnung statt Weißmehlnudeln Nudeln aus Kirchererbsenmehl oder statt Schokolade Datteln esse. Selbstverständlich ist das lediglich eine Suchtverlagerung, wenn ich mich abhängig von der neuen Speise mache, aber was macht das schon?

Selbst, wenn ich ein Jahr lang jeden Tag 10 Datteln und 3 Bananen esse würde, dafür aber null Gramm Industriezucker, wäre das doch ein riesiger Schritt in die richtige Richtung, oder nicht?

Wann ist ein Schritt-für-Schritt-Ausstieg aus der Zuckersucht sinnvoll?

Diese Vorgehensweise der sanfteren Zuckerentwöhnung empfiehlt sich meines Erachtens auch dann, wenn man während seiner Entwöhnung etwas stark zu vermissen beginnt. Zunächst einmal würde ich zwar versuchen, das Gefühl des Verzichts auszuhalten und zu hinterfragen, was wirklich dahinter steckt, aber wenn dann immer noch das Gefühl der Einschränkung weiter besteht oder sogar größer wird, würde ich, um keinen Rückfall zu riskieren, eine Suchtverlagerung bevorzugen.

In diesem Sinne, testen Sie für sich aus, was für Sie stimmig und richtig ist. Kalter Entzug oder Schritt-für-Schritt-Entwöhnung. Und egal, wofür Sie sich entscheiden, versuchen Sie Ihr Verhalten nicht zu bewerten, sondern offen und neugierig die Veränderungen und aufkommenden Gefühle und Gedanken zu beobachten.

Für alle, die sich schwer tun, von unerwünschten Speisen wegzukommen oder das Überessen zu lassen, bietet mein Ratgeber „Psychische Hintergründe bei Ernährungs- und Gewichtsproblem – Wenn Essen zum Ersatz wird“ Hilfestellung, um an die emotionellen Themen, die oft hinter Essensproblemen stecken, zu kommen und aufzulösen.

Zuckersucht besiegen: So geht´s

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Marion & Jens
Gelebte Begeisterung - Verkörperte Spiritualität

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