Wie aus gesunden Fettzellen kranke Fettzellen werden

Nachdem wir im ersten Teil der Artikelserie die Aufgaben von Fettzellen näher beleuchtet haben, schauen wir uns heute an, wie gesunde Fettzellen zu kranken Fettzellen werden können, die uns dann krank machen. Dazu werfen wir zunächst einen Blick auf die unterschiedlichen Arten von Fettgewebe.

Fett ist nicht gleich Fett

Unsere Fettzellen unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht, so z. B. nach Funktion, Lage oder Farbe. Forscher unterscheiden zwischen weißen, braunen und beigen Fettzellen. Bei dem größten Teil unseres Fettgewebes handelt es sich um weißes Fett, das in erster Linie als Energiespeicher (= Depotfett) dient und im Unterhautfettgewebe eingelagert wird. Es ist auch als Baufett um unsere Organe und in Hand- und Fußsohlen zu finden.

Darüber hinaus gibt es auch sogenanntes viszerales Fett. Dieses Fett ist anders als weißes Fett, es ist dichter und stärker mit Blutgefäßen und Nerven versorgt. Seine genaue Rolle ist noch nicht abschließend geklärt. Fest steht jedoch, dass sich dieses Fettgewebe, das sich als intraabdominelles Fettgewebe mit Vorliebe um die Bauchorgane herum ansammelt, besonders leicht den eigenen Zelltod einleitet, was es zu einem gesundheitlichen Risiko macht. Dazu gleich mehr.

Wie aus gesunden Fettzellen kranke Fettzellen werden

Depotfett hat in erster Linie die Aufgabe, überflüssige Fettsäuren aus unserer Ernährung (übrigens auch überschüssige Glukose wird in Fettsäuren verwandelt!) einzulagern und in Notzeiten wieder zu mobilisieren. Diese Vorgänge werden unter anderem durch die beiden Hormone Insulin und Glukagon gesteuert. Während bei einem erhöhten Blutinsulinspiegel Fetteinlagerung und Fettaufbau begünstigt werden (Lipogenese), regt Glukagon die Freisetzung von Fettsäuren an (Lipolyse).

Fettzellen haben allerdings nur eine begrenzte Speicherkapazität. Untersuchungen zeigen, dass eine gesunde Fettzelle sich auf das Sechsfache ihres anfänglichen Volumens ausdehnen kann.

Wenn wir also ständig im Kalorienüberschuss leben (also ständig mehr Kalorien aufnehmen, als wir verbrauchen), dehnen sich unsere Fettzellen immer weiter aus. Ist ihr maximales Ausdehnungsvolumen erreicht, stirbt die alte Fettzelle (sie leitet ihren eigenen Tod ein = Apoptose) und es bilden sich neue kleine Fettzellen. Dabei werden Fettsäuren der Mutterzelle freigesetzt, die in den Blutkreislauf gelangen und so die Blutfettwerte ansteigen lassen, vor allem dann, wenn wir weiterhin im Kalorienüberschuss leben.

Da auch unsere Fettzellen mit Sauerstoff und anderen Nährstoffen versorgt werden wollen, werden parallel dazu auch Blutgefäße für die Versorgung der neuen Zellen ausgebildet. Dabei kann es passieren, dass die Bildung neuer Blutgefäße dem Zellwachstum nicht Schritt hält, wodurch die neuen Fettzellen unterversorgt bleiben und in Stress geraten.

Vermutlich um ihr Überleben zu sichern, geben sie dann vermehrt entzündungsfördernde Botenstoffe, sozusagen als Hilferuf ab, die den Aufbau neuer Blutgefäße beschleunigen sollen. Gleichzeitig steigert eine Entzündung den Energieverbrauch, indem Wärme entsteht, wodurch mehr Fettsäuren verbrannt werden können und nicht eingelagert werden müssen.

Verbleiben wir allerdings weiterhin im Kalorienüberschuss, rutscht unser gesamter Körper in einen chronischen Entzündungszustand ab. Entzündungen gelten inzwischen als ein wichtiger Risikofaktor für viele degenerative Erkrankungen wie z. B. koronare Herzerkrankungen oder Alzheimer.

Gleichzeitig werden die betroffenen Fettzellen insulinresistenter, um sich vor dem Einschleusen neuer Fettsäuren zu schützen und damit eine weitere Vergrößerung zu verhindern.

Diese ganzen Schutzmaßnahmen der gestressten Fettzellen verlangen einen starken Einsatz unseres Immunsystems. Da Immunzellen mit Vorliebe Glukose, also Traubenzucker, als Energietreibstoff verwenden, werden sie zu Konkurrenten von Muskel- und Nervenzellen, die ebenfalls mit Vorliebe ihre Energie aus Glukose gewinnen.

Weil unser Körper die von den Fettzellen ausgehende Entzündungsreaktionen anscheinend als Überlebensvorteil ansieht (was ja auch der Fall wäre, wenn es sich nur um ein vorübergehendes Szenario handeln würde, doch leider ist Überernährung in Verbindung mit Bewegungsmangel inzwischen ein Dauerzustand geworden), veranlasst er die Ausschüttung von Botenstoffen, die die Muskelzellen insulinresistent werden lassen, um die Versorgung der Immunzellen mit Glukose sicher zu stellen. So werden die Muskelzellen sozusagen als Konkurrent um den Glukosekampf ausgeschaltet.

Halten wir noch einmal fest: Fettzellen schütten Hormone aus. Sind die Fettzellen gesund, also ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen über die Blutgefäße versorgt, ist alles in Ordnung. Sie bilden dann vor allem Stoffe, die uns keine Probleme bereiten und wichtig für die Aufrechterhaltung von Stoffwechselprozessen sind. Geraten Fettzellen jedoch aufgrund einer Überfütterung mit Fettsäuren in Stress, reagieren sie mit der Ausschüttung von entzündungsfördernden Stoffen und führen zur Insulinresistenz von Leber-, Muskel- und Fettzellen.

Entzündungsprozesse und Insulinresistenz haben dabei das Ziel, die Fettspeicherung zu stoppen und nicht uns zu schaden. Ändern wir jedoch nichts an unseren Gewohnheiten, leben wir also weiterhin in einem Kalorienüberschuss, wird uns dieser eigentlich sinnhafte Mechanismus zum Verhängnis!

Warum ist viszerales Fett so gefährlich?

Wie wir gesehen haben, sammelt sich viszerales Fett mit Vorliebe um die Bauchorgane an und gilt als besonders gesundheitsschädlich. Der Grund dafür liegt vermutlich darin, dass viszerale Fettzellen kleiner als die weißen Fettzellen sind und stärker auf die Hormone zur Fettfreisetzung reagieren. Das heißt, sie geben schneller mehr Fettsäuren ab als weiße Fettzellen und haben damit einen ungünstigeren Einfluss auf die Blutfettwerte.

Gleichzeitig schütten sie besonders schnell und viele Entzündungsbotenstoffe aus, die den gesamten Organismus in eine Schieflage bringen. Weil viszerales Fettgewebe sich in der Nähe der Leber einnistet, werden die freigesetzten Fettsäuren, Stoffwechselprodukte und Botenstoffe besonders schnell in die Leber weitergeleitet, wodurch die Leber in Stress gerät und dann mit einer Insulinresistenz ihrer Zellen reagiert.

Der Ökotrophologe Nicolai Worm bezeichnet diesen Prozess in seinem Buch „Menschenstopfleber“ als ersten Teufelskreis auf dem Weg zum Diabetes.

Interessant zu wissen: Während die Menge an Unterhautfett sehr variabel zu sein scheint und nur zu etwa 5 % durch die Genetik bestimmt wird, schwankt die Menge an viszeralem Fettgewebe sowohl bei Schlanken als auch bei Übergewichtigen nur wenig und soll zu etwa 50 % genetisch bestimmt sein. Interessanterweise reduziert sich dieses Fett bei kalorienreduzierten Diäten allerdings besonders schnell, was vermutlich darauf zurückzuführen ist, dass viszerales Fett besonders stark auf hormonelle Einflüsse reagiert.

Wenn sich das Fett verirrt, wird es richtig gefährlich

Wenn die Kapazitäten zur Fettspeicherung der weißen und viszeralen Fettzellen erschöpft sind, braucht es Notspeichermöglichkeiten. Die überschüssigen Fettsäuren werden dann an Orten im Körper abgelagert, die eigentlich gar nicht dafür gedacht sind. Dann wird es so richtig gefährlich. Denn nun beginnen unsere Organe zu verfetten! Fachleute sprechen auch vom ektopen Fett, sogenanntes verirrtes Fett.

Dieses verirrte Fett kann sich überall im Körper ablagern und weitreichende Folgen für unsere Gesundheit haben.

  • lagert es sich in Leber und Bauchraum ab, führt das zu Fettleber und damit zu Zucker- und Fettstoffwechselstörungen, inklusive Diabetes
  • lagert es sich in den Blutgefäßenwänden und im Herz ab, drohen Herzinsuffizienz und artherosklerotische Ablagerungen (Stichwort Schlaganfall und Herzinfarkt)
  • verirrt sich das Fett in den Nieren, kann das zu Bluthochdruck bis hin zu Nierenversagen führen
  • bei Fettablagerungen im Gehirn drohen Alzheimer und Depressionen
  • sind die Knochen und das Skelettgewebe betroffen, lautet die Diagnose Osteoporose

Ektopes Fett stellt damit ein erhebliches Risiko für unsere Gesundheit dar!

Nur Ausdauersportler sind hiervon ausgenommen (= sogenanntes athlete´s paradox). Bei ihnen findet sich zwar auch außerordentlich viel Fett in den Muskelzellen, dies dient jedoch dazu, um sie bei ihren langen Sporteinheiten mit Energie zu versorgen.

Dieses „verirrte“ Fett ist dann nicht schädlich, es dient einfach dazu, dass die Fettsäuren zur Energiegewinnung bei Bedarf schnell zur Verfügung stehen und nicht erst irgendwo aus dem sonstigen Fettgewebe im Körper herangeschafft werden müssen.

Auch, wenn vieles in Sachen Körperfett noch nicht abschließend geklärt ist, so steht jedoch fest, dass körperliche Aktivität bzw. Muskeltraining ein wesentlicher Faktor ist, bei der Entscheidung, ob ektopes Fett physiologisch oder unphysiologisch abgelagert wird und ob es uns krank macht oder nicht.

Interessant ist dabei, dass man es einem Menschen nicht an seiner Leibesfülle ablesen kann, wie viel verirrte und damit gefährliche Fettablagerungen er mit sich herum trägt, denn auch schlanke Menschen können betroffen sein.

Wieso nicht Übergewicht das Problem ist und auf was es tatsächlich ankommt, das verraten wir im nächsten Artikel der Reihe über „Was Du über Dein Körperfett wissen solltest“.

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