Stell Dir vor, es ist nicht Deine Schuld …

Wer süchtig ist nach Süßigkeiten, Weißbrot, Nudeln oder Alkohol, sucht die Schuld oft bei sich selbst. Schließlich haben andere ihren Konsum im Griff und können sich auch mit ein, zwei Gläschen Wein, einem Schokoriegel oder einer normalen Portion Nudeln zufrieden geben.

Wenn das bei einem selbst nicht klappt, man also nicht genug von diesen Dingen bekommen kann, sind schlechtes Gewissen und Schuldgefühle vorprogrammiert.

Doch was, wenn die Ursache für die Sucht nichts mit mangelnder Disziplin oder Charakterschwäche zu tun hat? Was, wenn die Ursachen für die Sucht viel tiefer liegen und in biochemischen Besonderheiten begründet sind? Dann könnten Süchtige endlich aufatmen, die wahren Ursachen angehen und bräuchten sich das Leben durch Schuld, Scham und schlechtes Gewissen nicht noch schwerer zu machen.

Ein Ausflug in die Kommunikation unserer Gehirnzellen

In unserem Gehirn leben Billionen von Zellen, die miteinander im Austausch stehen und sich über die aktuellen Gegebenheiten informieren und auf dem Laufenden halten. Nur so ist gewährleistet, dass die hochkomplexen Abläufe in unseren Gehirn, die Sekunde für Sekunde ablaufen, aufeinander abgestimmt sind und kein Chaos entsteht.

Zellen kommunizieren mithilfe von Botenstoffen

Die Zellen stehen dabei allerdings nicht in direktem Kontakt miteinander, sondern zwischen ihnen befindet sich ein kleiner Spalt. Damit die Informationen dennoch von Zelle zu Zelle gelangen, braucht es also sozusagen Postboten, die die Infos hinübertragen, dabei handelt es sich um sogenannte Botenstoffe.

Diese biochemischen Postboten, zu denen Mediziner z. B. Hormone, Neurotransmitter und Neuropeptide zählen, überqueren also den Spalt und bringen so die Information von einer Zelle zur nächsten.

Dabei gibt es viele verschiedene Botenstoffe, die sich in ihrem molekularen Aufbau sowie in ihren Aufgaben unterscheiden. Zwei Botenstoffe, die bei Süchten eine wichtige Rolle spielen, sind Serotonin und Endorphine.

Man kann sich das also so vorstellen, dass eine Zelle diese Botenstoffe aussendet und die Nachbarzelle diese dann empfängt. Die Botenstoffe entfalten aber erst ihre Wirkung, wenn sie an ganz bestimmten Stellen der Nachbarzelle andocken, den sogenannten Rezeptoren. Und so, wie es verschiedene Arten von Botenstoffen gibt, so gibt unterschiedliche Rezeptoren, die jeweils für einen bestimmten Botenstoff empfänglich sind.

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Das heißt im Klartext: Serotonin kann nur an Serotonin-Rezeptoren andocken und Endorphine nur an Endorphin-Rezeptoren. Während Serotonin uns optimistisch und hoffnungsvoll macht und eine gute Selbstkontrolle schenkt, steigern Endorphine vor allem die Schmerztoleranz und machen euphorisch. Es sind als zwei sehr mächtige Botenstoffe, die unsere Stimmung und unser Verhalten beeinflussen können.

Warum Du an Deiner Sucht keine Schuld hast

Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Süchtige im Vergleich zu Gesunden einen niedrigeren Endorphin- und Serotonin-Spiegel aufweisen. Dr. Christine Gianoulakis von der Mc Gill Universität entdeckte, dass Mäuse, die eine höhere Affinität zu Alkohol entwickelten, mit deutlich niedrigeren Endorphin-Spiegeln zur Welt kamen, als andere Stämme, die deutlich seltener alkoholabhängig wurden. Gleiches konnte an Kindern und Enkeln von Alkoholikern belegt werden.

Da Alkohol und Zucker im Grunde genommen chemisch sehr ähnlich sind, folgert die in den USA und darüber hinaus für ihr Zuckerentwöhnungsprogramm „Potatoes Not Prozac“ bekannte Kathleen DesMaisons:

Wenn Eltern oder Großeltern süchtig nach Alkohol, Zucker oder anderen schnell verdaulichen Kohlenhydraten waren, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass der Nachwuchs mit niedrigeren Endorphin-Pegeln zur Welt kommt als Kinder von Nicht-Süchtigen.

Doch warum erhöht sich dadurch das Risiko der Kinder und Enkelkinder im Laufe des Lebens selbst süchtig zu werden?

Der Körper ist auf Ausgleich bestrebt

Unser Körper ist ständig darum bemüht sein Gleichgewicht zu halten, die sogenannte Homöostase. Auch die Anzahl von Botenstoffen und Rezeptoren wird in einem besonderen Gleichgewicht gehalten.

Wenn nun aber von Geburt an die Anzahl bestimmter Botenstoffe niedriger als normal ausfällt, ist das Gleichgewicht zunächst einmal gestört. Es gibt zu wenig Botenstoffe für zu viele Rezeptoren und die Wirkung endorphinausschüttender Tätigkeiten und Substanzen fällt zu gering aus.

In seiner Not passt sich der Körper an, indem er die Anzahl an Rezeptoren erhöht. Nun können die wenigen Botenstoffe umso besser aufgenommen werden (sogenannte Up-Regulation).

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Wie dieser Ausgleichsmechanismus anfälliger für Suchtstoffe macht

So sinnvoll die Aufstockung der Anzahl der Endorphin-Rezeptoren auch sein mag, sie macht anfälliger für die Entwicklung von Süchten. Warum? Wenn Betroffene, also Menschen, die aufgrund eines angeborenen Endorphin-Mangels deutlich mehr Endorphin-Rezeptoren entwickeln, reagieren sie deutlich stärker auf Dinge, die Endorphine freisetzen.

Da sowohl Alkohol als auch Zucker und Weißmehl die Ausschüttung von Endorphinen zur Folge haben, sind Kinder von Alkoholkranken oder Zuckersüchtigen besonders anfällig ebenfalls süchtig zu werden.

Ein Beispiel:

Der 12-jährige Lukas trifft sich mit Freunden. Während Lukas alkoholkranke Eltern hat, sind die Eltern der Freunde gesund. Sie beschließen heute zum ersten Mal Alkohol zu trinken und besorgen sich einen Sixpack Bier. Während die Freunde von Lukas leicht high werden und sich erheitert fühlen, kommt es bei Lukas zu einem regelrechten Euphorierausch. Noch nie hat er sich so gut gefühlt wie heute.

Was glauben Sie, wer von den Jugendlichen ist am ehesten gefährdet alkoholabhängig zu werden? Genau, Lukas.

Die Sucht auf Zucker ist nicht eingebildet

Auch Zucker und Weißmehl können bei vorbelasteten Menschen ähnlich stark wirken wie Alkohol. Während ein Gesunder nach einem Dessert zufrieden und entspannt wird, bewirkt dies bei Menschen mit genetischer Disposition einen wahren Glücksrausch.

Da Alkohol- und Zuckerabhängige in der Regel auch niedrigere Serotonin-Spiegel aufweisen, ist gleichzeitig ihre Impulskontrolle gestört. Das bedeutet, selbst, wenn sie sich vornehmen, von den Suchtmitteln loszukommen, sie schaffen es einfach nicht.

Der Grund für Zuckersucht und Alkoholabhängigkeit liegt also nicht in einem Mangel an Willenskraft oder einem schwachen Charakter, sondern ist eine Überreaktion des Körpers auf bestimmte Stoffe. Diese Überreaktion wird zumeist ausgelöst durch genetische Bedingungen, wie die Erhöhung der Anzahl der Rezeptoren.

Ein funktionierender Ansatz zum Ausstieg aus der Zucker- bzw. Alkoholsucht sollte daher immer auch auf die Erhöhung der Endorphinausschüttung abzielen und zwar im Idealfall durch natürliche Mittel wie Bewegung, gezielte Ernährung und nicht mithilfe chemischer Keulen.

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