Warum Du das Märchen vom Kalorienzählen nicht länger glauben solltest und warum es eben nicht egal ist, in welcher Form Du Deinen Energiebedarf deckst!

Wer abnehmen möchte, muss ganz einfach weniger Kalorien zu sich nehmen, als er verbraucht. Um an Gewicht zuzunehmen muss man über Bedarf essen und wer sein Gewicht halten möchte, der sollte in etwa so viele Kalorien zu sich nehmen, als er verbraucht. Klingt logisch, aber stimmt das auch?

Ist es wirklich egal, was wir essen, solange die Kalorienbilanz stimmt? Können wir bedenkenlos Schokolade oder Pommes statt Brokkoli und Äpfel in uns hinein schaufeln, solange wir die Kalorien im Auge behalten?

Die Antwort darauf lautet ganz klar „Nein“!

Erfahre hier mehr über das Märchen vom Kalorienzählen und wieso eine Kalorie eben nicht eine Kalorie ist und warum es darum auch nicht egal ist, mit welchen Nahrungsmitteln wir unseren Energiebedarf decken!

Was ist eine Kalorie?

Im 19. Jahrhundert prägte der Chemiker Wilbur Olin Atwater den Begriff der Kilokalorie (kcal). kurz Kalorie. Er entdeckte, dass Lebensmittel – genauer gesagt die drei Makronährstoffe in unserer Nahrung, also Kohlenhydrate, Eiweiße und Fette – bei der Verdauung Energie freisetzen

Neben den Makronährstoffen enthält unsere Nahrung auch Mikronährstoffe wie Vitamine, Mineralien oder Enzyme, die allerdings für die Energiegewinnung keine Rolle spielen.

Dem Forscher gelang es, diese freigesetzte Energie zu messen. Dabei stellte sich heraus, dass Kohlenhydrate und Eiweiß rund 4 Kilokalorien pro Gramm liefern und Fette rund 9 Kilokalorien.

Der Begriff stammt übrigens vom Lateinischen „Calor“ ab und bedeutet so viel wie „Wärme“ oder „Hitze“.

Dabei wurde der Konsens getroffen, dass es sich bei einer Kalorie um die Wärmemenge handelt, die nötig ist, um 1 Liter Wasser von 14,5 auf 15,5 °C zu erwärmen.

→ Von diesem Standpunkt aus betrachtet, lässt sich der Begriff der Kalorie also ganz klar definieren. Demnach wäre eine Kalorie tatsächlich eine Kalorie.

Der Mensch ist kein Verbrennungsmotor

Eine Kalorie ist eine Kalorie, rein physikalisch betrachtet stimmt das auch. Der Mensch ist allerdings kein Verbrennungsmotor und damit kein lebloses System, das allein den Gesetzmäßigkeiten der Physik entspricht, sondern ein lebendiges Wesen, in dem auch biochemische, enzymatische und hormonelle Prozesse ablaufen.

Könnte das bedeuten, dass nicht jede Kalorie, die in unseren Körper hinein kommt, auch gleichermaßen in Energie umgewandelt wird?

Ist wirklich allein die Kalorienbilanz wichtig? Oder spielt auch die Quelle der Kalorien, sprich die Beschaffenheit und Qualität der Nahrungsmittel eine Rolle?

Kann man physiologische Faktoren, wie den Zustand unserer Darmflora, die Insulinsensitivität unserer Zellen, den Sättigungseffekt verschiedener Nahrungsmittel, die hormonelle Wirkung von Nahrungsmitteln oder die Stimulation unseres Belohnungssystems wirklich außen vor lassen?

Diesen Fragen werden wir nun einmal auf den Grund gehen!

Kalorienangaben sind keinesfalls genau! Siehe Kurzvideo WDR: http://www1.wdr.de/fernsehen/quarks/sendungen/kalorieistnichtkalorie100.html

schlank sein ja, aber keine Lust aufs Abnehmen

Die zwei Wege der Kalorienverwertung

Sobald wir Kalorien über Getränke oder Nahrungsmittel zu uns führen, gibt es zwei Möglichkeiten:

  • entweder werden die Kalorien zu Energie verbrannt
  • oder sie werden als Speicherform der Energie in unserem Fettgewebe eingelagert.

Welchen Weg die Kalorien dabei im Körper wählen, richtet sich grundsätzlich nach unserem Energiebedarf.

Benötigen wir aktuell Energie, werden die zugeführten Kalorien zu Energie verbrannt und setzen sich nicht auf unseren Hüften ab. Essen wir hingegen, während wir mit vollen Speichern auf der Couch liegen und Fernsehen schauen, wandern die Kalorien als Energiereserven in unsere Fettdepots.

Solange wir also nicht andauernd zu viel oder zu wenig Energie zuführen, scheint alles in Ordnung zu sein.

Die Frage dabei ist: was ist zu viel bzw. was ist zu wenig?

Wenn eine Kalorie eine Kalorie wäre, dann könnten wir ganz einfach unseren Kalorienbedarf ausrechnen und uns daran orientieren. Unser Gewicht hinge dann allein von der richtigen Energiebilanz ab. Essen wir über Bedarf, setzen wir Gewicht an, essen wir unter Bedarf, verlieren wir Gewicht. Doch geht diese Rechnung wirklich auf?

Gibt es nicht auch Menschen, die vergleichsweise nur sehr wenig Kalorien zu sich nehmen und trotzdem immer dicker werden, und andere, die anscheinend essen können, was sie wollen, ohne zuzunehmen? Wie kann das sein?

Ist eine Kalorie tatsächlich eine Kalorie?

Schauen wir uns einmal an, was die Nahrungsmittelindustrie und herkömmliche Studien im Vergleich zu einer ganzheitlichen Betrachtungsweise zu dieser Thematik meinen. Beginnen wir mit der Nahrungsmittelindustrie.

1. Eine Kalorie ist eine Kalorie? Das sagt die Nahrungsmittelindustrie

„Alle Kalorien sind gleich, egal ob sie aus Rindfleisch oder Rotwein, Zucker oder Stärke, Käse oder Crackern kommen. Zu viele Kalorien sind zu viele Kalorien.“, so lautet ein Zitat von Fred Stare (1910-2002), dem Gründer und ehemaligen Chairman des Harvard University Nutritional Department. Und genau darauf beruft sich auch die Nahrungsmittelbranche.

Weil eine Kalorie eine Kalorie ist, kann jedes Nahrungsmittel Bestandteil einer gesunden Ernährung sein. Egal, ob Zucker aus Süßigkeiten oder Softdrinks, Transfette aus Fertiggerichten oder ballaststofffreies mit Kunststoffen angereichertes Junk Food.

Solange wir nicht mehr Energie (Kalorien) zu uns führen, als wir verbrauchen, kann jedes Nahrungsmittel Bestandteil einer gesunden Ernährung sein.

Diese Ansicht ist bequem für die Nahrungsmittelindustrie, denn so gibt es keinen Grund, etwas an der Zusammensetzung ihrer Produkte zu verändern. Der Verbraucher hat die Wahl, was und wie viel er isst. Basta.

2. Eine Kalorie ist eine Kalorie? Das sagen Studien

Wenn sich die Wissenschaft dieser Frage nähert, untersucht sie vor allem, ob es einen Unterschied macht, ob wir mehr Kohlenhydrate oder Fette essen.

Denn bei Eiweiß ist man sich einig. Hier handelt es sich um einen Sonderfall. Es sättigt zwar vergleichsweise lange und liefert aber wegen des hohen Energieverbrauchs während der Verdauung verhältnismäßig wenig Kalorien.

Der Grund dafür liegt in der Thermogenese: kurz gesagt bedeutet das, dass die Verdauung von Eiweiß verhältnismäßig viel Energie verbraucht und der tatsächliche Energienutzen von Eiweiß daher deutlich unter dem Kaloriengehalt liegt, als es liefert.

Gut zu wissen:

Während eine ausreichende Zufuhr von Eiweiß lebensnotwendig ist, hat ein Übermaß an Eiweiß gesundheitsschädliche Auswirkungen. Jedes Gramm Eiweiß, das nicht zum Aufbau von Gewebe, Muskeln, Sehnen usw. verwendet werden kann, setzt giftige Stoffe frei, die unseren Körper belasten (ausführlich dazu in unserem 6-Wochen-Ernährungsprogramm).

Es ist daher keine gute Idee, mehr Eiweiß als für den Aufbau von Zellen benötigt wird, zu sich zu nehmen.

Die Forscher untersuchen daher vor allem, ob es einen Unterschied macht, ob wir neben der ausreichenden Versorgung mit Eiweiß, unseren restlichen Energiebedarf verstärkt aus Kohlenhydraten oder Fetten decken.

Drei Studien im Überblick

In einer Studie wurden 45 übergewichtige Personen auf eine Diät mit nur 1000 Kalorien am Tag gesetzt, wobei ein Drittel davon auf eine fettarme Ernährung, ein anderes Drittel auf eine kohlenhydratarme und das letzte Drittel auf eine fettreiche Ernährung gesetzt wurde. Ansonsten gab es keine Unterschiede in der Ernährung.

Nach 30 Tagen hatten die Teilnehmer mit der kohlenhydratarmen Ernährung im Schnitt 2,7 kg mehr abgenommen als die Teilnehmer mit der kohlenhydratreichen Ernährung.

Quelle: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/662209

Fazit: Die Zusammensetzung der Ernährung in Bezug auf die Verteilung der Makronährstoffe hat eine Auswirkung auf das Ergebnis der erzielten Gewichtsabnahme. Die Reduktion von Kohlenhydraten statt Fetten scheint Vorteile in Bezug aufs Abnehmen zu haben.

Andere Wissenschaftler behaupten jedoch, dass dieser Unterschied auf den vermehrten Wasserverlust bei einer kohlenhydratarmen Ernährung zurückzuführen sei.

Bei einer kohlenhydratarmen Ernährung leeren sich nämlich die Kohlenhydratspeicher im Körper, und da Kohlenhydrate immer mit Wasser eingelagert werden, verliert man bei einer Low-Carb-Ernähung rund 2 Liter Wasser.

Die anfängliche schnellere Gewichtsabnahme verliere sich im Laufe der Zeit wieder, so die Ansicht der Low-Carb-Kritiker.

Quelle: Frank Sacks et al.: New England Journal of Medicine, Bd. 360, Nr. 9 www.wissenschaft.de/archiv/-/journal_content/56/12054/1001695/Kalorien-sind-Kalorien/

Fazit: Im Laufe der Langzeitbetrachtung gleichen sich die Vorteile der anfänglichen schnelleren Gewichtsabnahme bei einer low-carb Ernährung im Vergleich zu einer high-carb Ernährung wieder aus.

Low Carb oder Low Fat: Was ist besser?

Wieder andere Forscher behaupten, dass die Zusammensetzung der Kalorien weniger einen Einfluss auf den Gewichtsverlust hat, als auf den Grundumsatz.

Als Grundumsatz bezeichnet man die Menge an Kalorien bzw. Energie, die ein Mensch in Ruhe pro Tag verbraucht, um lebenswichtige Funktionen aufrecht zu erhalten. Je größer der Grundumsatz, um so mehr Kalorien kann man zuführen, ohne zuzunehmen.

So zeigte sich bei einer Studie an 21 jungen Erwachsenen, die entweder auf eine low-fat Diät (60 % KH, 20 % Fett, 20 % EW), eine low-carb Diät (10 % KH, 60 % Fett, 30 % EW) oder eine Glyx-Diät (40 % KH, 40 % Fett, 20 % EW) gesetzt wurden, dass der Grundumsatz bei der low-fat Ernährung am stärksten fiel.

Im Vergleich zur low-carb Gruppe verbrauchten die Teilnehmer der low-fat Gruppe beim Ablauf der Studie durchschnittlich 300 Kalorien weniger und hatten damit ein deutliches höheres Risiko, wieder zuzunehmen!

Bei der Glyx-Diät lag der Grundumsatz irgendwo dazwischen.

Quelle: https://flaviosimonetti.de/ist-kalorie-gleich-kalorie-teil-2

Fazit: Die Zusammensetzung der Makronährstoffe spielt zwar keine Rolle bei der Gewichtsabnahme, wirkt sich aber auf den Grundumsatz aus.

Last but not least gibt es Wissenschaftler, die behaupten, dass zumindest bei einer Gewichtsabnahme, Kalorien aus Fetten oder Kohlenhydraten gleich zu bewerten seien, solange die Proteinzufuhr stimmt.

Begründet wird dies damit, dass der Verzehr von ausreichend Protein notwendig ist, um Muskelmasse und damit den Grundumsatz zu erhalten, und Proteine besser sättigen, weniger Auswirkungen auf den Blutzuckerspiegel haben als Kohlenhydrate und rund die Hälfte weniger Kalorien liefern als Fette.

Lediglich bei extrem stark Übergewichtigen oder Menschen mit einem extrem niedrigen Körperfettanteil könne die Veränderung des Kohlenhydrat- bzw. Fettanteils gewisse Vorteile mit sich bringen. Für den Otto-Normal-Verbraucher habe das allerdings keine Relevanz.

Quelle: Lyle McDonald: http://www.bodyrecomposition.com/fat-loss/is-a-calorie-a-calorie.html

Fazit: Solange die Proteinzufuhr ausreichend ist, spielt die weitere Verteilung von Makronährstoffen zumindest in Bezug auf die Körperfettreduzierung keine Rolle. Bessere oder schlechtere Resultate mit einer low-carb oder high-carb Diät gelten als nicht signifikant.

3. Eine Kalorie ist eine Kalorie? Aus einer ganzheitlichen Perspektive

Die Mainstream-Wissenschaftler scheinen sich also nicht wirklich einig zu sein, dabei sprechen viele Faktoren dafür, dass eine Kalorie eben nicht eine Kalorie ist.

Für diese Faktoren sind herkömmliche Studien allerdings oft „blind“, da sie Faktoren wie die Herkunft der Kalorien (also über welche Nahrungsmittel sie geliefert werden), und physiologische Gegebenheiten der Person außen vorlassen.

Schauen wir uns also an, was passiert, wenn wir diese Faktoren auch berücksichtigen und einen ganzheitlichen Blickwinkel einnehmen.

→ Kalorien und ihre unterschiedliche Wirkung auf die Sättigung

Nicht alle Kalorien machen gleich schnell und gleich lange satt. Das kannst Du ganz einfach selbst testen: Frühstücke morgen Weißbrot z. B. mit einem Schokoaufstrich, bis Du satt bist und am nächsten Morgen ein selbstgemachtes Porridge aus Haferflocken, ebenfalls bis Du Dich gesättigt fühlst – und tracke nach beiden Mahlzeiten mal die Kalorien.

Ich gehe jede Wette ein, dass die Kalorienzufuhr in Form des Frühstücks mit Weißbrot mit Schokoaufstrich deutlich höher ausfällt, als die beim Haferflockenfrühstück.

Aber das ist noch nicht alles: Achte auch mal darauf, wie lange Dich die beiden Mahlzeiten satt machen. Kann es sein, dass Du schon kurze Zeit nach dem Weißbrot mit Schokoaufstrich schnell wieder Appetit bekommst, während Dir das Porridge aus Haferflocken über einen längeren Zeitraum Energie und ein sattes Zufriedenheitsgefühl spendet?

Der Grund liegt vor allem in der unterschiedlichen Ballaststoffzufuhr!

Im Vergleich zum Weißbrot mit Schokoaufstrich liefert das Haferflockenfrühstück deutlich mehr Ballaststoffe. Diese können zwar nicht in Energie umgewandelt werden, spielen daher bei der Berechnung des Kaloriengehalts von Nahrungsmitteln kaum eine Rolle, haben aber die Eigenschaft im Verdauungstrakt aufzuquellen und sorgen so dafür, dass wir uns schneller satt fühlen.

Aufgrund ihrer stabilisierenden Wirkung auf den Blutzucker (ballaststoffreiche Nahrungsmittel setzen die enthaltenen Kohlenhydrate nur langsam frei) sorgen sie zum anderen dafür, dass das Sättigungsgefühl lange anhält.

Gleiches gilt für voluminöse Nahrungsmittel. Was sättigt wohl besser: 20 Trauben oder 20 Rosinen?

Unser Magen verfügt über sogenannte Mechanorezeptoren, die das hereinkommende Essen auf ihr Volumen hin abscannen. Sobald sich unser Magen zu dehnen beginnt, geht die Botschaft an unser Gehirn, dass wir nun genug gegessen haben, woraufhin bestimmte Botenstoffe ausgeschüttet werden, die unseren Appetit mindern.

Das heißt, frische Lebensmittel, die noch über ihren natürlichen Wassergehalt verfügen, machen schneller satt als verarbeitete Nahrungsmittel, denen ein Großteil ihres Wassergehalts entzogen wurde.

Das ist auch der Grund, warum es verhältnismäßig einfach ist, auf einmal 800 Kalorien in Form von Schokolade oder Chips zu Dir zu nehmen, wohingegen Du zu kämpfen haben wirst, die gleiche Kalorienmenge durch Salat und Tomaten zu Dir zu essen.

Oder noch anschaulicher: 300 Kalorien in Form von Cola oder Orangensaft sind im Nu getrunken, die gleiche Menge an Kalorien durch den Verzehr von frischem Obst ist hingegen schon herausfordernder.

Und auch die Vitalstoffdichte hat einen Einfluss darauf, wie gut uns unser Essen sättigt. Neben den Mechanorezeptoren besitzen wir im Magendarmtrakt über eine weitere Art von Rezeptoren, die sogenannten Chemorezeptoren. Diese registrieren neben dem Kaloriengehalt der Nahrung auch deren Gehalt an Mikronährstoffen, die für unsere Stoffwechselprozesse wichtig sind.

Je mehr Vitamine, Mineralien und sekundäre Pflanzenstoffe unsere Nahrung liefert, desto schneller ist unser Gehirn befriedigt. Wenn wir hingegen leere Kalorienträger in Form von Junk Food essen, ist unser Magen zwar irgendwann voll, dieses Sättigungsgefühl hält jedoch nicht lange an, weil unser Gehirn registriert, dass die Vitalstoffe fehlen.

In der Hoffnung, dass diese durch die nächste Mahlzeit geliefert werden, produziert es dann Botenstoffe, die uns schnell wieder hungrig werden lassen.

Halten wir also fest: Wie gut eine Mahlzeit sättigt, hängt immer auch von der Beschaffenheit der Nahrungsmittel ab. Hier haben ballaststoffreiche, wasserhaltige (= frische) und vitalstoffreiche Nahrungsmittel ganz klar die Nase vorn.

Interessant zu wissen: Nährstoffausbeute und unsere Darmflora

Ballaststoffe stecken als Polysaccharide (= Mehrfachzucker) vor allem in pflanzlichen Lebensmitteln. Aufgrund ihrer Eigenschaft, viel Wasser zu binden und in unserem Verdauungstrakt aufzuquellen, unterstützen sie die Verdauung und sorgen für ein langes Sättigungsgefühl.

Weil unser Körper sie nicht vollständig aufspalten und keine Energie aus ihnen gewinnen kann, werden sie bei der Berechnung vom Kaloriengehalt von Nahrungsmitteln nicht berücksichtigt.

Heute weiß man jedoch, dass bestimmte Ballaststoffe von manchen Darmbakterien zu kurzkettigen Fettsäuren abgebaut werden können, die von den Zellen des Dickdarms als Energiequelle genutzt werden können.

Wie gut diese Aufspaltung gelingt, hängt dabei entscheidend von der Beschaffenheit unserer Darmflora ab. Das gilt auch für die Aufspaltung von anderen Nährstoffen.

Eine gesunde Darmflora kann aus der gleichen Nahrungsmenge deutlich mehr Energie und Vitalstoffe ziehen als ein kranker Darm. Das führt dazu, dass bereits eine kleinere Menge an Nahrung uns satt und zufrieden macht.

Die Beschaffenheit der Darmflora ist nur ein Beispiel dafür, dass die Verwertung von Kalorien nicht bei jedem Menschen gleich verläuft.

→ Kalorien und ihre unterschiedliche Wirkung auf die Hormone

Herkömmliche Forschungen betrachten in der Regel allein den Kaloriengehalt der Nahrung. Ob das Nahrungsmittel zusätzlich auch Vitamine, Mineralien und Ballaststoffe enthält, wird dabei oft nicht berücksichtigt – und das ist schade.

Denn wie wir alle wissen, macht es einen erheblichen Unterschied, ob wir Kohlenhydrate in Form von Gemüse oder Vollkornprodukten zu uns nehmen oder in Form von raffiniertem Zucker oder Weißmehl.

Wenn die Ballaststoffe fehlen, schießt unser Blutzuckerspiegel förmlich nach oben und es werden große Mengen Insulin produziert, während hingegen der Blutzuckerspiegel nach dem Verzehr ballaststoffreicher Nahrungsmittel nur langsam und gleichmäßig ansteigt. Das macht einen gravierenden Unterschied.

Heißhunger und Blutzucker: Wie Blutzuckerschwankungen das Zuckermonster / die Essenslust triggern

Je höher und schneller unser Blutzuckerspiegel ansteigt, desto mehr Insulin wird ausgeschüttet. Dieses Hormon sorgt dafür, dass überschüssige Nährstoffe aus dem Blut in die Zellen gelangen. Da Insulin als anaboles Hormon auch die Fetteinlagerung begünstigt, landen die zugeführten Kalorien bei hoher Insulinausschüttung besonders leicht auf unseren Hüften.

Gleichzeitig kann ein Übermaß an Insulin, die Signalwirkung von Leptin blockieren. Leptin ist ein weiteres Hormon, das für unseren Hunger-Sättigungs-Mechanismus verantwortlich ist.

Sobald unsere Fettzellen ausreichend gefüllt sind, wird Leptin ausgeschüttet, das dem Gehirn signalisiert, dass wir nun ausreichend mit Energie versorgt sind und die Nahrungsaufnahme gestoppt werden kann. Darauf hin signalisiert uns unser Gehirn, dass wir satt sind und unser Appetit lässt nach. So sollte es zumindest sein.

Wissenschaftler und Ärzte wie der Endokrinologe Dr. Robert Lustig gehen davon aus, dass chronisch erhöhte Insulinspiegel die Signalwirkung von Leptin blockieren können und das Gehirn sozusagen leptinresistent wird. Das bedeutet, unsere Fettzellen können noch so viel Leptin ausschütten, unser Gehirn reagiert einfach nicht darauf.

Statt das Signal zu äußern, dass wir nun genug gegessen haben und satt sind, geht es fälschlicherweise davon aus, dass wir noch immer zu wenig Energie aufgenommen haben, und kurbelt den Hunger weiter an. Ein Teufelskreis, der dazu führen kann, dass Menschen, bei denen dieser Mechanismus gestört ist, tatsächlich wenig essen und trotzdem zunehmen.

Fazit: Bei der Frage, ob eine Kalorie eine Kalorie ist, sollte die hormonelle Wirkung von Nahrungsmitteln, insbesondere auf die Insulinausschüttung, nicht unberücksichtigt bleiben.

→ Kalorien und ihre unterschiedliche Wirkung auf den Stoffwechsel

Wo wir gerade beim Thema Insulin sind. Nicht jeder Mensch reagiert gleichermaßen auf dieses Hormon. Das hängt entscheidend von der Insulinsensitivität seiner Zellen ab. Jemand, dessen Zellen gesund sind und daher wie vorgesehen auf Insulin reagieren, kann Nahrung ganz anders verstoffwechseln als jemand, dessen Zellen bereits taub für das Insulinsignal sind.

Was ist Insulin und was macht es so gefährlich?

Eine interessante Studie dazu habe ich in dem Buch „Menschenstopfleber“ von Nicolai Worm gefunden.

Man verabreichte neun schlanken und insulinsensitiven (=„insulingesunden“) Menschen, sechs übergewichtigen und insulingesunden Menschen und acht übergewichtigen und insulinresistenten Menschen fünf Tage lang eine Ernährung bestehend aus 40 % Fett, 14 % Eiweiß und 46 % Kohlenhydraten, davon etwa die Hälfte bestehend aus komplexen Kohlenhydraten.

Die Kalorienmenge wurde entsprechend des Kalorienbedarfs der einzelnen Personengruppen angepasst. Die Schlanken kamen dabei auf eine Menge von 322 Gramm Kohlenhydraten am Tag, die „gesunden“ Übergewichtigen auf 374 g und die insulinresistenten Übergewichtigen auf 348 g.

Nach Ablauf der 5 Tage wurde die Fettneubildung in der Leber gemessen. Dabei ergab sich, dass die insulinsensitiven Testpersonen, egal ob schlank oder übergewichtig, drei bis vier Prozent mehr Leberfett gebildet hatten, während die insulinresistenten Übergewichtigen viereinhalbfach so viel neues Leberfett gebildet hatten!

Es kam zwar in keiner der Gruppen zu einer Gewichtszunahme, aber der Anteil an Leberfett und damit an schädlicherem, weil aktivem Fett, hatte sich gravierend erhöht.

Fazit: Das bedeutet, dass bei der Frage, ob eine Kalorie eine Kalorie ist, nicht allein das Körpergewicht berücksichtigt werden sollte, sondern auch, welchen Einfluss die zugeführten Kalorien auf die Neubildung von viszeralem Fett und damit auf den gesamten Stoffwechsel haben.

Und hier gibt es anscheinend beträchtliche individuelle Unterschiede, die weniger mit dem Körpergewicht, sondern mehr mit der Insulinsensitivität der Zellen zu tun haben!

Fazit: Nicht jede Kalorie wird gleich verstoffwechselt

Die Liste an Argumenten, die ganz klar gegen den Sinn vom Kalorienzählen sprechen und zeigen, dass eine Kalorie eben nicht eine Kalorie ist, ließe sich noch lange weiterführen. Doch ich denke, das Prinzip ist jedem klar.

Wir können nicht einfach alle Kalorien über einen Kamm scheren. Es spielt sehr wohl eine Rolle, ob wir unseren Kalorienbedarf über ballaststofffreie und mit raffiniertem Zucker und künstlich hergestellten Fetten angereicherte Industrieprodukte decken oder ob wir echte LEBENsmittel zu uns nehmen, die uns neben Kalorien auch mit Vitalstoffen und Ballaststoffen versorgen.

Wie unsere Kalorien „verpackt“ sind, beeinflusst unser Sättigungsempfinden, hat Einfluss auf unseren Hormonhaushalt und unseren Stoffwechsel ganz allgemein.

Kohlenhydrate zum Beispiel lassen den Blutzucker steigen, während Fette und Eiweiß darauf keinen Einfluss haben. Bestimmte Eiweiße und Glukose treiben den Insulinspiegel in die Höhe und der Verzehr von Fetten führt zu einer Ausschüttung von Leptin. All dies hat auch einen Einfluss auf unser Hunger-Sättigungs-Mechanismus und das Belohnungszentrum in unserem Gehirn.

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Besonders ballaststofffreie, mit Zucker und Fett angereicherte Industrieprodukte bringen diese natürlichen Mechanismen durcheinander und führen dazu, dass wir nur kurze Zeit, nachdem wir einen Burger mit Pommes gegessen und dazu Cola getrunken haben, erneut Appetit bekommen. Je nach Anfälligkeit können solche Speisen sogar süchtig machen.

Solche Nahrungsmittel liefern Kalorien und sonst nichts. Sie enthalten weder Ballaststoffe, die die negative Auswirkung auf den Blutzucker abfangen, die Verdauung unterstützen und die Darmflora gesund halten; noch enthalten sie Mikronährstoffe wie Vitamine, Enzyme, Mineralien und sekundäre Pflanzenstoffe und provozieren so Nährstoffmängel und Übersäuerung.

Es fehlt ihnen auch an Biophotonen, die von immer mehr Wissenschaftlern als der essentielle Teil unserer Nahrung betrachtet werden, weil sie für die Kommunikation unserer Zellen maßgeblich verantwortlich sind. Ohne Biophotonen können die unzähligen Stoffwechselprozesse in unserem Körper nicht koordiniert ablaufen.

Hinzu kommen individuelle Unterschiede. Wer bereits unter Insulinresistenz leidet, reagiert auf den Verzehr von Kohlenhydraten (insbesondere in Form von Haushaltszucker oder Weißmehl) mit fatalen Auswirkungen, im Gegensatz zu jemandem, dessen Zellen gesund sind und wie vorgesehen auf Insulin reagieren.

Auch die körperliche Aktivität spielt eine Rolle. Wer seine Glykogenspeicher regelmäßig durch körperliche Aktivität entleert, kann aufgenommene Energie viel besser verwerten, als ein bewegungsarmer Couch-Potato. Selbst der Verzehr von Kohlenhydraten hat dann kaum einen Einfluss auf den Insulinspiegel, wenn die Speicher leer sind.

Eine Kalorie ist daher in meinen Augen nicht eine Kalorie – und schon gar nicht, wenn es nicht nur ums Abnehmen, sondern auch um die Gesundheit geht. Wir können nicht erwarten, dass uns Schokolade genauso schlank und gesund hält, wie die gleiche Kalorienmenge an Brokkoli. Das funktioniert so einfach nicht.

Noch einmal das Wichtigste im Überblick: Eine Kalorie ist eine Kalorie?

→ Eine Kalorie ist eine Kalorie – aber nur physikalisch betrachtet!

→ Der menschliche Körper ist kein Verbrennungsmotor, der allein physikalischen Gesetzmäßigkeiten unterliegt, sondern ein lebendiget Organismus, in dem auch biochemische, enzymatische und hormonelle Prozesse ablaufen.

→ Daher ist eine Kalorie eben nicht eine Kalorie und es ist eben nicht egal, WAS wir essen.

→ Eine Kalorie kann zwei Wege in unserem Körper einschlagen: entweder sie wird verbrannt oder landet als Fettdepots auf unseren Hüften.

→ Welchen Weg eine Kalorie einschlägt, hängt in erster Linie von unserem Kalorienbedarf ab, dieser kann aber gestört sein, z. B. bei Insulin- und / oder Leptinresistenz.

→ Wenn wir Kohlenhydrate essen, ist es wichtig, dass sie Ballaststoffe liefern, die dafür sorgen, dass der Blutzuckerspiegel nicht zu schnell nach oben schießt und eine Kaskade negativer Prozesse in Gang setzt

(wir erinnern uns: je höher der Blutzuckerspiegel, desto mehr Insulin wird ausgeschüttet, desto mehr der verzehrten Kalorien landen auf den den Hüften und umso schlechter funktioniert die Signalwirkung von Leptin, wodurch unser natürlicher Hunger-Sättigungs-Mechanismus gestört wird.) Ballaststoffe sind sozusagen das „Gegengift“ für Kohlenhydrate.

→ Vitalstoffreiche Nahrungsmittel sättigen besser als leere Kalorienbomben.

→ Industrienahrung ist gefährlich, weil sie weder Ballaststoffe, noch Vitalstoffe liefert und zudem unser Belohnungssystem übermäßig stimuliert.

→ Jeder Körper ist anders. Wie Kalorien verstoffwechselt werden, hängt immer auch von dem Zustand unserer Zellen und unserer Darmflora ab.

→ Es ist daher nicht egal WAS wir essen! Am besten essen wir natürlich gewachsene, frisch geerntete Lebensmittel so unverarbeitet wir möglich.

Dadurch regulieren sich im Laufe der Zeit die Prozesse in unserem Körper wieder; Gesundheit und Wohlbefinden profitieren davon und unser ganz persönliches Idealgewicht wird sich so allmählich von ganz allein einstellen – als angenehme Nebenwirkung sozusagen. Kalorienzählen ist dafür nicht nötig!

Mehr Infos über die Grundlagen einer gesunden Ernährung findest Du auch in unserem 6-Wochen-Online-Ernährungspgramm

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Dieser Artikel stammt ursprünglich vom 2. Februar 2017 und wurde zuletzt umfassend bearbeitet am 23. Oktober 2020.

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