Die 5 Typen der ZuckersuchtSüchtig nach Zucker? Zuckersucht ist nicht gleich Zuckersucht

Zucker gilt im Unterschied zu Alkohol nicht als Droge. Dennoch gibt es viele Menschen, die unter ihrem Zuckerkonsum leiden. Betroffene können nicht einfach „normal“ mit Süßigkeiten, Kuchen oder Gummibärchen umgehen. Sie finden keine Ruhe bevor die Tafel Schokolade oder die Tüte Gummibärchen nicht ganz aufgegessen ist.

Doch Zuckersucht ist nicht gleich Zuckersucht. Ähnlich, wie man bei der Alkoholsucht unterschiedliche Formen unterscheidet, kann man auch die Zuckersucht in verschiedene Typen einteilen.

Die 5 Typen der Zuckersucht

Bitte beachten: Da die Zuckersucht offiziell noch nicht anerkannt ist, gibt es offiziell auch keine unterschiedlichen Typen der Zuckersucht. Die folgenden Unterteilungen spiegeln daher lediglich meine Meinung wider, die sich im Laufe der Jahre aufgrund meiner Beobachtungen an mir selbst und anderen entwickelt hat.

1. Der Problem-/Emotionsesser

Analog zum Alpha-Trinker (auch Problemtrinker oder Konflikttrinker genannt), der Alkohol vor allem dann konsumiert, wenn es Probleme gibt, und Alkohol dazu benutzt, um sich seine Ängste, seine Sorgen oder seinen Ärger hinunterzuspülen, gibt es auch bei der Zuckersucht ähnlich gestrickte Personentypen, die an sich ein ganz normales Essverhalten an den Tag legen, doch dann, wenn sie etwas emotional aus der Bahn wirft, ein starkes Verlangen auf ihre Lieblingsspeisen entwickeln. Sie essen dann nicht, weil sie hungrig sind oder um des Genießen willens, sondern, um ihre Nerven zu beruhigen und sich besser zu fühlen.

Charakteristisch ist hier, dass Betroffene über lange Phasen ein ganz normales Essverhalten an den Tag legen. Sie können durchaus im normalen Rahmen Süßigkeiten und andere Naschereien zwischendurch genießen. Erst, wenn ein Problem auftaucht, das an ihrer Seele nagt, entwickeln Problemesser ein kritisches Essverhalten.

Alpha-Trinker, also Problemtrinker, gelten nicht als alkoholkrank, jedoch als gefährdet. Analog dazu könnte man auch Problemesser als noch nicht süchtig bezeichnen, weil sie in der Regel ein unauffälliges Essverhalten an den Tag legen, das nur in Ausnahmefällen eskaliert. Es hat sich also noch keine Abhängigkeit entwickelt, aber die Gefahr einer Suchtentwicklung besteht.

2. Der Gelegenheitsesser

Im Gegensatz zum Problemtrinker trinken Gelegenheitstrinker nicht, weil sie sich schlecht fühlen, sondern, weil sich im gesellschaftlichen Leben die Gelegenheit dazu bietet. Bei Feiern, Festen, Verabredungen – oder anders ausgedrückt bei gesellschaftlichen Zusammentreffen gehört Alkohol in unserer Kultur fast schon dazu.

Gleiches gilt für Zucker. Ein Geburtstag ohne Kuchen, eine Hochzeit ohne Torte und eine Feier ohne Weißbrot, Nudeln oder andere schnell verdauliche Kohlenhydrate ist einfach nicht denkbar.

Gelegenheitsesser lassen, wie der Name bereits verrät, keine Gelegenheit aus, um sich den Bauch voll zu schlagen. Gefährlich wird das dann, wenn auch z. B. Fernsehabende, das Surfen im Internet, das Wochenende oder andere alltägliche Angelegenheit zu einer willkommenen Gelegenheit werden, seinen Konsum zu rechtfertigen.

Aus solchen Gewohnheiten kann sich schleichend und nahezu unbemerkt eine Sucht entwickeln.

3. Der Pegelesser

Die vielleicht am weitesten verbreitete und meiner Meinung gleichzeitig tückischste Form der Zuckersucht, weil sie in unserer Gesellschaft nicht als solche erkannt wird, ist die des Pegelessers.

Pegelesser brauchen, analog zum Spiegeltrinker, regelmäßig kleine Mengen ihrer „Droge“. Für Pegelesser beginnt der Tag mit Weißbrot und süßem Aufstrich, einem gesüßten Milchkaffee oder einem Glas Saft, zwischendurch gönnen sie sich einen Schokoriegel oder eine Cola. Ein süßer Nachtisch im Anschluss an eine Hauptmahlzeit gehört für Pegelesser einfach dazu und sie werden unruhig, wenn sie mal zu lange nichts Süßes zwischen die Beißerchen bekommen.

Pasta, Pizza und Brot zählen zu den typischen Lieblingsspeisen von Pegelessern. Während die Gesundheitsbewussten unter den Pegelessern süße Tropen- oder Trockenfrüchte lieben und ihre Sucht gerne hinter angeblich gesunden Süßungsmitteln wie Agavensirup oder Kokosblütenzucker verstecken.

Pegelesser sind meiner Meinung nach ganz klar süchtig, sie merken es nur oft nicht, weil ein solches Essverhalten in unserer Gesellschaft als normal gilt, und sie keine ausufernden Essanfälle haben.

Ein einfacher Trick, um herauszufinden, ob man betroffen ist: Einfach mal auf sämtlichen Zucker verzichten. Stellen sich dann Entzugserscheinungen wie Stimmungsabfall, Gereiztheit, Kopfschmerzen und ein nahezu unwiderstehliches Verlangen nach Süßigkeiten ein, ist man als Pegelesser abhängiger vom Zucker als man zuvor glaubte.

Gut zu wissen: Wieso ist es so tückisch ein Pegelesser zu sein?

Leider ist der tägliche und regelmäßige Verzehr von schnell verdaulichen Kohlenhydraten zu einer regelrechten Normalität in unserer Ernährung geworden. Denn sie stecken nicht nur in Zucker, Süßigkeiten, Alkohol und Softgetränken, sondern in allen Produkten, die Weißmehl oder weißen Reis enthalten.

Auch Pommes und andere frittierte Kartoffelgerichte wie Chips zählen zu dieser Kategorie. Und selbst deftige Gerichte, insbesondere Fast Food und Fertiggerichte, aber auch Konserven und Soßen, enthalten deutlich mehr dieser Kohlenhydrate als uns oft bewusst ist.

Fast jeder, der herkömmlich isst, fällt daher vermutlich in diese Kategorie. Nun könnte man fragen, was so schlimm daran ist, ein Pegelesser zu sein, schließlich macht ja bekanntlich die Menge das Gift.

Ich sehe es so, dass die für uns verträgliche Menge an schnell verdaulichen Kohlenhydraten durch die herkömmliche Ernährung leider teils gravierend überschritten wird. Raffinierter Zucker und Mehl sind relativ neue Erfindungen, die erst seit wenigen Jahrzehnten überhaupt Einzug in unsere Ernährung erhalten haben und erst seit etwa 40 Jahren täglich gegessen werden.

In diesem Ausmaß bringen sie die Biochemie unseres Körpers derart durcheinander, so dass wir tatsächlich körperlich abhängig werden und unser Körper nach den regelmäßigen Dosen Zucker verlangt. Gleichzeitig gelten isolierte schnell verdauliche Kohlenhydrate als einer der Hauptrisikofaktoren für Diabetes, Übergewicht, Fettleber, Zahnprobleme und Herzkreislauferkrankungen, so dass ihre Reduktion wohl jedem von uns gut tun würde. (Mehr dazu hier und hier>>)

Weil Pegelesser in unserer Gesellschaft nicht auffallen und Betroffene ihr Verhalten selbst oft sehr lange nicht hinterfragen, bleibt diese Form der Zuckersucht oft unentdeckt bzw. können Betroffene, die eine Zuckerentwöhnung starten, nur selten auf Verständnis in ihrem Umfeld hoffen. (Sie konfrontieren die anderen ja mit ihrer eigenen Zuckersucht 😉

4. Der gelegentliche Exzessesser

In der Alkoholsucht gibt es den sogenannten Quartalstrinker, der in unregelmäßigen zeitlichen Abständen einen unwiderstehlichen Drang nach alkoholischen Getränken entwickelt, der in einem richtigen Saufgelage endet. Außerhalb dieser Trinkexzesse können Quartalstrinker wochenlang ohne Alkohol auskommen.

Diese Form der Alkoholsucht ist vergleichbar mit Zuckersüchtigen, die sich phasenweise sehr gesund ernähren (oft im Rahmen einer bestimmten Diät), dann aber immer mal wieder Essanfälle erleben, in denen sie keine Kontrolle mehr über ihren Konsum haben.

Gelegentliche Exzessesser können bei solchen Essattacken unglaublich große Mengen an Nahrungsmitteln vertilgen, aber ansonsten ein sehr gezügeltes Essverhalten an den Tag legen. Gewichtsschwankungen von mehreren Kilogramm sind für solche Zuckersuchttypen typisch.

Gut zu wissen: Der chronisch Zuckersüchtige

Bei Alkoholikern wird noch eine 5. Form der Sucht unterschieden, der sogenannte chronisch Süchtige, auch Gamma-Alkoholiker genannt. Hier bestimmt die Sucht das gesamte Leben. Betroffene erleiden einen völligen Kontrollverlust, das heißt, sie können nicht mehr ohne ihre „Droge“, die ihr Leben vollkommen im Griff hat.

Auch die Zuckersucht kann derart entarten. Die Gedanken Betroffener drehen sich dann ständig nur noch um Zucker und die damit verbundene Nahrungsaufnahme.

Betroffene wissen, dass sie nicht „normal“ sind und leiden unter ihrem Verhalten. Aus Scham versuchen sie ihr Essverhalten vor anderen zu verbergen. Sie essen heimlich, verstecken den Abfall von Verpackungen und ziehen sich immer mehr aus dem sozialen Leben zurück.

Diese Form der chronischen Zuckersucht geht sehr häufig einher mit massivem Übergewicht oder anderen Formen der Essstörungen wie Bulimie oder Binge Eating. In diesem Stadium ist der Ausstieg aus der Zuckersucht allein fast unmöglich und Betroffene sollten sich nicht davor scheuen therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Meines Erachtens handelt es sich hierbei weniger um einen speziellen Suchttypen als vielmehr um eine stark ausgeprägte Form der Sucht, in der jeder Zuckertyp landen kann. Beschrieben wird hier also weniger ein Suchttyp als vielmehr der stärkste Schweregrad der Zuckersucht.

5. Mischformen

Nicht immer lässt sich eine Zuckersucht eindeutig in eine der fünf genannten Kategorien einordnen, sehr häufig finden sich Betroffene gleichzeitig in mehreren Formen der Zuckersucht wider. Recht häufig sind z. B. Mischungen des Pegel- und Problemessers. Also Menschen, die täglich eine normale Menge an schnell verdaulichen Kohlenhydraten essen, und bei emotionalen Belastungen dann auch mal größere Mengen davon zu sich nehmen.

Ich bin beispielsweise als Pegelesser aufgewachsen und empfand es viele Jahre lang als normal zu jeder Mahlzeit schnell verdauliche Kohlenhydrate zu essen. Erst, als ich als Teenager den Versuch startete auf meine heißgeliebte Schokolade und meinen N*tella-Aufstrich zu verzichten, bemerkte ich Anzeichen einer Abhängigkeit. Ich wurde gereizt, dachte fast permanent an Schokolade und musste mich sehr beherrschen die von mir gesetzte Zeitspanne ohne Süßigkeiten durchzustehen.

Darüber hinaus entwickelte ich die Tendenz mich mit Essen zu trösten und meine Stimmung aufzuhellen. Ich aß also dann besonders gerne und viel, wenn es mir schlecht ging. Später entwickelte sich daraus, ausgelöst durch eine Krise in meiner Ursprungsfamilie, eine Form des Exzessessens und ich erreichte phasenweise sogar den Typ des chronisch kranken Zuckeressers. Ich aß gezielt große Mengen an Weißbrot, Nudeln und Süßigkeiten, die ich hinterher erbrach. Glücklicherweise fand ich aus diesem problematischen Kreislauf wieder heraus.

Inzwischen habe ich den Konsum von Süßigkeiten und anderen schnell verdaulichen Kohlenhydraten stark eingeschränkt, weil ich immer noch die Tendenz habe, mehr von diesen Dingen zu essen, als mir gut tut, vor allem in emotional belastenden Situationen.

Was bringt es mir zu wissen, welcher Zuckersucht-Typ ich bin?

Wie Du vielleicht bereits hier gelesen hast, gibt es für Entstehung einer Zuckersucht unterschiedliche Faktoren. Neben genetischen Vorbindungen, können auch emotionale Faktoren und biochemische Ungleichgewichte sowie die Macht der Gewohnheit eine Rolle beim Verlangen nach Zucker und Süßigkeiten spielen.

Indem Du Dich in einem oder mehreren Typen der Zuckersucht wieder erkennst, kannst Du deutlich gezielter an die Zuckerentwöhnung herangehen. Denn bei den einzelnen Typen der Zuckersucht gibt es unterschiedliche Schwerpunkte bei der Frage nach dem Warum, so dass es durchaus Sinn machen kann unterschiedliche Schwerpunkte bei der Zuckerentwöhnung zu setzen.

Während der Pegelesser, der nur selten oder gar keine Essanfälle hat, bei denen er große Mengen in kurzer Zeit vertilgt, sondern regelmäßig über den Tag verteilt immer mal wieder eine kleine Dosis Zucker oder anderer schnell ins Blut schießender Kohlenhydrate benötigt, um sich wohl zu fühlen, seinen Schwerpunkt auf den Ausgleich der biochemischen Prozesse in seinem Körper legen sollte, muss derjenige, der darüber hinaus bei emotionalen Problemen zu Essattacken tendiert, auch die emotionale Komponente angehen. um seine Zuckersucht zu überwinden.

Gleichzeitig sollte der Gelegenheitsesser besonders viel Wert auf die Erlernung neuer Gewohnheiten legen, da die Macht der Gewohnheit bei seiner Sucht eine große Rolle zu spielen scheint, und gleichzeitig an seinem gesunden Selbstbewusstsein arbeiten, um die Kraft und die Stärke zu finden, auch mal nein zu sagen und gegen die Stromrichtung der Allgemeinheit anzuschwimmen.

Fazit:

Wie Ihr also seht, gibt es meiner Meinung nach 4 bzw. 5 unterschiedliche Typen der Zuckersucht, die sich in der Praxis jedoch nur selten ganz klar voneinander abgrenzen lassen, sondern häufig als Mischformen zu finden sind. Wer weiß, zu welcher Kategorie Typ er zählt, kann dadurch Vorteile bei der Zuckerentwöhnung haben, weil er die dominierenden Ursachen besser ausfindig machen kann und dabei viel gezielter an seinen „Baustellen“ ansetzen kann.

Die unterschiedlichen Typen sagen übrigens nicht unbedingt etwas über den Schweregrad der Zuckersucht aus. Über die unterschiedlichen Schweregrade der Zuckersucht kannst Du hier mehr nachlesen>>

Mich würde jetzt natürlich interessieren, ob Du Dich in der Aufzählung der einzelnen Typen wiedergefunden hast und zu welchem Typ Du Dich selbst zählen würdest.

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